Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
alten Balken waren, die in der Stille der Nacht zum Leben erwachten und einander Geheimnisse zuflüsterten, fühlte sie sich unbehaglich.
Sie ging zum Fenster, um die Gardinen zu schließen. Im Nachbarhaus, das nur sechs oder sieben Meter entfernt stand, brannte noch Licht. Xenia beugte sich vor und sah im Schein einer Stehlampe einen Mann schlafend auf der Couch liegen. Sein dunkles Haar fiel ihm tief in die Stirn, und er hatte die Wange an den Unterarm geschmiegt, der neben seinem Kopf auf dem Sofakissen ruhte. War das der Mann, dessen Schatten sie vorhin im Garten gesehen hatte?
Jetzt bewegte er sich unruhig, drehte den Kopf hin und her, schob mit der Hand eine Ecke der Wolldecke fort und streckte ein Bein über den Rand der Couch. Trotz der Entfernung meinte Xenia, einen schmerzlichen Zug um seinen Mund zu erkennen. Dieser Mann wirkte einsam. So einsam, wie sie sich fühlte.
Sie starrte ihn so angestrengt an, dass ihre Augen zu brennen begannen. Plötzlich fragte sie sich, was er wohl tun würde, wenn sie ins Zimmer käme, die Decke hochhob und sich neben ihn legte? Wenn sie mit den Fingerspitzen über seine nackten Arme strich? Wenn sie mit ihren Lippen ganz zart seine Mundwinkel berührte?
Würde er erwachen, wenn sie ihn küsste, wenn sie ihre Zunge sanft zwischen seine Lippen schob und seinen Gaumen liebkoste?
Xenia hielt den Atem an und schaute durch die Dunkelheit hinunter zu dem Mann, der tief in einem Traum gefangen zu sein schien. Jetzt zuckten seine Hände und krallten sich in die Decke, die seinen Körper bedeckte.
Wie seine Finger sich wohl auf ihrer Haut anfühlen würden? Ein heißer Schauer durchlief sie.
Plötzlich schlug der Mann die Augen auf, und Xenia erstarrte. Hastig wich sie vom Fenster zurück und schloss mit einer energischen Bewegung die Vorhänge.
Mit wenigen Schritten war sie beim Bett, schlüpfte unter die Decke und zog sie sich bis über die Schultern hoch, als wollte sie sich darunter vor den Blicken des Fremden verstecken. Dennoch fühlte sie sich nicht mehr ganz so allein.
»Dora?« Thilo sprach sie von der Seite an. Obwohl er eigentlich nicht zu übersehen war, hatte sie sein Eintreten nicht bemerkt. Der Mann, den sie liebte, war ein fast zwei Meter großer Hüne mit blitzblauen Augen und weizenblondem Haar. An diesem Abend trug er einen Smoking, der seine imposante Statur noch unterstrich.
Sie zählte im Stillen bis zehn, bevor sie sich ganz langsam umdrehte. »Kennen wir uns?«, hauchte sie und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
Thilo starrte sie sekundenlang an und zog sein Handy aus der Tasche seiner Smokingjacke.
Wenn er jetzt fragte, warum sie ihn hierherbestellt hätte und nun so tat, als würde sie ihn nicht kennen, hatte sie ihn gewaltig unterschätzt. Und das wäre sehr schade gewesen.
Er musterte ihre rote Perücke, ihr auffälliges Make-up und ihren Brustansatz, der durch den Push-up verführerisch zur Schau gestellt wurde.
Bevor er etwas sagen konnte, musste er nach Luft schnappen. »Leider kennen wir uns nicht, aber ich finde, das sollten wir ändern.« Unauffällig ließ er sein Handy wieder in die Tasche gleiten. »Darf ich?« Er deutete auf den Hocker neben ihrem.
»Ich bin verabredet«, behauptete Dora. Sie hatte nicht vor, es ihm allzu leicht zu machen. Mit gleichgültiger Miene griff sie nach ihrem Drink.
»Dann kann ich nur hoffen, dass Ihre Verabredung nicht auftaucht.« Thilo enttäuschte sie nicht. Er verstand sich auf Spiele.
»Wenn Sie sich Mühe geben, schicke ich ihn möglicherweise wieder weg«, säuselte sie, schob sich den Strohhalm zwischen die gespitzten Lippen und saugte daran, während sie Thilo tief in die Augen sah. Dabei schlug sie ganz langsam die Beine übereinander.
»Ich werde mir die allergrößte Mühe geben.« Thilo strich mit den Fingerspitzen flüchtig über die Innenseite ihres Schenkels. Das Prickeln in Doras Blut wurde heftiger, und sie ahnte, dass es ihr nicht gelingen würde, dieses Vorspiel so lange hinauszuzögern, wie sie es vorgehabt hatte.
»Verraten Sie mir Ihren Namen?« Er berührte mit seinem Knie das ihre. Flammen züngelten an ihren Schenkeln hinauf und breiteten sich bis in die Mitte ihres Körpers aus. Wie immer brachte Thilo mit einer einzigen Berührung ihre Säfte zum Sprudeln. Was an sich schon Grund genug war, einem Mann rettungslos zu verfallen. Aber da war auch noch sein Anblick, bei dem es ihr jedes Mal den Atem verschlug. Seine Fähigkeit, sie mit einer knappen Bemerkung zum
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