Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
Umschlag gegriffen. Auch so erzählten ihr die Briefe die Geschichte einer großen, unerfüllten Liebe.
Nun war zum ersten Mal der Name Amanda gefallen. Es konnte sich jedoch nicht um jene Amanda handeln, die Xenia kennengelernt hatte. Die Kapitänswitwe Amanda wurde schließlich in einem Brief von 1909 erwähnt. Ebenso wenig konnte Gabriel, der Mann, der in der vergangenen Nacht in ihrer Küche gewesen war, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts diese Briefe geschrieben haben. Der gesunde Menschenverstand sprach dagegen.
Aber wer war er dann? Wo kamen die Briefe her, die exakt in derselben Handschrift geschrieben waren wie die Schreiben, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts an Katharina Reimers gesandt worden waren? Jedes Jahr aufs Neue hatte ein Mann ihr von seiner Liebe geschrieben, obwohl sie mit einem anderen verheiratet gewesen war. Katharina hatte das offenbar zugelassen und diese Briefe sogar aufbewahrt.
»Wie traurig«, flüsterte Xenia und streichelte gedankenverloren das weiche Fell des Katers, der zu ihr aufs Sofa gesprungen war. Seit Gabriels Besuch war das Tier wie ausgewechselt. Obwohl er immer noch nichts von dem Futter fraß, das sie ihm hinstellte, suchte er ihre Nähe und ließ sich problemlos anfassen. Seine plötzliche Anhänglichkeit rührte sie fast ebenso sehr wie die Briefe.
»Na, fühlst du dich auch einsam?« Sie kraulte Ruprecht hinter den Ohren, und er begann, leise zu schnurren.
Als es an der Haustür klingelte, sprang der Kater mit einer geschmeidigen Bewegung vom Sofa und verschwand durch die offene Tür im Flur. Xenia folgte ihm langsamer.
Gabriel, huschte es ihr durch den Kopf, und es brachte ihr Blut in Wallung, nur an ihn zu denken.
Zögernd trat sie in die Diele. Sie hatte schon am frühen Abend den Vorhang vor das kleine Fenster neben der Haustür gezogen. Als direkt über ihrem Kopf die Klingel erneut anschlug, fuhr sie zusammen.
Wenn es nun Markus war! Es passte nicht zu Gabriel, dass er so energisch klingelte. Sie schlich auf Zehenspitzen zum Fenster, schob ihre Fingerspitzen seitlich unter den Vorhang, hob ihn leicht an und spähte nach draußen. Die Außenbeleuchtung brannte nicht, doch im Licht der entfernt stehenden Straßenlaternen erkannte sie eine breitschultrige Gestalt.
Als der Mann vor der Tür den Kopf bewegte, sah Xenia, dass er dunkle Haare hatte. Es war nicht Gabriel! Sie wich vom Fenster zurück und bemühte sich, tief und gleichmäßig zu atmen. Wie sollte Markus herausgefunden haben, wo sie war?
Jetzt klopfte es so sanft und leise, als wäre es doch Gabriel.
»Xenia?«
Sie wich noch ein paar Schritte zurück. Offenbar hatte der Mann da draußen sie gehört und wusste, dass sie direkt hinter der Tür stand. Die dunkle Stimme klang jedoch nicht drohend. Vor allem hörte sie sich nicht wie die von Markus an.
Xenia schluckte heftig und stieß dann hervor: »Wer ist da?«
»Erik«, kam es nach einer kurzen Pause. »Kann ich kurz mit dir sprechen?«
Sie hätte erleichtert sein sollen, aber es machte sich eine andere Art von Entsetzen in ihr breit. Bewegungslos stand sie da und starrte die Tür an.
»Xenia?«, rief er nach einiger Zeit, als sie schon hoffte, er wäre gegangen.
»Es gibt nichts zu reden«, behauptete sie und spürte, wie allein bei der Vorstellung, ihm ins Gesicht zu sehen, ihre Wangen glühten.
»Dann reden wir eben nicht. Kein Problem. Kannst du mir trotzdem aufmachen? Ich möchte dir etwas geben.«
Plötzlich kam sich Xenia kindisch vor. Entschlossen ging sie zur Tür und öffnete.
Erik lehnte lässig am Türrahmen. »Normalerweise bettele ich nicht vor den Türen von Frauen um Einlass«, verkündete er.
»Warum tust du es dann bei mir?« Xenia spürte, wie ein Lächeln um ihre Lippen zuckte. Seltsamerweise war sie gar nicht verlegen, als sie ihn ansah. Allerdings fiel es ihr schwer, ihm in die Augen zu schauen. Sie erinnerte sich noch viel zu gut, wie groß und dunkel seine Pupillen gewesen waren, als sie mit gespreizten Schenkeln auf seinem Schoß gesessen hatte.
»Ich wollte nicht, dass die hier verwelken.« Er hob die Hand und streckte ihr einen riesigen Strauß weiße Rosen entgegen.
Jetzt wurde sie doch rot. »Wieso …? Ich kann das nicht annehmen.«
»Hör zu.« Er ließ die Hand mit den Blumen sinken und machte einen Schritt über die Schwelle. »Ich bin nicht gerade ein Typ, der Stammgast im Blumengeschäft ist. Und nachdem ich mich schon aufgerafft habe, dorthin zu gehen, solltest du aus pädagogischen Gründen
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