Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
ihren Zeichentisch und begann zu schreiben.
Liebster,
Deine Worte haben mich berührt wie Fingerspitzen, die sanft über meine Haut gleiten, wie Küsse, leidenschaftlich und voll Verlangen. Sie bringen mich zum Träumen. Ich wünsche mir, Dich zu spüren. Deinen Körper an meinem. Deine Haut an meiner. Deine Hände und Deine Lippen auf meinen Brüsten, auf meinem Bauch, zwischen meinen Schenkeln …
Ich träume mich in eine duftende Frühlingsnacht. Der Wind flüstert in den ersten zarten Blättern. Im alten Apfelbaum hinter dem Haus hängt eine Schaukel.
Du nimmst mich bei der Hand und führst mich dorthin. Als wir uns nähern, schwingt die Schaukel sanft hin und her, als würde eine Nachtelfe darauf sitzen. Doch es ist nur der Frühlingswind.
Unter den Zweigen bleiben wir stehen und sehen uns an. Langsam hebst Du die Arme, öffnest die Knöpfe meines Kleids und streifst es mir von den Schultern. Deine Hände streichen über die Wäsche, die ich darunter trage, und plötzlich bin ich nackt. Der Frühlingswind liebkost meine Haut wie mit zarten, kühlen Lippen.
Auch Deine Kleider verschwinden wie von Zauberhand. Du setzt Dich auf die Schaukel und ziehst mich dicht zu Dir heran. Meine Schenkel spreizen sich über Deinem Schoß, ich lasse mich hinabsinken, und Du gleitest sanft in mich hinein. Es fühlt sich an wie Samt und Seide.
Dann stößt Du Dich mit den Füßen vom Boden ab, und wir beginnen, auf und ab zu schwingen. Hinauf zu den Sternen, die durch das silbrige Grün funkeln. Und wieder hinab zum Boden, um auf der anderen Seite wieder gen Himmel zu fliegen.
Und jedes Mal wenn die Schaukel den höchsten Punkt erreicht, habe ich das Gefühl, ich würde direkt zu den Sternen aufsteigen. Doch Deine starken Arme halten mich fest, und auf dem Weg nach unten spüre ich Dich so tief in mir, dass ein Schluchzen in meiner Kehle aufsteigt.
Dann kommt doch der Moment, in dem der Himmel und ich eins werden. Der Augenblick, in dem ich funkle und strahle und mich in Deinen Armen auflöse …
So träume ich von Dir, mein Liebster.
In Liebe
Deine …
Zögernd ließ Xenia die Feder über dem Papier schweben. Dann malte sie entschlossen ein großes K unter den Brief. Katharina war ihr zweiter Vorname, und diese Zeilen hatte sie als Katharina geschrieben. Als eine Frau, die Gabriel mit seinen sehnsüchtigen Worten in seinen Bann gezogen hatte. Sie meinte, sehr genau zu wissen, was Katharina damals gefühlt haben musste, als sie in ihrer aus Konvention geschlossenen Ehe gefangen gewesen war.
Irgendwann nach dem Tod ihres Mannes musste Katharina bereut haben, dass sie Gabriel von sich gestoßen hatte. Aber diese Erkenntnis war wohl zu spät gekommen.
Xenia faltete den Brief und schob ihn in einen schlichten weißen Umschlag, den sie nicht zuklebte und auf den sie auch keinen Namen schrieb.
Durch die Hintertür ging sie hinaus in den Garten. Sie überquerte das feuchte Gras und blieb vor dem alten Apfelbaum gleich neben dem Zaun stehen. Hier hatte sie an ihrem ersten Abend die Silhouette eines Mannes gesehen. Inzwischen wusste sie, dass nicht Erik es gewesen sein konnte. Seine Haare waren dunkel, die von Gabriel aber golden.
Sie schob den Umschlag in eine Astgabel und kehrte zum Haus zurück. Dabei bemerkte sie die Gestalt nicht, die sich aus dem Schatten der Hecke löste und zum Apfelbaum ging.
13. Kapitel
Dora starrte auf das Display ihres Handys. Es war die dritte SMS, die Thilo ihr heute schickte. Bisher hatte sie nicht gewusst, dass er fähig war, romantische Worte zu finden. Aber bis jetzt hatte er es auch nicht nötig gehabt, um sie zu werben. Sie war ihm hinterhergelaufen, ohne dass er sich um sie bemühen musste. Doch damit war nun Schluss. In ihrem Kopf hatte sich in dem Augenblick ein Hebel umgelegt, als sie Thilo mitten in der Nacht weggeschickt hatte. Sie hatte seinen erstaunten, fast verletzten Blick gesehen, und nun las sie seine dringlichen Botschaften. Er wollte sie offenbar nicht verlieren. Und wenn das so war, würde er sich ändern, würde sich um sie bemühen, ihr zuhören, für sie da sein. Er würde nicht nur mit ihr schlafen, sondern auch mit ihr leben wollen.
Bei diesem Gedanken flammte alte Sehnsucht wieder in ihr auf. Wie seltsam, dass sich genau zu dem Zeitpunkt, da sie endlich bereit war, ihre Hoffnung zu begraben, ein Weg zu ihrem Ziel abzeichnete! Ein Leben mit Thilo schien plötzlich in greifbare Nähe gerückt. Er hatte sein distanziertes, fast gleichgültiges Verhalten aufgegeben
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