Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
wussten wir beide, dass das nicht wahr war, und nach einigem Hin und Her hat er mir die Kopien geschickt. Ich kann gut verstehen, dass sie ungern darüber reden, wer will schon die Paragraphenreiter am Hals haben, die sich wegen der Persönlichkeitsrechte aufregen.«
»Was gibt es zu sehen?«, fragte sie neugierig.
»Vier Filme, die aus unterschiedlichen Richtungen nacheinander aufgenommen worden sind. Die Kameras sind auf die Fahrbahn ausgerichtet, aber der Brunnen ist trotzdem auf allen zu sehen.«
Auf dem Monitor tauchten mehrere Bildsequenzen auf. Holtz schob mit Hilfe einer schnurlosen Maus den Cursor auf den ersten Film und klickte ihn an. Ein größeres Fenster öffnete sich, und der Film begann. Am unteren Rand zeigten weiße Ziffern in rasendem Tempo die Zeit an. In einer Ecke des Bildes war der Glaspfeiler im Brunnen zu sehen. Obwohl es recht hell war, konnte man erkennen, dass es Nacht war. Einige Autos fuhren an der Kameralinse vorbei. Die Kennzeichen waren deutlich zu sehen. Vielleicht würde man sich nach und nach mit einigen Fahrern in Verbindung setzen müssen, vermutete Holtz. Hauptsächlich waren Taxis unterwegs, aber ab und zu kam auch ein normaler Pkw vorbei, nicht selten mit überhöhter Geschwindigkeit. Meist handelte es sich um einen BMW oder einen Mercedes.
»Beschreib mir, was du siehst«, sagte er, wobei ihm erneut der Chlorgeruch in die Nase stach.
Sie räusperte sich.
»Es sind nur wenige Autos unterwegs, der eine oder andere Fußgänger lässt sich im Hintergrund erahnen. Dort geht ein Paar, und da hinten sehe ich eine Gruppe, glaube ich. Es ist schwer zu sagen, aber es scheint eine Gruppe junger Männer zu sein.«
Ihre Stimme war fest und eintönig, ohne deswegen einschläfernd zu sein.
Der Stummfilm ging weiter, und Pia Levin erzählte, was sie sah. Vier Augen und eine Stimme ließen Details einprägsamer werden. Auf diese Weise waren sie schon viele Male vorgegangen, und es war fast immer Pia Levin, die sprach, während Holtz in tiefer Konzentration neben ihr saß.
Der Film dauerte über eine Stunde. Schließlich blieb die Uhr auf 03.45 Uhr stehen. Nichts Merkwürdiges oder Ungewöhnliches war auf der Aufzeichnung zu erkennen gewesen. Holtz klickte auf ein rotes Kreuzzeichen am oberen Rand des Monitors. Das Fenster schrumpfte zusammen und gesellte sich zu den drei anderen Rechtecken, die jetzt wieder auf dem Monitor auftauchten.
»Jetzt wissen wir also, dass vor Viertel vor vier nichts geschehen ist«, sagte Holtz und klickte auf das nächste Rechteck, das sofort den ganzen Bildschirm einnahm.
»Warte, ich brauche etwas Energie. Willst du auch was?«, fragte Levin.
Holtz schüttelte den Kopf.
»Geh nur. Ich warte noch.«
Pia Levin erhob sich von ihrem Stuhl und ging auf den Korridor. Dort leuchtete ein Kaffeeautomat in einer dunklen Ecke. Es saß niemals jemand dort, obwohl nach mehrjährigen Klagen endlich Sessel angeschafft worden waren. Die Ecke war nie der Treffpunkt geworden, auf den alle gehofft hatten oder von dem sie angenommen hatten, dass er nötig sei.
Pia Levin warf eine Zehn-Kronen-Münze in die Maschine und stellte eine blaue Tasse, auf der CIA stand, auf die Halterung. Dann drückte sie den Cappuccino-Knopf.
Nichts geschah.
»Verdammt«, sagte sie laut und starrte die Maschine an, als könnte sie sie mit reiner Willenskraft in Gang setzen.
Auf dem roten Display stand immer noch, dass sie ihre Wahl treffen solle.
»Das habe ich verdammt noch mal eben getan«, sagte sie und drückte ein weiteres Mal den Cappuccino-Knopf. Fest.
Nichts geschah.
»Ich glaub, ich werd verrückt.«
»Lieber nicht.«
Sie zuckte zusammen. Holtz stand hinter ihr.
»Musst du dich so anschleichen? Du wolltest doch nichts.«
»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Holtz, legte die Hand unter die Tassenhalterung und schob sie ein paar Zentimeter nach oben.
»Versuch’s noch mal. Die Maschine hatte nicht bemerkt, dass eine Tasse auf der Halterung stand. Das hat was mit den Photozellen zu tun. Versuch’s noch mal.«
Pia Levin sah ihn zweifelnd an, drückte dann aber zum dritten Mal den Cappuccino-Knopf. Erst geschah nichts, dann ertönte ein Surren, und dampfender Kaffee ergoss sich in einem Strahl in ihre Tasse. Weißer Schaum beendete die Prozedur.
»Nicht schlecht. Wie bist du da drauf gekommen?«
Holtz sagte nur: »Köpfchen!«
Dann zog er sich eine Tasse Kakao. Pia Levin zauberte aus einem Schrank im Labor eine Tüte Zwieback hervor, und sie nahmen wieder Platz.
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