Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
weil sie angeblich zu den Stämmen gehören. Jeder ist verdächtig.«
Vivianne versuchte, die Ausmaße dieser Katastrophe zu begreifen. »Redest du jetzt über vereinzelte Ereignisse oder …«
»Gestern Abend habe ich in den Nachrichten gesehen, wie ein Mann von der Menge hingerichtet wurde – mitten in Beverly Hills.«
Vivianne schluckte schwer. Falls sie es zurück zur Erde schaffen sollten, würden sie also eine veränderte Welt vorfinden. »Geht es dir denn gut?«
»Ja, aber es war ziemlich schwierig, deine kleine Maschine mit nach Hause zu nehmen. Ich hatte Glück, dass mich niemand angehalten und der Konspiration mit dem Feind angeklagt hat. Oder mir vorwarf, ich sei der Feind.«
»Maggie, das tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ich dich damit in Gefahr bringe. Ruf mein Büro an. Sie sollen dir einen Personenschutz rund um die Uhr schicken. Oder besser noch, nimm deinen Mann und die Kinder und geh mit ihnen zu meinem Hauptquartier. Es ist lebenswichtig, dass du diese Maschine vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche beobachtest.«
Viviannes Mitarbeiter in der Führungsebene wussten, dass Maggie ihre Freundin war. Sie würden alles tun, was Maggie ihnen sagte.
»Okay. Und vielen Dank.« Maggie senkte die Stimme, als hätte sie Angst, dass jemand mithören könnte. »Vivianne, die Leute sagen, dass das Ende der Welt gekommen ist.«
»Sie sind in Panik.«
»Ihre Panik macht mir mehr Angst als die Stämme. Ich hatte keine Ahnung, dass eine Zivilisation so schnell auseinanderbrechen kann. Die Kinder gehen nicht mehr zur Schule und auch nicht zum Klavierunterricht oder zum Baseball. Es ist nicht sicher, zur Arbeit zu gehen. Wir haben sogar die Glastüren und Fenster vernagelt, damit man uns nicht essen sieht. Wir könnten allein wegen unserer Vorräte getötet werden.«
»Wo sind die Regierungsmitglieder?«
»Sie kümmern sich nur noch um sich selbst. Vermutlich haben sie sich in irgendeinem gemütlichen unterirdischen Bunker eingeschlossen, zusammen mit Nahrungsvorräten für zwanzig Jahre und einer Armee, die sie vor den Massen schützen soll. Gestern hatten wir einen langen Stromausfall. Wenn das so weitergeht, verlieren wir auch noch das wenige, das wir im Gefrierschrank haben.«
Viviannes Magen drehte sich um. »Im Hauptquartier von Vesta gibt es Nahrungsmittel und einen Generator. Geht sofort dorthin.«
Der Lärm von Gewehrschüssen drang durch den Kommunikator. Maggies Stimme wurde noch leiser. »Es ist nicht sicher, nachts nach draußen zu gehen. Aber morgen werden wir tun, was du sagst.«
»Gut. Und sobald ihr da seid, sollen meine Leute so schnell wie möglich weitere Kommunikatoren bauen. Ich möchte, dass in jedem Vesta-Hauptquartier zwei Geräte stehen, damit wir unsere Bemühungen koordinieren und einen Plan machen können. Sorg dafür, dass auch Lucan eines bekommt, und sag ihm, er soll Stonehenge dazu benutzen, weitere Geräte zu Rion nach Ehro und zu Caels Volk auf Pendragon zu schicken. Wir brauchen alle Verbündeten, die wir bekommen können.«
»Ich werde es versuchen. Aber ich weiß noch gar nicht, ob der Transporter einsatzbereit ist …«
Vivianne hörte das Geräusch zersplitternden Glases. Ein Kind weinte, dann ertönten weitere Schüsse. Sie biss sich auf die Lippe, wartete und betete, dass mit ihrer Freundin alles in Ordnung war. »Maggie, bist du noch da?«
Maggie flüsterte: »Ich muss jetzt gehen.«
Der Kommunikator verstummte. Wieder wartete Vivianne und hoffte, Maggie werde zurückkommen und ihr versichern, dass es ihr gut ging. Aber das tat sie nicht.
Als jemand versuchte, die Kabinentür zu öffnen, stieß George ein tiefes Knurren aus. Vivianne setzte den Hund auf dem Boden ab, schloss die Bedienungseinheit und schaltete den Kommunikator aus. Sie riss die Tür auf und erwartete, dass Jordan mit finsterem Blick davorstehe und wissen wolle, warum sie ihn ausgesperrt hatte.
Aber es war Knox. Sie trug ein Sandwich und eine Tasse Kaffee. »Ich dachte, Sie sind vielleicht hungrig.«
»Danke.« Vivianne nippte an dem Kaffee und freute sich über die Wärme und den Trost, den er ihr spendete.
»Ist alles mit Ihnen in Ordnung?«, wollte Knox wissen.
»Warum fragen Sie das?«
»Weil Jordan in seltsamer Stimmung ist. Gereizt. Düster. Und er will Sie auf der Brücke haben«, fügte Knox hinzu.
»Was ist denn los?«
Knox runzelte die Stirn. »Er hat gesagt, er habe ein seltsames Energiesignal aufgefangen.«
»Ich komme zur Brücke, sobald ich
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