Der lächelnde Henker
sondern für die Beatles. Da war besonders George Harrison sein Favorit.
Sein Geld verdiente Vogel bei der Post, er wollte Beamter werden. Er trug eine Brille, hatte dunkles Haar und sah immer aus, als würde er über alles nur still lächeln.
Neben ihm stand Heinz Ansion. Er ging mit dem einzigen Mädchen aus der Gruppe. Es hatte mal Streit deswegen gegeben, aber die Freunde einigten sich schließlich. Das Mädchen - Anke Witte - blieb bei ihrem Heinz.
Ansion, ein Pop-und Rockfan, hatte noch eine Leidenschaft. Karate. Zudem trainierte er fast jeden Tag mit seinen Hanteln. Er hatte sie sogar noch auf die Reise mitnehmen wollen, was die anderen ihm jedoch ausredeten.
Heinz hatte dunkelblondes, ziemlich kurzes Haar, und auf seiner Oberlippe wuchs ein schmaler Bart, der wegen seiner Farbe von der Haut kaum abstach.
Neben ihm stand Walter Lieh. Er trug den Spitznamen Einstein. Bei Walter liefen die Fäden zusammen. Er hatte auch die Clique ins Leben gerufen.
In dem Haus, in dem er wohnte, gab es einen großen Partykeller, wo dann die Feste der Gruppe gefeiert wurden.
Walter war ein Musik-Fan. Von der Oper über die Operette bis hin zum Schlager der zwanziger Jahre liebte er alles. Auch die moderne, anspruchsvolle Rockmusik und die Klassik.
Er hatte rotes Haar, trug ebenfalls eine Brille und besaß eine immer etwas blaß wirkende Haut. Da er sich sehr ruhig und nachdenklich gab, hatte man ihm den Namen Einstein gegeben.
Wolfgang C. Bischoff, der Dunkelblonde mit dem Oberlippenbart, war ein großer Karl-May-Fan. Und außerdem ein Junge, auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte.
Und er tat jedem einen Gefallen, war nie falsch und auch ein begeisterter Fußballspieler. Seine Eltern hatten eine Bäckerei mit einer nebenan liegenden Gastwirtschaft, wo sich die Gruppe auch hin und wieder traf.
Der Jüngste im Bunde hieß Oliver Roos. Siebzehn Lenze zählte er, und er war der Spaßvogel der Gruppe. Er brachte die besten Sprüche, richtige Klopfer, und spielte zudem noch für sein Leben gern Fußball.
Hellblonde Haare wuchsen auf seinem Kopf, der Mund war immer zu einem Lächeln verzogen, und die anderen konnten ahnen, wann ihm wieder etwas eingefallen war, dann lächelte er nämlich noch stärker.
Blieb die letzte im Bunde. Das Mädchen, die Kleine. Anke Witte war ein leicht schnippiges Wesen, auf ihren Freund Heinz Ansion grundlos eifersüchtig, und sie fand sich immer schrecklich häßlich. Dabei stimmte das nicht. Anke war ein hübsches Mädchen mit ihrem dunkelblonden, halblangen Haar, das dicht über der Schulter in einer Innenrolle auslief. Ihre Eltern besaßen ein Autohaus in der Stadt.
Ja, das war die Gruppe, mit der sich Jürgen Fleischberger herumschlagen mußte.
Aber er tat es gern, die Leute hatten sich gesucht und gefunden. Jürgen, von der Körperlänge her der Größte, rückte seine Brille zurecht. »Los, sagt was?«
»Was willst du denn hören?« fragte Walter Lieh, der kleine Einstein.
»Ob es euch hier gefällt?«
»Na ja.« Zu einer weiteren Antwort bequemte sich Walter nicht. Dabei schaute er noch seine Freunde an, die sich langsam umdrehten und zur Insel blickten.
»Mir ist es unheimlich«, meldete sich Anke.
»Was?« fragte Heinz. »Unheimlich?«
»Ja.«
»Das mußt du uns erklären«, mischte sich Jürgen Fleischberger ein, wobei er bis zum Ufer vortrat.
Anke hob die Schultern. Sie hatte den Parka geschlossen. Es war kalt geworden Ende Oktober.
»Diese Insel, die komische Burg, die Trauerweiden, das Wasser um die Burg, der Dunst, dann die krächzenden Raben, ich weiß nicht…«
Sie hob die Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Der dunkelhaarige Volker Jungbluth sagte: »Das ist komisch, Anke, ehrlich. Wir sind losgefahren, um den berühmten englischen Horror oder Nebel zu erleben. Bisher war Essig damit. Jeder hat gemotzt, sich beschwert, jetzt stehen wir vor einer Burg, und dann willst du nicht mehr.«
»Davon hat sie nichts gesagt«, verteidigte Heinz Ansion seine Freundin.
»Aber gedacht.«
»Seit wann kannst du Gedanken lesen, du Hänfling?« Heinz wurde sehr schnell wütend, auch hier brauste er auf.
»Streitet euch nicht«, mischte sich Jürgen Fleischberger ein. »Wenn Anke nicht will, dann…«
Jetzt wurde das Mädchen sauer. »Was redet ihr mir alles ein?« beschwerte sie sich. »Klar will ich. Ich habe keine Lust, allein nach Hause zu trampen. Also fahren wir rüber. Und du, Jürgen, hast nach unserer Meinung gefragt. Ich habe dir meine
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