Der Kuss des Wikingers - Hill, S: Kuss des Wikingers - Viking in Love
der Tür, um seine Hand aufzuhalten. Man hat mich bereits gebeten, beim nächsten Grafschaftsgericht den Vorsitz zu führen, und Gott weiß, dass ich am wenigsten geeignet bin, Strafen für Verfehlungen zu verhängen. Die Kätner wollen Saatgut für die Frühjahrsbestellung der Äcker. Und ich bin scharf wie ein Ziegenbock, nachdem ich seit fast drei Monaten keine Frau mehr hatte.«
»Caedmon, dein Leben ist ein verdammtes Chaos.«
Dem konnte er nicht widersprechen.
* * *
Heißer Dampf und Schwaden feuchter Luft ...
Breanne hatte den Raum, in dem sonst Besucher empfangen wurden, als Krankenzimmer für die fünf Erwachsenen und die vier Kinder herrichten lassen. Das ganze Zimmer war von feuchtem Wasserdampf erfüllt.
Auf Rashids Anweisung wurden fortwährend heiße Steine in Eimer mit Wasser geworfen, um so den Dampf zu erzeugen, der die Atemwege freimachen würde. Der feuchte Dampf zusammen mit der Wärme des Kaminfeuers machte den kleinen Raum schier unerträglich heiß.
Obwohl die meisten angelsächsischen und auch nordischen Güter in ihren großen Sälen zentrale Feuerstellen mit offenen Rauchabzügen in der Decke hatten, gab es in nur wenigen richtige Kamine mit Schornsteinen. Larkspur, ein Mischmasch verschiedenster Baustile, hatte die französische Art des Heizens und Kochens übernommen. Es gab also nicht nur drei zentrale Feuerstellen in der großen Halle, sondern auch zwei riesige Kamine zu deren beiden Seiten und einen ebenso großen in der Küche sowie kleinere in einigen der Schlafzimmer. Es war ein Stil, der Breanne sehr gefiel. Abgesehen von seinen anderen Vorzügen reduzierte er den Rauch im Inneren der Burg.
Rashid hatte schon vor einer ganzen Weile seinen Burnus abgelegt und trug nur noch ein knöchellanges Untergewand, dessen Ärmel er aufrollte, wenn er die Kranken mit Kräutertränken und kühlen, feuchten Tüchern behandelte. Auch Breanne verzichtete auf Schicklichkeit und trug nur eine dünne weiße gunna, die in der feuchten Hitze fast wie eine zweite Haut an ihrem Körper klebte. Aber mit solchen Kinkerlitzchen konnte sie sich nicht aufhalten, als sie den wimmernden kleinen Piers in ihren Armen hielt.
Am ersten Tag ... War das gestern oder vorgestern gewesen? Ich verliere schon den Überblick ... hatten sie einen älteren Ziegenhirten verloren. Danach war das Fieber bei allen zunächst gestiegen, war dann aber nach und nach wieder gesunken, und das pfeifende Atmen der Kranken klang nicht länger wie ein Todesröcheln. Piers war derjenige, um den sie sich am meisten gesorgt hatten, weil er noch so jung war.
»Schlaf, mein Kleiner«, flüsterte Breanne und wiegte den kleinen Jungen in den Armen. »Bald wirst du wieder herumtollen wie ein junger Hund. Psst. Nicht weinen. Schscht.«
Endlich war er in einen unruhigen Schlaf gesunken. Als sie ihn auf seine Strohmatratze auf dem Boden legte, nahm sie einen Luftzug wahr und sah, dass Caedmon in der offenen Tür stand. Der Ausdruck sprachlosen Entsetzens auf seinem Gesicht, als er die Szene in sich aufnahm, wurde schnell von wildem Zorn verdrängt.
Dann fiel sein Blick auf Breanne, und er zeigte mit dem Finger auf sie. »Ihr! Kommt mit! Sofort!«
Sie hätte seinen scharfen Worten gerne widersprochen, aber sie wollte die anderen Kranken nicht stören.
Caedmon packte sie am Oberarm und zerrte sie über den Gang und in ein kleines Gästezimmer. Als er Breanne losließ, schwankte sie vor Erschöpfung, aber auch von der kalten Luft nach all der Hitze. Stöhnend ließ sie sich auf den Rand des Bettes fallen.
»Was geht hier vor?«
Sie schilderte ihm, was geschehen war, und wie es derzeit um die Krankheit stand.
Er nickte. »Warum habt Ihr mich nicht sofort benachrichtigt?«
Weil wir zu beschäftigt waren, Leben zu retten. »Ich wollte Euch nicht bei Eurer Brautschau stören.«
Ein derber Fluch war Caedmons Antwort.
Breanne zuckte nur die Schultern. »Wir wussten anfangs nicht, wie schlimm es war. Rashid ist ein überaus fähiger Heiler. Wir dachten, er würde damit fertig. Und so war es ja auch.«
»Diese Entscheidung hattet aber nicht Ihr zu treffen.«
»Ich habe ... oder vielmehr wir haben getan, was wir für das Beste hielten.« Undankbarer Flegel!
»Der Kleine ... Piers ...« Caedmons Kehle schien wie zugeschnürt zu sein, bis er sich räusperte. »Wie geht es ihm?«
Na, vielleicht ist er doch nicht so ein Flegel, wenn der Junge ihn interessiert. »Er war dem Tode nahe, glaube ich, aber jetzt geht es ihm schon viel besser. Allen
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