Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
sich her zum Parkplatz. Inzwischen war fernes Donnergrollen zu hören, und über den Dächern der Stadt zerschnitten immer wieder Blitze den Nachthimmel. Die Luft war mit Elektrizität geladen. Als sie das Auto erreichten, fielen die ersten Tropfen.
Nachdem sie sich auf dem Beifahrersitz angeschnallt hatte, holte Dora ihr Handy aus der Tasche.
»Musst du sofort die Neuigkeit verbreiten, dass du mit einem guten alten Freund Sex in hundertfünfzig Metern Höhe hattest?«, neckte Philipp sie und lenkte seinen Wagen aus der Parklücke.
Dora lauschte dem Klingelzeichen am anderen Ende der Leitung, doch Xenia meldete sich wieder nicht. Mit einem Seufzer steckte sie das Handy weg. »Ich habe nur versucht, eine Freundin zu erreichen, von der ich schon seit ein paar Tagen nichts gehört habe. Unser Erlebnis im Highflyer gebe ich erst morgen an die Medien.« Lächelnd beugte sie sich zur Seite und hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel.
Während sie den Nachthimmel betrachtete, über den jetzt die Blitze in fast ununterbrochener Folge zuckten, wurde ihr klar, dass sie mit Xenia eine andere Lösung für Gabriel finden musste. Plötzlich erschien ihr der Gedanke, mit einem anderen Mann als Philipp zu schlafen, völlig absurd, selbst wenn es sich bei diesem anderen Mann um einen Geist handelte. Um einen neuen Plan für Gabriels Erlösung konnte sie sich morgen kümmern. Diese Nacht gehörte Philipp und ihr.
Erik saß an seinem Schreibtisch und sah hinaus in die Gewitternacht. Über dem Dach des Nachbarhauses, das er in Gedanken nur noch Xenias Haus nannte, schienen besonders viele Blitze durch die Luft zu zucken. Das grelle Licht blendete ihn, aber anders als sonst verursachte der plötzliche Wetterumschwung ihm keine Kopfschmerzen.
Er fühlte sich gut. Und er wusste, was er wollte – er musste nur aufstehen und zu ihr hinübergehen … Und doch – immer, wenn er sich vorstellte, wie wunderbar es mit ihr sein würde, war sofort die Angst da, sein Schicksal könnte sich wiederholen.
Mit einem unterdrückten Fluch sprang er von seinem Schreibtisch auf und eilte mit großen Schritten zum Bücherregal auf der anderen Seite des Zimmers. Dort griff er hinter die Nachschlagewerke in der obersten Reihe und zog ein gerahmtes Foto hervor. Er hatte es nicht mehr ertragen, jeden Tag die Augen zu sehen, die ihn nie mehr anschauen würden.
»Was soll ich nur tun, Sofia?«, flüsterte er und zog mit der Spitze seines Zeigefingers die Form ihrer Lippen nach.
Es war nicht so, dass er Sofias Stimme hörte, und doch bekam er eine Antwort von ihr. Denn er wusste, was sie ihm gesagt hätte, spürte plötzlich mit großer Klarheit, dass er leben wollte. Und er begriff, dass er nicht aufhören musste, Sofia zu lieben, nur weil seine Gefühle für eine andere Frau genauso tief waren. Für eine Frau, die lebendig war wie er. Mit der er sein Leben teilen konnte und teilen wollte und mit der es eine Zukunft und nicht nur eine Vergangenheit gab.
Erik hob den Kopf und schaute durchs Fenster hinüber zum Nachbarhaus. Das Gewitter tobte mit unverminderter Heftigkeit, doch davon würde er sich nicht abhalten lassen. Er musste sofort zu ihr! Musste ihr erklären, warum er so lange gezögert hatte, sich vollkommen auf sie einzulassen, und sie fragen …
Das Krachen war so laut, dass er vor Schreck beinahe das Foto hätte fallen lassen. Er legte es hastig auf den Tisch und eilte zum Fenster. Es musste ganz in der Nähe eingeschlagen haben.
Zunächst sah er nichts außer weiteren blendend hellen Blitzen, die die Luft zerschnitten. Dann bemerkte er im grellen, zuckenden Licht das Loch im Dach des Nachbarhauses. Sekunden später schlugen Flammen aus dem Dachstuhl.
»Xenia!«, brüllte er und rannte zur Tür.
Plötzlich wurde es dunkel im Zimmer, und nur das rötliche Licht der Flammen huschte wie ein Schwarm Schattengeister durch den Raum. Offenbar war durch einen Blitzeinschlag der Strom ausgefallen. Erik lief mit voller Wucht gegen einen Beistelltisch. Klirrend fiel eine Vase zu Boden, und ein dickes Buch landete mit einem dumpfen Laut auf seinem Fuß.
Er stieß einen Fluch aus und humpelte weiter zur Tür, wo er kostbare Sekunden damit zubrachte, hektisch nach der Klinke zu suchen.
Endlich war er im Flur, wo er sich im Dunkeln zur Treppe, die Stufen hinunter und weiter zur Haustür tastete. Endlich stürzte er ins Freie.
Die Flammen, die aus dem Dachstuhl des Nachbarhauses schlugen, waren inzwischen deutlich größer, und auch hinter den
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