Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
auf dem Bett konnte unmöglich sehen, was sie im Schutz der Balkonbrüstung tat. Vielleicht erkannte er es jedoch an ihrem Gesicht und an den Bewegungen ihrer Schultern. Denn plötzlich leuchtete etwas wie Triumph in seinen Augen auf. In jenen Augen, mit denen er sie vögelte, während er gleichzeitig seine Partnerin dazu brachte, lauter und lauter zu keuchen.
Endlich stieß die Frau kleine, spitze Schreie aus und warf den Kopf hin und her, sodass ihre Haare wie eine Wolke um ihr Gesicht flogen. Um den Mund des Mannes legte sich ein selbstgefälliges Lächeln. Als Dora das sah, verging ihr die Lust. Sie zog die Hand unter ihrem Rock hervor, drehte sich um, trat zurück ins Zimmer und schloss die Glastür hinter sich.
Selbst durch die massive Wand konnte sie das Paar nebenan hören. Während die Frau immer noch Lustschreie ausstieß, stöhnte der Mann im selben Takt. Dora hielt es für möglich, dass er absichtlich so laut war, damit ihr das Finale nicht entging. Jetzt hörte sie sogar das Bett rhythmisch knarren.
Während sie mit einem Ohr dem furiosen Ende der akustischen Darbietung lauschte, öffnete sie ihren Koffer. Als Erstes nahm sie die mit rotem Samt überzogenen Handschellen heraus, ließ sie einen Moment an der massiven Silberkette baumeln und verstaute sie dann in der Schublade des Nachtschränkchens. Die schwarzen Samtbänder legte sie gleich daneben.
Schließlich ging sie ins Bad, um ihre Verwandlung vorzunehmen. Sie brauchte nur zehn Minuten, um ihre schulterlangen, blond getönten Haare hochzustecken und sich mithilfe einer Perücke in eine rasante Rothaarige zu verwandeln. Anschließend tupfte sie den dezenten rosa Lipgloss ab und malte sich einen knallroten Kussmund. Die Augen betonte sie mit Lidschatten in verschiedenen dunklen Grau- und Grüntönen und einem dicken schwarzen Lidstrich. Nachdem sie ihre Wimpern noch einmal nachgetuscht und sich verschwenderisch mit Thilos Lieblingsduft eingesprüht hatte, war sie fertig.
»Dressed to kill«, flüsterte sie und warf der unwiderstehlichen Rothaarigen, die ihr verschwörerisch zublinzelte, eine Kusshand zu.
Nachdem sie in ihre High Heels geschlüpft war, griff sie nach ihrer Clutch und verließ das Zimmer. Während sie den Flur entlangging, hörte sie das leise Rascheln ihrer Seidendessous. Sie hatte sich für Tiefblau mit schwarzer Spitze entschieden. Eigentlich wäre rote Unterwäsche angebracht gewesen, aber Thilo kam nun einmal nur bei Blau richtig in Fahrt. Und sie wollte, dass diese Nacht unvergesslich für ihn wurde, damit er endlich begriff, was er versäumte, wenn er sich nicht für sie entschied.
Mit einem tiefen Ton klapperten ihre Absätze die Holzstufen hinunter, bevor sie auf dem Marmorboden im Erdgeschoss in ein helles Klicken verfielen. Inzwischen war die Bar gut besucht. Hauptsächlich Männer saßen auf den hohen Hockern und an den kleinen Tischen. Das Geräusch von Doras Schritten war exakt jener Ton, der automatisch die Aufmerksamkeit jedes anwesenden Mannes erregte. Nahezu alle Köpfe wandten sich ihr zu, und sie hatte das Gefühl, durch den Raum zu schweben. Die lüsternen Männerblicke schienen sie zu tragen, und es fühlte sich an, als würden sie durch den Stoff des dünnen Seidenkleids ihre Brüste kneten und die heiße Haut ihrer Schenkel betasten. Als sie die Theke erreichte, kribbelte ihr ganzer Körper.
Der Barkeeper stutzte nur kurz, als Dora sich, nun rothaarig, auf den Hocker schwang. Dann setzte er sofort wieder seine unverbindliche Miene auf.
»Sex on the Beach«, bestellte sie mit rauchiger Stimme. Dieser Abend sollte besonders werden.
Sie schlug die Beine übereinander, und als ihre Seidenstrümpfe aneinanderrieben, überlief sie ein erregender Schauer. Ein Blick auf ihre kleine silberne Armbanduhr zeigte ihr, dass es noch zehn Minuten bis zweiundzwanzig Uhr waren. Natürlich blieb immer das Risiko, dass Thilo nicht erschien. Doch heute wollte sie nicht zweifeln. Er würde ganz sicher kommen. Weil er wusste, dass die Überraschung, die sie ihm angekündigt hatte, seinen Atem zum Stocken bringen würde. Thilo liebte es, wenn sie ihn atemlos machte. Sie musste nur dafür sorgen, dass er irgendwann ohne diese Atemlosigkeit nicht mehr leben wollte und konnte.
4. Kapitel
Xenia schlug die Decke zurück und blieb zögernd vor dem Bett stehen. Obwohl es kalt im Haus war, widerstrebte es ihr, sich hinzulegen und das Licht auszuschalten. Überall hörte sie es knacken und knistern. Obwohl sie wusste, dass es die
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