Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
an den Innenseiten ihrer Schenkel lief ein zartes Kribbeln auf und ab.
Hastig griff sie nach dem ersten Ei und schlug es in eine Schüssel. Die übrigen drei folgten. Dann holte sie einen Schneebesen aus der Schublade und verrührte die Eier mit Salz, Pfeffer und ein wenig Milch. Als sie vor der Tür ein leises Scharren wie von Möbeln hörte, die über Fliesen geschoben wurden, hob sie den Kopf. Erik war erstaunlich schnell zurück. Aber was machte er da draußen?
Sie trat ans Fenster und schaute hinaus auf den kleinen Platz vor der Hintertür. Erstaunt sah sie, dass vor der Bank, auf der sie vor über zwei Wochen einen der ersten Briefe gefunden hatte, ein kleiner Tisch stand. Er war mit einem weißen Tischtuch bedeckt, und mitten auf dieser Decke flackerte eine Kerze in einem Messingleuchter. Auf der Bank lagen zwei Kissen.
Xenia öffnete die Tür und trat ins Freie. »Erik?«
Als würde die brennende Kerze Hitze verbreiten, war es hier draußen erstaunlich warm. Dennoch war es ein außergewöhnlicher Gedanke, Anfang März im Garten zu essen.
»Erik?«, rief sie noch einmal, doch er antwortete nicht. Vielleicht war er noch einmal zurück in sein Haus gegangen, um etwas zu holen. Durch die kahlen Äste konnte sie Licht in seinen Fenstern sehen.
Xenia ertappte sich bei einem Lächeln. Eigentlich war es eine hübsche Idee, hier zu essen. Wenn sie sich warm anzogen, ging es vielleicht. Sie wollte sich gerade umdrehen und zurück in die Küche gehen, als sie ihn sah. Er flatterte um die brennende Kerze, und in ihrem sanften Licht schimmerten seine Flügel dunkelblau.
»Gabriel«, flüsterte sie und begriff, dass es nicht Erik gewesen war, der alles für ein Essen zu zweit vorbereitet hatte. Langsam streckte sie die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über die weiße Tischdecke. Dann ließ ihren Blick durch den dunklen Garten schweifen. Der Mond warf silbernes Licht aufs Gras, und die Stämme und die kahlen Äste der Bäume zeichneten tiefe Schatten darauf.
Als sie an der Stelle des Gartens, wo es am schwärzesten war, eine Bewegung zu sehen meinte, hielt sie den Atem an. War dort der Schimmer goldblonder Haare zu erkennen, oder bildete sie sich das nur ein? War sie kurz davor, verrückt zu werden? Und warum hatte sie keine Angst vor einem Mann, der nachts ums Haus schlich? War das nicht das deutlichste Zeichen dafür, dass sie womöglich den Verstand verlor?
Rasch lief sie zurück in die Küche. Dort schnitt sie mit hektischen Bewegungen die Tomaten klein und lauschte gleichzeitig hinaus in den Garten. Dabei wagte sie kaum zu atmen.
Dann vernahm sie Schritte auf den Fliesen des Vorplatzes. Als die Tür sich öffnete, wagte sie nicht, sich umzudrehen. Sie beugte den Kopf tief über ihr Schneidebrett, während ihr ein Schauer durch den Körper lief.
Ein kalter Hauch zog durch den Raum, dann wurde die Tür wieder geschlossen, und die Schritte kamen über den abgetretenen Fliesenboden langsam auf sie zu. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie fuhr zusammen und erstarrte.
»Ich hoffe, du magst trockenen Rotwein.«
Sie stieß die Luft, die sie angehalten hatte, durch die Nase aus, hob den Kopf und sah Erik an. »Sicher.«
»Ist alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut.« Sie eilte zum Fenster, um aus einem der Kräutertöpfchen Petersilie zu holen. Während sie ein paar Stängel abpflückte, schaute sie nach draußen. Dort war keine brennende Kerze mehr zu sehen, und der kleine Tisch stand wieder mit seinen leeren Blumentöpfen an der Hauswand.
»Hast du einen Korkenzieher?«
Beim Klang von Eriks Stimme erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Rasch kehrte sie zum Herd zurück, stellte eine Pfanne auf die Platte und suchte dann in der Schublade nach dem Korkenzieher. Dabei bemühte sie sich, nicht darüber nachzudenken, ob sie verrückt wurde.
Erik erzählte während des Essens Geschichten aus seiner langjährigen Tätigkeit als Journalist. Unter normalen Umständen hätte Xenia die Unterhaltung interessant gefunden, doch ihre Gedanken schweiften ständig ab. Und ihre Blicke wanderten vom Gesicht ihres Gastes immer wieder zum Fenster. Dabei achtete sie darauf, dass sie an ihrem Wein nur nippte. Auf keinen Fall wollte sie einen Schwips bekommen, der womöglich dazu führte, dass sie noch mehr an sich und ihren Wahrnehmungen zweifelte. Denn natürlich gelang es ihr nicht, die Frage, ob sie dort draußen vor der Hintertür tatsächlich einen gedeckten Tisch gesehen hatte, aus ihren Gedanken zu vertreiben.
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