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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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musste wegen des austretenden Pulvers husten.  
    Mama schrie nun nicht mehr, und das machte Vivianne noch mehr Angst.  
    Sie öffnete die Augen erst wieder, als der Wagen irgendwann zum Stillstand gekommen war. »Mama? Papa?«  
    »Liebes«, sagte Mama unter Schluchzen. Sie weinte. »Ist alles in Ordnung mit dir?«  
    »Was ist denn passiert?« Vivianne versuchte ihren Gurt zu lösen, aber ihre Finger wollten ihr nicht gehorchen.  
    Ein Wagen hielt neben ihnen; seine Scheinwerfer leuchteten durch die zerbrochene Windschutzscheibe. Ihr Wagen lag auf der Seite in einem Graben. »Mama, dein Kopf. Du blutest.«  
    »Tut mir leid. Es tut mir leid«, sagte ihre Mutter unablässig.  
    Schließlich hatte sich Vivianne aus ihrem Gurt befreit. Sie legte ihrem Vater die Hand auf die Schulter. »Papa, Mama ist verletzt. Sie braucht dich.«  
    »Sieh Papa nicht an, Kleines. Sieh nur mich an.«  
    Vivianne begriff nicht. Papa half Mama doch auch sonst immer. Warum unternahm er jetzt nichts?  
    »Mama?«  
    Ihre Mutter griff nach der Kette, die ihr Vivianne vor drei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie riss daran und zerbrach die Kette. Mama liebte sie doch so sehr und trug sie jeden Tag. Warum zerriss sie sie nun?  
    »Es tut mir leid.« Mama drückte Vivianne die Kette in die Hand. »Nimm sie und denk immer daran, wie lieb wir uns hatten.«  
    Der Kopf ihrer Mutter fiel zur Seite. Ihre Augen schlossen sich. Mit einem schrecklichen Gurgeln schoss Blut aus ihrem Mund, und dann glitt ihre Hand von Vivianne ab.  
    Vivianne ergriff die Kette. Sie verstand nicht. Sie hörte Sirenen. Sah blinkende rote Lichter. Hörte fremde Stimmen.  
    »Wir müssen das kleine Mädchen aus dem Rücksitz rausschneiden.«  
    »Was ist mit den Eltern?«  
    »Tot.«  
    Nein. Nein. Nein. Sie konnten gar nicht tot sein.  
    Hände griffen nach Vivianne. Sie versuchte zu kämpfen und griff nach ihren Eltern. »Mama. Papa. Lasst mich nicht allein. Lasst mich bitte nicht allein.«  
    Jordan holte tief Luft und musste sich in Erinnerung rufen, dass Vivianne ihre Eltern schon vor langer Zeit verloren hatte. Aber ihr Schmerz … er wollte ihren Schmerz nicht spüren. Er wollte kein Mitleid mit ihr empfinden. Er durfte es sich nicht leisten, Gefühle zu hegen, die sein Urteilsvermögen möglicherweise beeinträchtigten. Er hatte diesen Fehler schon einmal begangen, als er sich mit Trendonis angefreundet hatte, einem Fremden, dessen Verrat den Untergang von Jordans Welt herbeigeführt hatte.
    Aber wie sollte er es denn vermeiden, noch stärker für sie zu empfinden, nachdem er doch schon ihren Schmerz durchlebt hatte?
    Er selbst war wenigstens erwachsen gewesen, als er seine Eltern verloren hatte. Sie hingegen war noch ein Kind …
    Er hatte keine Ahnung, wie sie zu einer so starken Frau hatte werden können. Aber er wollte es wissen. War sie von Verwandten aufgezogen worden? War sie in ein liebevolles Zuhause gekommen?
    Nun erkannte er, dass er für ihre Liebe einen Preis bezahlen musste. Beide Male, als der Stab sie zur körperlichen Vereinigung getrieben hatte, war Jordan eine von Viviannes Erinnerungen zuteilgeworden.
    Verdammt. Er konnte ihr gegenüber nicht gleichgültig sein, wenn er so viel von ihr wusste. Er wollte sie nicht für das bewundern müssen, was sie aus ihrem Leben gemacht hatte. Er wollte sich nicht so … auf sie einlassen. Aber offenbar war der Stab entschlossen, ihm all die kleinen Einzelheiten zu zeigen, die aus Vivianne eine so besondere Person werden ließen.
    Doch das durfte er nicht zulassen.
    *  
     
    Nichts würde wieder gut werden. Nie mehr. Sie sagte sich zwar immer wieder, dass sie ja schließlich bloß Sex miteinander gehabt hatten, aber es hatte sich nicht nur wie Sex angefühlt. Immer wieder war er zu den falschen Zeiten in ihre Gedanken eingedrungen. Immer wieder sah sie ihn quer durch den Raum hindurch an und versuchte seine Reaktionen einzuschätzen. In seinen Armen fand sie Trost. Und auf seine Erinnerungen traf sie in ihrem Kopf.
    Ein blutiges Schwert schwang auf Jordans Kopf zu. Instinktiv wich er aus und hob seinen Schild, um den Hieb zu parieren. Gleichzeitig trat er vor und führte mit dem Schwertarm einen Gegenangriff. Die Waffe prallte vom Kettenhemd seines Gegners ab, riss dennoch eine blutige Wunde, als sie ein Stück ungeschütztes Fleisch erwischte.  
    Der Mann jammerte vor Schmerz und sackte auf die Knie. Bevor ihn Jordan töten konnte, griffen zwei weitere Männer ihn von rechts und

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