Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
das Buch auf den Couchtisch. Die Fernbedienung mit ihren vielen bunten Knöpfen sah verlockend aus. Er betrachtete sie lange und versuchte dann, sie zu ignorieren. Ohne dass er wusste, wie es zugegangen war, hatte er sie plötzlich in der Hand und schaltete den Fernseher ein. Bilder flimmerten auf. Ein paar Sekunden verweilte er bei einer Natursendung. Ein anderes Programm brachte etwas über Autos, und diverse Beiträge waren bei irgendwelchen Leuten zu Hause im Wohnzimmer gedreht worden. Mit einer nachdrücklichen Bewegung stellte er den Fernseher wieder ab, streckte die Hand nach der anderen Fernbedienung aus und wiederholte das Ganze mit dem Radio. Er hörte überall nur ein paar Sekunden lang zu. Musik, Gerede, Musik, Gerede, Gerede.
Plötzlich wurde ihm warm, und eine Erinnerung ergriff von ihm Besitz.
Er drehte das Radio lauter. Die Sopranstimme klang leidenschaftlich. Der Text des französischen Lieds war ihm unverständlich, aber Rhythmus und Melodie klangen sehr vertraut.
Ulf Holtz lehnte sich auf dem Sofa zurück, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Wenn du wüsstest, wie sehr du mir fehlst, dachte er.
Angela und er hatten sich kennengelernt, als sie beide noch recht jung gewesen waren.
Er hatte vom ersten Augenblick an das Gefühl, dass sie zusammengehörten. Sie ließen beide ihre Jugendlieben und ihren Alltag hinter sich, was erstaunlich reibungslos ging. Nach wenigen Wochen zogen sie zusammen und planten genussvoll ein langes und glückliches gemeinsames Leben. Er konnte sich fast noch körperlich an das Gefühl erinnern, wie es in der ersten Zeit gewesen war, nach Hause in ihre Wohnung zu kommen. Oft spielte sie französische Platten. Sie empfing ihn immer mit einem strahlenden Lächeln in der Diele, wenn er vollkommen erschöpft von der Arbeit kam. Angela schien nie müde gewesen zu sein, zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Die schöne, fröhliche Angela, die immer für ihn dagewesen war, ihn immer getröstet hatte, wenn er es schwer gehabt hatte.
Hatte er sie getröstet? Hatte er ihr beigestanden? Er bezweifelte es.
S ie waren ungefähr gleich alt und auf ähnliche Weise gestorben, ansonsten schien es keine Gemeinsamkeiten zu geben. Holtz und Pia Levin versuchten, anhand der Spuren eine Verbindung zwischen den beiden Ermordeten zu finden.
»Alles deutet darauf hin, dass beide aus großer Entfernung erschossen worden sind. Beide mit einem einzigen sauberen Treffer. Es könnte sich doch um denselben Täter handeln, oder?«, meinte Pia Levin und zog sich am Ohrläppchen wie immer, wenn sie nachdachte. »Wir müssen die Kugel finden, oder die Kugeln«, korrigierte sie sich.
Ulf Holtz sagte nicht viel. Er ließ eine Tasse Tee in den Händen kreisen und sah geistesabwesend aus dem Fenster.
»Was hat das Bassin ergeben?«, fragte er.
»Noch nichts. Ich habe zwei Assistenten gebeten, die Grobfilter nach Geschossfragmenten zu durchsuchen. Nach anderen Dingen Ausschau zu halten scheint unsinnig. Das Absuchen des Beckenbodens hat nichts ergeben, aber die Kugel könnte sich trotzdem noch dort befinden. Einen Metalldetektor können wir wegen der vielen Rohre nicht verwenden. Außerdem könnte die Kugel ihre Richtung geändert haben. Sie kann sich praktisch überall befinden oder auch gänzlich zersplittert sein.«
»Wir wissen, dass sie erschossen wurde, außerdem wo und von wo. Eigentlich fehlt am Tatort nur das Geschoss«, meinte Holtz.
»Wir haben am Tunnel noch einiges zu tun. Vielleicht sollten wir das mit dem Becken erst einmal auf sich beruhen lassen und hoffen, dass uns die Spuren vom Tunnel weiterbringen?«, dachte Levin laut nach.
»Was ist eigentlich aus dem Sandfilter geworden?«, wollte Holtz wissen.
»Der steht unten in unserem Lager in der Tiefgarage. Kam gestern früh. Ich wollte damit noch warten, es ist wenig wahrscheinlich, dass sich dort etwas findet«, meinte Levin.
Ulf Holtz brummte. Offenbar schien auch er dieser Ansicht zu sein.
Ein paar Minuten verstrichen schweigend.
»Okay, der Tunnelmord«, sagte er dann. »Konzentrieren wir uns darauf. Ich habe mit den Ermittlern geredet. Das Opfer heißt Peter Konstantino, hieß, meine ich natürlich. Achtundzwanzig. In einschlägigen Kreisen als Graffitimaler bekannt. Einige Male wegen Sachbeschädigung verurteilt, aber nie zu einer ernsthaften Strafe. In Schweden geboren, griechische Eltern. Sie kamen irgendwann in den Siebzigern nach Schweden, sind aber nach Griechenland zurückgekehrt. Er war ein
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