Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
Wagen machte einen Satz nach vorn und verschwand in der Dunkelheit.
»Der kommt nicht wieder«, stellte Xenia zufrieden fest. »Ich danke dir, Gabriel«, sagte sie laut und drehte sich um. Doch Gabriel war nicht mehr in der Küche, wo er eben noch gestanden hatte. Sie schaute im Wohnzimmer und in ihrem Atelier nach und sah durch die Hintertür hinaus in den dunklen Garten, doch er war nirgends zu entdecken.
Nur Ruprecht war da. Er lag im Wohnzimmer auf der Couch und leckte sich zufrieden die Pfoten. Xenia setzte sich neben ihn und kraulte ihn.
Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit und Ruhe machte sich in ihr breit, und obwohl sie allein im Haus war, fühlte sie sich nicht einsam. Sie hatte keine Angst mehr, denn sie wusste, dass sie stark genug war, sich dem Leben zu stellen – und dass sie Hilfe bekam, wenn sie sie brauchte und darum bat.
17. Kapitel
Lieber Gabriel,
gestern Abend warst Du so schnell fort, dass ich mich nicht mehr bei Dir bedanken konnte. Was ich getan habe, konnte ich nur wagen, weil ich Dir vertraut habe – und Du hast mein Vertrauen nicht enttäuscht und mir den Weg in die Freiheit gewiesen.
Ganz gleich, was noch geschieht: Ich werde Dich nie vergessen und werde die Stunden mit Dir, nicht nur die gestrigen, für immer in meinem Herzen bewahren. Danke!
Deine K.
Während sie ihre Zeilen noch einmal durchlas, kaute Xenia nachdenklich auf dem Ende ihres Füllfederhalters. Dann faltete sie den vergilbten Briefbogen zusammen. Sie hatte den alten Schreibblock ganz hinten in einem der Fächer des antiken Sekretärs im Wohnzimmer gefunden. Vielleicht hatte dieses Möbelstück schon in der Ecke neben dem Fenster gestanden, als Gabriel hier wohnte, und er hatte auf diesem Papier seine letzten Briefe an Katharina geschrieben. Womöglich gab es irgendwo auch noch passende Briefumschläge.
Noch einmal schaute sie in alle Fächer und untersuchte sie genau. Nichts. Auch in der obersten Schublade kullerte ihr nur ein einsamer Bleistiftstummel entgegen. Sie schob ihre gestreckten Finger ganz nach hinten und fühlte ein kleines Klötzchen, das an der Unterseite der Schreibtischplatte angebracht war. Vorsichtig drückte sie dagegen. Es klickte, und der Boden der Schublade glitt zu etwa einem Drittel zur Seite. In der Vertiefung, die dadurch sichtbar wurde, stand ein flaches Kästchen aus poliertem Kirschbaumholz mit kunstvoller Einlegearbeit.
Xenia klappte das Kästchen auf. Darin lag ein kleiner Beutel aus dunkelrotem Samt. Vorsichtig löste sie das Seidenbändchen, mit dem das Futteral verschlossen war. Aus dem offenen Beutel fiel ein Ring in ihre Hand. Es war ein schmaler Goldreif mit einem Diamanten. Der Stein war nicht groß, aber wunderschön geschliffen. Sie hielt den Ring unter die Lampe und betrachtete die Innenseite. Für Katharina – auf immer der Deine – Gabriel war dort in winzigen Buchstaben eingraviert.
Als sie begriff, was dieser Ring bedeutete, stiegen Xenia Tränen in die Augen. Gabriel hatte ihn gekauft, um ihn vielleicht eines Tages Katharina als Verlobungsring an den Finger stecken zu können. Vielleicht, nachdem sie Witwe geworden war. Doch dazu war es nie gekommen, weil Katharina ihm die Schuld am Tod ihres Mannes gegeben hatte.
Nachdem sie sich mit dem Handrücken über die Augen gewischt hatte, steckte sich Xenia den Ring an. Er glitt auf ihren Finger, als sei er für sie gemacht. Sie bewegte die linke Hand im Licht der Lampe und bewunderte den funkelnden Stein. Plötzlich meinte sie, hinter sich im Zimmer ein Geräusch zu hören, und fuhr wie ertappt zusammen. Doch als sie sich umschaute, war sie allein. Dennoch wollte sie hastig den Ring wieder abziehen. Sie zog und zerrte, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Schließlich stand sie auf, um es in der Küche mithilfe von Wasser und Seife zu versuchen.
Als sie an der offenen Tür zu ihrem Atelier vorbeikam, wunderte sie sich, dass dort Licht brannte. Sie trat ein und schaute sich verwundert um. Das Zimmer wirkte vertraut und doch fremd. Die Beleuchtung war schwächer als sonst, und sie stellte fest, dass unter der Decke anstatt der Pendelleuchte mit den drei Milchglaskugeln eine Gaslampe mit grünem Schirm hing.
Die schlichten Holzregale, in denen sie ihre Stoffballen und Skizzenbücher aufbewahrt hatte, waren verschwunden. Stattdessen stand ein großer Schrank mit Glastüren an der Wand. Hinter den Scheiben erkannte sie zahlreiche Fläschchen, die offenbar mit Arzneimitteln gefüllt waren. Gegenüber der Tür hatte ein
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