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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Entführung, Geiselnahme … Wart Ihr nicht selbst seine Geisel?«
    »Nein, ich war Eure Geisel, Gundram. Danach war ich Martins Gast! Freiwillig!«
    »Ihr macht Euch lächerlich, Prinzessin!«, schnaubte Gundram. »Ihr seid voreingenommen, weil Ihr mit ihm …«
    »Schweigt!« De Cazevilles Zwischenruf klang wie ein Peitschenknall. Gundram verstummte sofort.
    De Cazeville war neben Isabella getreten und blickte auf die Versammelten herunter. Gundram fröstelte, als er ihn auf einer Höhe mit dem Herzog und Isabella sah. Niemand wagte etwas dagegen einzuwenden, dass er sich erdreistete, sich mit den beiden auf eine Stufe zu stellen, auch wenn es nur äußerlich war. Gundram ahnte sogar, dass er den alten Herzog, wie auch Isabella, bereits völlig beherrschte. Ohnmächtig musste er zur Kenntnis nehmen, dass sein Geschick sich nach dem Willen dieses schwarzen Mannes wenden würde. Irgendwie musste er sich mit ihm gut stellen. Drohungen schüchterten ihn nicht ein, Waffen schien er nicht zu fürchten, und selbst Gedanken anderer waren kein Geheimnis für ihn. Gundram hoffte, ihn unter vier Augen sprechen zu können.
    Doch de Cazeville dachte nicht daran, seinen Platz neben Isabella zu verlassen. Alle starrten ihn an, und auch Isabella schien von ihm hypnotisiert zu sein wie ein Kaninchen von einer Schlange. Stocksteif saß sie da, die Hände krampfhaft ineinander verschlungen, und blickte starr auf Martin. Jetzt, wo er auf so wunderbare Weise wieder in ihr Leben getreten war, schickte sie ihn eigenhändig in den sicheren Tod!
    Qualvoll löste sie ihren Blick von Martin und schaute zu de Cazeville auf. Sein bewegungsloses, undurchdringliches Gesicht wirkte wie eine Maske, in der die schwarzen Augen um so gefährlicher funkelten. Er schaute Isabella an, und ein spöttisches Lächeln blitzte für einen Augenblick darin auf. Doch gleich darauf war es wieder verschwunden. Er hatte Isabellas Gedanken gelesen.
    »Ich werde ihn heilen«, sagte er laut in den Saal hinein. Ein Raunen ging durch die Zuschauer, es wurde unruhig.
    »Und wie lange sollen wir damit warten?«, entgegnete Gundram spöttisch.
    De Cazeville warf ihm einen hämischen Blick zu, der Gundram wie ein Dolch in den Bauch fuhr. »Sieben Tage!«

Vierzehntes Kapitel
    »Seid Ihr bereit?«, fragte Rupert de Cazeville. Martin warf ihm einen schrägen Blick zu und nickte. Ihm war nicht ganz wohl dabei, aber er wusste auch, dass er keine andere Wahl hatte, als auf ein Wunder zu hoffen.
    Sie standen vor der Tür der Kammer, die fast völlig leer war. De Cazeville hatte lediglich ein Fass mit frischem Quellwasser, Feuerholz und einen kleinen Eisenofen mit einem Kupferkessel hineinbringen lassen.
    »Wie können wir sicher sein, dass er Martin da drinnen nicht umbringt?«, fragte Gundram hektisch. Er stellte sich vor die Tür und versperrte sie mit seinem Schwert.
    Martin drehte sich um. »Ihr macht Euch um mein Leben Sorgen, Herr Ritter?«, spottete er.
    Unsicher blieb der Herzog stehen. Die Umstehenden riefen durcheinander.
    »Niemand kennt ihn!« – »Wir können ihm nicht trauen!« – »Was ist, wenn er ihm etwas antut?«
    Isabella drängte sich vor. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und stellte sich neben Rupert de Cazeville. »Ich bürge für ihn!«
    »Isabella!« Gundram rang nach Luft. »Ihr kennt ihn doch gar nicht! Ich warne Euch!«
    Isabella hob erstaunt die Augenbrauen. »Kennt Ihr ihn etwa?«
    »Nein, nein«, stotterte Gundram. Wie sollte er Isabella begreiflich machen, dass diesem Mann niemand gewachsen war, dass er vielleicht ein Zauberer oder gar ein Teufel war?
    »Na also!« Sie wandte sich Martin zu und wollte ihn küssen.
    De Cazeville packte ihre Schulter und zog sie unsanft zurück. Mit tadelndem Blick schüttelte er den Kopf. Isabella fühlte sich wie ein gescholtenes Kind. Verstohlen tastete sie nach Martins Hand.
    »Es wird alles gut werden, das spüre ich!«, hauchte sie, aber ihre Stimme bebte.
    »Können wir nun hineingehen?«, knurrte de Cazeville.
    Martin nickte und betrat vor ihm die kahle Kammer. Die Tür klappte zu, und diejenigen, die draußen zurückblieben, hörten den Riegelbalken zuschlagen.
    Sie starrten auf die Tür und erwarteten jeden Augenblick grauenvolle Geräusche. Doch es blieb ruhig. Nach einigen Stunden zerstreuten sie sich. Nur zwei Wachen blieben davor stehen. Isabella ging in die Kapelle, um zu beten. Dort traf sie Mathilda und Rudolf. Sie blickte in die sorgenvollen Mienen der beiden.
    »Ich traue diesem unheimlichen

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