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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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gewundene, zweispurig ausgefurchte Straße mit Gebäuden zu beiden Seiten, die sie an englische Häuser mit Strohdächern erinnerten. Auf den Dächern befanden sich Gegenstände, in denen sie zuerst Wetterfahnen zu erkennen meinte. Doch statt einer Pfeilspitze am einen Ende befand sich dort ein Kreis und am entgegengesetzten Ende ein Rechteck. Irgendwie erschien ihr dieser Anblick vertraut, aber sie wusste nicht recht, woher.
    Dann warf sie einen raschen Blick auf Jordan. Auch seine blauen Augen waren auf die Dächer gerichtet.
    Und nun erinnerte sie sich. »Diese Dinger auf den Dächern haben dieselbe Form wie eine der Einritzungen in deinem Ehrwürdigen Stab.«
    »In den Proportionen scheinen sie tatsächlich mit einem der fehlenden Schlüssel identisch zu sein.« Jordan rieb sich die Stirn und blickte nachdenklich drein.
    »Was bedeutet das?«, fragte Gray.
    »Das bedeutet, dass wir nicht rein zufällig auf dem Schattenplaneten gelandet sind.« Jordans Stimme war von Aufregung durchdrungen.
    »Das begreife ich nicht«, gestand Gray.
    »Wir sind aus dem Hyperraum gesprungen, weil wir nicht mit diesen Metallkuben zusammenstoßen wollten«, rief Jordan ihnen in Erinnerung. »Vermutlich lag es in der Absicht der Kuben, dass wir diese Welt finden.«
    »Aber warum?«, fragte Vivianne. »Glaubst du, dass sich deine fehlenden Schlüssel hier befinden?«
    »Ich weiß es nicht.« Jordan schritt stetig weiter. »Aber von Anfang an war der Schattenplanet nicht das, was er zu sein schien.«
    Alle Einheimischen, die sie sahen, traten aus den Häusern und Gärten und schlossen sich der Gruppe an, die vom Feld herüberkam. Mindestens vierhundert Männer, Frauen und Kinder folgten ihnen in diesem seltsamen Gang, der Vivianne beständig daran erinnerte, dass sie zwar wie Menschen aussahen, aber möglicherweise nie zuvor jemanden von der Erde gesehen hatten. Die Kinder hielten sich bei der Hand und schwatzten unter den wachsamen Blicken ihrer Eltern miteinander. Die meisten trugen lohfarbene Hemden und Hosen, doch eines der Mädchen hatte sich ein rosafarbenes Band ins Haar geflochten. Ein anderes trug ein einfaches Perlenarmband. Zu der volksfestähnlichen Stimmung trug auch noch der Umstand bei, dass einige Jungen Fangen spielten, hin und her rannten, dabei den Fremden aber nie zu nahe kamen.
    Vivianne warf einen Blick zurück auf ihr Gefolge. »Allmählich fühle ich mich wie der Rattenfänger von Hameln.«
    »Wohin mag uns Pez bringen?«, fragte Gray.
    »Zu ihrem Anführer.« Jordan schien sich dessen ziemlich sicher zu sein, obwohl er ihnen doch selbst gesagt hatte, sie sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen.
    Vivianne runzelte die Stirn, als sie durch das kleine Dorf schritten und dahinter in einen dichten Wald eintauchten. »Wohnt ihr Führer denn nicht in ihrer Mitte?«
    Jordan schüttelte den Kopf. »In vielen Kulturen leben die Führer abgesondert von den anderen. Der König wohnt für gewöhnlich in seinem Schloss und der Medizinmann in einer Hütte außerhalb des Dorfes.«
    »Und auch der Minotaurus, der jeden Frühling ein Blutopfer forderte«, sagte sie mit leichtem Erschauern. Vielleicht waren es die Schatten, oder es lag an den seltsamen Umrissen der Bäume, zumindest gefiel es ihr nicht, den Ort zu verlassen und sich so weit von der Draco fortzubewegen.
    »Sicherlich haben sie in ihrem Dorf etwas zu essen.« Sie warf einen nervösen Blick über die Schulter. »Warum versuchen wir nicht, uns die Nahrungsmittel zu besorgen, die wir brauchen, und verschwinden von hier?« Solange es nämlich noch möglich war.
    »Ganz ruhig.« Jordan ging nun an ihrer Seite und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich muss herausfinden, warum sich diese schlüsselartigen Gegenstände auf allen Dächern befinden. Es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Diese Leute scheinen nicht bewaffnet zu sein. Sie haben nicht einmal ein Küchenmesser dabei.«
    »Das bedeutet aber nicht, dass wir uns ihnen vorbehaltlos anvertrauen dürfen. Vielleicht wollen sie uns ja an ihre Nachbarn aus dem nächsten Dorf verkaufen«, warnte jetzt sie ihn.
    »Wir geben ihnen eine weitere halbe Stunde«, schlug Jordan vor. »Dann schaffen wir es noch immer vor Sonnenuntergang zur Draco zurück.«
    Sein Vorschlag klang vernünftig. Und doch bekam sie eine Gänsehaut im Nacken. Sie spürte die Gefahr in dem dunklen Wald, warf andauernd einen Blick über die Schulter zurück, starrte ins Gebüsch und suchte nach etwas Bedrohlichem. Aber sie sah nichts außer einigen Wildkatzen, die

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