Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
Fenstern im ersten Stock loderte das Feuer schon an einigen Stellen.
Entsetzt starrte Erik dort hinauf, während er durch den Vorgarten auf das brennende Haus zurannte. Wenn Xenia im Schlafzimmer gewesen war, als der Blitz ins Dach eingeschlagen hatte, war sie womöglich von den Flammen eingeschlossen.
Der Gedanke, in welch großer Gefahr sie sich befand, ließ seine Knie weich werden. Bitte, lass sie am Leben sein , richtete er seine flehenden Gedanken an einen Gott, an dessen Existenz er in diesem Augenblick versuchte, mit aller Kraft zu glauben. Wenn sie noch lebt, wenn ich sie noch retten kann, werde ich ihr sofort sagen, dass ich sie liebe, dass ich mit ihr zusammen sein will, dass es feige war, das Geschenk, das das Schicksal mir gemacht hat, zu verschmähen, nur weil ichAngst hatte, es könnte wieder schmerzlich enden. Lass ihr nicht ausgerechnet jetzt etwas passieren, nachdem ich endlich begriffen habe, dass wir zusammengehören.
Er legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zum ersten Stock. Doch hinter keinem der Fenster zur Straße war ihr dunkler Kopf zu sehen. Nur hohe Flammen, deren flackerndes Licht den Vorgarten in einen Hexentanzplatz verwandelte.
Erik stürzte zur Haustür und rüttelte vergeblich an der Klinke. Die Tür war verschlossen. Verzweifelt warf er sich mit der Schulter dagegen, doch sie gab nicht nach. Er brauchte irgendein Hilfsmittel, um ein Fenster einzuschlagen.
Fluchend rannte er um das Haus herum. Im Erdgeschoss war es überall dunkel, die Flammen waren also noch nicht bis unten vorgedrungen. Vor dem Wohnzimmerfenster blieb er stehen, als er durch die Scheibe ein schwaches Licht sah. Im ersten Moment glaubte er, die Flammen würden nun auch schon hier unten züngeln. Dann erkannte er, dass der Schein von einer altmodischen Lampe über dem Sekretär kam. In ihrem gelblichen Licht bewegte sich der Schatten einer menschlichen Gestalt gebückt durch den Raum.
»Xenia!« Mit beiden Fäusten schlug Erik gegen das Fenster und brüllte dabei so laut er konnte ihren Namen. »Du musst da raus! Schnell!«
Sie reagierte nicht, hob nicht einmal den Kopf. Vielleicht war sie schon so benommen vom Rauch, dass sie ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm. Da bewegte sich der dunkle Schatten durch den Lichtkegel der Lampe, und Erik sah erstaunt, dass es ein Mann war.
Der Fremde da drinnen richtete sich auf, und was er nun sah, ließ Erik vor Schreck aufstöhnen. In seinen Armen hielt der Mann eine leblose Frau, die vorher wohl vor dem Kachelofen auf dem Boden gelegen hatte, sodass sie vom Fenster aus nicht zu sehen gewesen war. Xenia! Trotz des schwachen, unruhigen Lichts erkannte Erik ihr Profil – die sanft gewölbte Stirn, die kurze, gerade Nase, die geschwungenen, leicht geöffneten Lippen. Das dunkle Haar fiel nach hinten und glänzte in der diffusen Beleuchtung wie poliertes Mahagoni.
Sie sah wunderschön aus – wie ein schlafendes Dornröschen. Wieso stand der Mann einfach nur da, hielt sie in den Armen und sah sie an? Die Flammen konnten jeden Moment aufs Erdgeschoss übergreifen. Schon jetzt waberten Rauchschwaden durchs Wohnzimmer. Wieder schlug Erik mit beiden Fäusten gegen das Fenster.
Zunächst reagierte der Fremde nicht, sondern starrte nur weiter auf die leblose Xenia hinunter. Aber dann hob er den Kopf und sah Erik direkt ins Gesicht.
»Raus da!«, brüllte Erik und gestikulierte wild mit den Armen. Was machte dieser Kerl da eigentlich? Hatte er vor, gemeinsam mit Xenia zu sterben? Die Augen des Mannes glühten, als würde in ihnen ein eigenes Feuer brennen. Seine weiße Haut schien im Dämmerlicht zu leuchten.
Vergeblich sah sich Erik nach einem Gegenstand um, mit dem er die Scheibe einschlagen konnte. Schließlich holte er mit dem Ellbogen aus und ließ ihn gegen das Fenster krachen. Ein Mal und gleich darauf ein zweites Mal. Die Scheibe klirrte, zerbrach aber nicht. Der Mann im Zimmer stand immer noch bewegungslos da und sah mit ausdrucksloser Miene zu.
Erik nahm all seine Kraft zusammen, schwang den Arm weit nach hinten und stieß ihn erneut gegen das Fenster. Nun war das Klirren lauter als zuvor, und ein scharfer Schmerz durchfuhr ihn. Er hatte mit seinem Ellbogen ein Loch in die Scheibe geschlagen, in dem nun sein Arm steckte. Als er versuchte, ihn herauszuziehen, bohrten sich die scharfen Glaszacken hinein.
Er ignorierte den Schmerz und die klebrige Wärme, als das Blut über seine Haut lief und seinen Ärmel durchtränkte. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er
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