Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
– und warum trägst du Hosen?«
Alys straffte sich und bedachte ihn mit einem herausfordernden Blick. »Ich fühle mich wohl darin, also werde ich sie ganz bestimmt nicht ausziehen!«
Seine goldenen Augen verdunkelten sich, seine Lippen öffneten sich leicht, als er zischend den Atem einsog und sie sich mit unbedeckten Beinen vorstellte. So, wie er sie einen kurzen Moment lang am Strand gesehen hatte, als sie auf seinen Pferderücken geklettert war. Er leckte sich über seine trockenen Lippen, woraufhin sie ihn mit ihren grauen Augen so fasziniert ansah, als hätte sie noch nie einen Mann sich die Lippen lecken sehen. Instinktiv tat Wolfer es noch einmal. Langsamer. Ihre eigenen Lippen öffneten sich, ihre Zunge strich über die Stellen hinweg, die er selbst am liebsten …
»Da seid ihr ja!« Der Zauber des Augenblicks wurde von Kellys fröhlicher Stimme zerrissen. Sie trat zu Wolfer und schloss die Hände um seinen Bizeps – soweit ihr das möglich war. »Willst du jetzt diese Muskeln spielen lassen und uns helfen, Sabers alte Kammer auszuräumen?«
Alys gefiel es nicht, wie unbefangen die andere Frau Wolfer berührte. Vor allem nicht, weil sie es selbst so gerne getan hätte. »Hast du deinen Mann gefunden und ihn gebeten, uns zu helfen?«
»Saber packt gerade den Rest seiner persönlichen Sachen zusammen.« Kelly runzelte leicht die Stirn, musterte Alys, hob eine Braue … und lächelte leise. Ein verschmitztes, verschwörerisches, weibliches Lächeln. Dann tätschelte sie Wolfers Arm und gab ihn frei. »Da Saber unter meinem Kommando steht, kannst du seinen Zwilling nach Herzenslust herumkommandieren. Wolfer, du wirst doch sicher alles tun, was sie sagt, nicht wahr?«
Wolfer beäugte seine Schwägerin argwöhnisch. »Wie meinst du das?«
Kelly warf ihm einen unschuldsvollen Blick zu, während Alys errötete. »Genau so, wie ich es gesagt habe. Wir wollen diese Kammer ausräumen, aber dazu brauchen wir deine Muskelkraft. Wenn sie dich also bittet, eine Truhe oder ein Bett zu verrücken, dann tust du es, nicht wahr?«
Alys erinnerte sich an das, was ihr Cari über Männer, deren Ego und Schmeichelei gesagt hatte, überwand ihre Schüchternheit, trat vor und strich über seinen anderen Arm, was ihn dazu veranlasste, verwirrt auf sie hinabzublicken. »Dafür haben Männer doch Muskeln, oder? Um sie zu benutzen, um eine Frau glücklich zu machen … indem sie ein Bett in Bewegung setzen, wenn sie nett darum gebeten werden?«
Sie hat doch nicht … sie meint doch wohl nicht … Wolfer hätte sich beinahe verschluckt. Sein Bizeps zuckte unter der Berührung ihrer Fingerspitzen.
»Du bist so viel größer als ich«, fügte Alys errötend hinzu, dabei rieb sie mit dem Daumen über seine beeindruckenden Muskeln, weil sie es nicht über sich brachte, den Hautkontakt abzubrechen. »Ich kann das Bett ohne deine Hilfe nicht von der Stelle bewegen.«
Bei Jinga, ich möchte dein Bett in Bewegung bringen – in rhythmische Bewegung! , schwor er stumm. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sammelte sich in seiner Lendengegend, und er musste hart schlucken.
»Bring ihn mit, Alys«, befahl Kelly, machte auf dem Absatz kehrt und ging davon. »Jetzt«, fügte sie über ihre Schulter hinweg hinzu, als keiner der beiden sich von der Stelle rührte.
Alys strich erneut mit der Fingerspitze über seine Haut. Er hielt ihre Hand fest, als sie über die empfindliche Innenseite seines Ellbogens glitt. Ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle. »Spiel nicht mit mir.«
Goldbraune Wimpern flatterten, und sanfte graue Augen blickten zu ihm auf. Ihre Lippen formten kaum vernehmliche geflüsterte Worte. »Aber wir haben immer miteinander gespielt.«
Wolfer unterdrückte einen Fluch. Sie klang so unschuldig. Er zwang sich, ihre Hand behutsam wegzuschieben. »Wir sind jetzt erwachsen, wir können nicht da weitermachen, wo wir als Kinder aufgehört haben.«
Ich weiß, hätte Alys am liebsten gesagt, aber er drängte sich an ihr vorbei und schritt durch die Halle, ehe sie einen Ton über die Lippen brachte. Sie sah ihm nach und bewunderte unwillkürlich seine breiten Schultern, das Spiel der Muskeln unter seiner Haut und seinen anmutigen, maskulinen Gang. Seufzend schickte sie sich an, ihm zu folgen. Sie folgte ihm immer, so war es seit jeher gewesen. Irgendwann einmal, sehr bald schon, würde sie die Führung übernehmen müssen.
Wenn sie den Mut aufbrachte, das auch durchzuhalten, statt ihm nur ab und zu die Zähne zu zeigen.
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