Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
Bücherschrank seinen Platz.
An einem Garderobenständer in der Ecke hingen mehrere Jacken, ein weißer Kittel – und das helle Kleid, das Katharina auf dem alten Foto trug. Nur einen kurzen Moment wunderte sich Xenia, warum es nicht im Kleiderschrank war, wo sie es sonst aufbewahrte. Dann streifte sie wie in Trance Jeans und Pullover ab und schlüpfte in das Kleid. Es passte ebenso perfekt wie an dem Morgen, an dem Amanda es ihr gegeben hatte. Sie schloss die Knöpfe und strich sich die Haare glatt, die plötzlich länger und lockiger zu sein schienen.
»Katharina?« Sie hörte ihn ihren Namen sagen, bevor sie ihn sah. Noch war er in der Küche, doch seine Schritte näherten sich rasch.
Als er in der offenen Tür auftauchte, holte sie tief Luft. Ihr Herz begann heftig zu klopfen. Ihr Puls raste, ihre Wangen glühten, und obwohl sie wusste, dass ihr Blick sie verraten würde, war sie nicht in der Lage, den Kopf abzuwenden.
»Ich bin gekommen, weil ich mit dir sprechen muss«, hörte sie sich wie aus weiter Ferne sagen.
»Ja, wir müssen reden.« Er machte einen Schritt auf sie zu.
Katharina wollte zurückweichen, doch sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Also blieb sie bewegungslos stehen und ließ zu, dass er die Hände auf ihre Schultern legte und sie vorsichtig an sich zog.
Sekundenlang hielt sie in seiner Umarmung ganz still und atmete tief seinen Duft ein. Er roch, wie ein Mann riechen sollte, nach herber Seife und gutem Pfeifentabak. Wie oft sie sich in den vergangenen Wochen vorgestellt hatte, dass er abends allein in seinem Wohnzimmer saß und seine Pfeife rauchte! Sie hatte sich gewünscht, neben ihm zu sitzen, und hatte sich doch gleichzeitig für ihren Wunsch geschämt. Schließlich war sie seit nicht einmal zwei Monaten verheiratet. Mit Gabriels bestem Freund.
Endlich fand sie die Kraft, sich aus seinen Armen zu lösen. Sie wich einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen den Bücherschrank. »Der Kuss an meinem Hochzeitstag …« Die Worte kamen nur mühsam über ihre Lippen, obwohl sie sich das, was sie sagen wollte, seit Tagen zurechtgelegt hatte. Dann wusste sie nicht mehr weiter.
»Es war unverzeihlich«, sagte Gabriel leise. »Er ist mein bester Freund, und du bist die Frau, die ihm Treue fürs ganze Leben geschworen hat.«
Sie biss sich auf die Unterlippe und schmeckte Blut. »Hätten wir uns uns vor meinem Hochzeitstag kennengelernt, wäre alles anders gekommen. Aber so – ich werde zu meinem Versprechen stehen.«
Er nickte. »Wir müssen unsere Gefühle tief in uns verschließen. Aber ich kann das nicht. Meine Liebe … Sie will über meine Lippen, sie kribbelt mir in den Händen, sie bringt meinen Körper zum Beben.«
»Ich kann es auch nicht«, flüsterte sie und spürte ihre Lippen, ihre Hände, ihren ganzen Körper. Jede Faser sehnte sich nach ihm, wollte ihn fühlen und berühren und ganz nah bei ihm sein.
»Aber wir müssen es«, fügte sie leise hinzu.
Sie sah, wie seine Finger bebten, und presste sich mit dem Rücken fest gegen den Bücherschrank. Ihre eigenen Hände schob sie hinter ihren Körper, aus Angst, sie könnte sie nach ihm ausstrecken.
»Darf ich dir schreiben?«, fragte er nach einer langen Pause. »Wenigstens ab und zu?«
Sie zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. Ihre Sehnsucht, seine Worte zu lesen, war so groß, dass es wehtat. »Auch das ist Verrat.« Sie sprach so leise, dass sie ihre eigene Stimme kaum hörte.
»Ein einziger Brief jedes Jahr. Nur damit du weißt, dass ich dich immer noch liebe. Denn das werde ich tun, jede Minute, jeden Tag und jedes Jahr meines Lebens.« Seine traurigen Augen taten ihr so weh, dass sie die Hand auf ihr Herz presste.
»Du wirst schon bald eine andere Frau treffen, in die du dich verlieben und die du heiraten wirst.« Sie hoffte es für ihn, auch wenn sie schon jetzt eifersüchtig auf die Frau war, die Haus und Bett mit ihm teilen würde.
Er lachte leise und bitter. »Du weißt genau, so wird es nicht sein. Genauso wenig, wie du den Augenblick vergessen wirst, als wir uns während des Hochzeitsfestes plötzlich allein vor der Tür des Festsaals gegenüberstanden. Hast du jemals zuvor einen so ehrlichen Moment erlebt? Unsere Blicke trafen sich, und wir sahen einander bis in die Seele. Keiner von uns verstellte sich. Und deshalb geschah, was geschehen musste. Ich machte einen Schritt nach vorn, du tatest einen Schritt auf mich zu, und unsere Lippen berührten sich, als hätten wir unser
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