Der lächelnde Henker
hörte, war sein leises, gefährliches Kichern. Es klang verdammt siegessicher, danach hörte ich nur noch das Freizeichen.
Auch ich legte auf. Mit Moro würde es noch schweren Ärger geben, das stand fest…
***
Sie sah aus wie ein Mensch, hatte Haare wie ein Mensch, eine Figur wie ein Mensch und zählte trotzdem nur bedingt dazu, denn sie war eine Hexe und hörte auf den Namen Wikka.
Das Wort Hexe hörte sie allerdings nicht so gern, denn sie selbst bezeichnete sich als mehr. Sie sah sich als Königin der Hexen an. Sie war ihre oberste Führerin, und sie kannte nur einen Herrn - den Teufel. Asmodis, Satan oder wie er sonst noch genannt wurde, konnte ihr Befehle geben, kein anderer. Um seine Gunst hatte sie lange genug gebuhlt und endlich das erreicht, was sie heute war. Nackt stand sie auf der Lichtung. Die Arme hatte sie erhoben. Die lange schwarze Haarflut fiel bis auf die entblößten Schultern, und über ihren Körper zuckte der Widerschein eines magischen Feuers, das sie entzündet hatte.
Wer in ihr Gesicht schaute, war einerseits fasziniert von dieser kalten unberührbar wirkenden Schönheit, wurde andererseits aber auch abgestoßen, denn aus der Haarflut konnten sich zwei grüne, magische Schlangen lösen, mit denen sie ihre Feinde vernichtete, wenn sie ihr zu nahe traten.
Hexe, Schlangen, Feuer.
Eine schlimme Verbindung.
Wikka lebte damit. Sie freute sich, denn sie stand nun an der Spitze, und ihr größter Sieg lag nicht einmal lange zurück. Damit hatte sie dem Teufel und auch sich selbst einen großen Gefallen erwiesen. Jane Collins!
Sie war zu einer Hexe geworden. Der schwarzmagische Keim steckte in ihrem Körper, der Geist des Rippers war hineingedrungen und bestimmte nun die Handlungen der ehemaligen Detektivin, die nur noch wie eine Hexe dachte.
Dies mit allen Konsequenzen!
Das hatte auch Wikka sehr schnell erkannt. Sie machte Jane Collins zu ihrer Vertrauten. Hatte die Detektivin früher auf der anderen Seite das Böse bekämpft, so bekämpfte sie nun das Gute.
Wikka wollte den alten Hexenkult wiederaufleben lassen. Sie wußte von den Hexenfeiern des auslaufenden Mittelalters, wenn sie sich trafen und dem Satan zujubelten. Es waren finstere Zeiten gewesen, die Menschheit fürchtete sich davor, doch Wikka wollte die Zeiten zurückholen. Ein Tanzplatz der Hexen sollte errichtet werden. Hier wollte sie den Hexensabbat feiern und zwar so, wie es früher gewesen war. Dazu jedoch brauchte sie eine Vorbereitungszeit, die sich über Wochen, wenn nicht Monate hinzog.
Allerdings glaubte sie jetzt, den richtigen Tanzplatz gefunden zu haben. Es war auch bitter nötig gewesen, lange genug hatte sie schließlich suchen müssen.
Und nun wollte sie den Satan beschwören und ihn fragen, ob er sich mit dieser Stelle einverstanden zeigte.
Deshalb das magische Feuer, dessen Rauch träge in die Luft stieg und vom Wind zerfasert wurde.
Das Feuer brannte in einem magischen Zeichen. Es war ein auf den Kopf gestellter Drudenfuß. Er grenzte die Flammen genau ab, und Wikka, die Oberhexe, tanzte wie ein Irrwisch um ihn herum. Sie begann langsam.
Träge, lasziv waren ihre Bewegungen, die sie unter einem dunklen Himmel, der kaum Wolken zeigte, ausführte. Sie bewegte die Schultern, reckte sie hoch und breitete die Arme aus und setzte auch ihren Fuß zur Seite. Dabei knickte sie in den Hüften ein, drehte den Kopf, schleuderte ihn herum, und das lange schwarze Haar stand plötzlich waagrecht in der Luft. Die Augen hielt sie halb geschlossen, der Mund stand offen, zwischen den Lippen blitzten die Zähne, und sie stieß zischende, harte Laute hervor. Sie drangen tief aus ihrer Kehle, waren in einer Sprache gesprochen, die kaum ein Mensch kannte, die jedoch der Teufel verstand. Darauf kam es ihr an.
Der Satan sollte wissen, daß er von seiner ersten Dienerin gerufen wurde. Er mußte sich zeigen und ihr mit seiner Antwort beweisen, daß er diesen Festplatz der Schwarzen Hexenmagie auch akzeptierte.
»Satanas, Satanas!« Immer wieder rief sie die Worte. Zusammen mit dem Drudenfuß, dem magischen Feuer und der alten Sprache sollte es ihr gelingen, den Teufel zu beschwören. Er mußte sich einfach zeigen und das Opfer annehmen.
Ihr Tanz wurde hektischer. Wikka vergaß die Umwelt. Sie wirbelte um das Feuer herum, ihre Gestalt war nur mehr ein Schatten, der hin und wieder aus dem zuckenden Lichtschein gerissen wurde, fantastisch angemalt in einem Wechselspiel aus Licht und Schatten. Die Bewegungen der Arme glichen
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