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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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aber eigentlich wusste er nicht viel über sie. Nichts Genaueres. Sie war intelligent, hübsch, schlagfertig und tat, als wäre sie mit allen Wassern gewaschen, obwohl sie eigentlich eher wie ein braves Mädchen gekleidet war. Lebensfroh, ja, lebensfroh, das war sie auch.
    »Hallo, ich heiße Jenny«, hatte sie gesagt, als sie sich am ersten Tag im Vorlesungssaal auf den Platz neben ihm fallen ließ.
    Seitdem machten sie alles zusammen. Sie waren jedoch nur befreundet. Keiner von beiden wollte mehr.
    An diesem Abend war es jedoch anders. Das Fest begann recht früh, und sie waren unter den Ersten, die in dem von der Fachschaft gemieteten Lokal eintrafen. In ihrer Gesellschaft fühlte er sich wohl, und sie standen stundenlang an der Bar und unterhielten sich, ohne andere an ihrer Unterhaltung teilhaben zu lassen.
    Unter der Oberfläche ahnte er etwas.
    Je mehr Stunden vergingen und je mehr Gläser geleert wurden, desto mehr begann er, sie in einem anderen Licht zu sehen.
    Merkwürdig, dass mir noch nie aufgefallen ist, wie sie das Glas hält oder wie sie es an die Lippen führt, dachte er gerade, als sie sich ihm plötzlich zuwandte.
    »Komm, wir verschwinden.« Es lag etwas in ihrem Blick. Zusammen gingen sie in die helle Nacht der Stadt.
    So war es gewesen, und jetzt war alles anders.
    Sein Kopf dröhnte, und er wusste, dass das nicht nur vom Alkohol kam. Er hatte Hunger und Durst, aber vor allen Dingen Angst. Er hatte größere Angst als je zuvor in seinem Leben. Plötzlich bemerkte er den Müllgeruch. War der die ganze Zeit da gewesen? Er bedrängte ihn. Erstickend. Stach ihm in die Nase. Mit Mühe richtete er sich an der Wand auf. Ihm wurde schwindlig. Er presste die Augen zu, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann stieß er die Tür auf. Die Nachmittagssonne blendete ihn, und er hob den Arm vor die Augen, als er sich umschaute. Die Stadt lärmte.
    Er zögerte. Aber dann formte sich ein Gedanke, ein Entschluss. Er ging Richtung Zentrum, auf den Platz zu, an dem alles schiefgegangen war, zum Teufel gegangen war. Er hatte immer noch den Gestank von Müll in der Nase, er verfolgte ihn.
    Er ging schneller, versuchte vor dem Müllgeruch davonzurennen.
    Das Telefon auf seinem Tisch klingelte. Holtz hob den Hörer ab und verfluchte sich innerlich dafür, dass er sein Büro noch nicht verlassen hatte. Eigentlich hatte er aufbrechen wollen, als Levin ein weiteres Mal zum Tatort gefahren war, um dann nach Hause zu gehen und ein paar Stunden zu schlafen. Sie war eben erst am Tatort eingetroffen, als sie ihre Pläne schon wieder hatte ändern müssen.
    »Es gibt hier jemanden, den du sicher treffen willst«, sagte sie.
    Er erahnte die Anspannung in ihrer Stimme. Oder war es Triumph?
    Holtz hörte sich an, was Levin zu sagen hatte, und überlegte dann, ob er sich mit den Ermittlern in Verbindung setzen sollte, entschied sich jedoch dafür, erst einmal zum Tatort zu fahren. Die Ermittler können warten, dachte er, während er seine beiden Taschen hervorsuchte, die Kamera um den Hals hängte und sein Büro verließ.
    Pia Levin erwartete ihn außerhalb der Absperrung.
    »Er sitzt da drinnen«, sagte sie und deutete mit dem Daumen über ihre Schulter und auf den Teil des Zeltes, der sich auf dem Trockenen befand.
    Tobias saß mit dem Rücken an die Persenning gelehnt. Er wirkte müde und verängstigt, und jemand hatte ihm eine graugrüne Decke umgelegt. Auf dem Campingtisch vor ihm stand ein leerer Pappbecher. Eine blauweiße Papiertüte verriet, dass ihm jemand ein belegtes Brot ausgegeben hatte. Seine Miene zeigte eine Mischung aus Angst und Erleichterung, vielleicht war es aber auch nur Erschöpfung.
    Seine Kleider wirkten unordentlich und schmutzig. Er riecht komisch, fand Holtz, verlor aber weder darüber noch über den Zustand seiner Kleidung ein Wort.
    Holtz erkannte ihn vom Video der Überwachungskamera wieder.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann Sie auftauchen würden«, sagte er, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
    Tobias sah Holtz mit einem wachsamen, abwartenden Blick an, dann hielt er ihm mit einer fast automatischen Bewegung die Hand hin.
    »Wir warten noch einen Augenblick mit dem Händeschütteln«, sagte Holtz freundlich, öffnete eine seiner Taschen und nahm kleine Umschläge heraus, die je ein sterilisiertes Plastikstäbchen enthielten.
    Tobias ließ die Hand wieder auf den Tisch fallen. Er war verärgert, aus nichtigem Grund, oder eigentlich fühlte er sich gedemütigt, weil sein Handschlag

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