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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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Regenjacke und reichte es LaBréa, der seinen Dienstausweis wieder eingesteckt hatte. Geschickt wählte er mit der freien Hand die Nummer von Claudine. Sie meldete sich sofort.
    »Brigade Criminelle, Leutnant Millot.«
    »Hier LaBréa.«
    »Chef? Auf dem Display sehe ich ja gar nicht Ihre …«
    LaBréa unterbrach sie. »Hören Sie gut zu, Claudine. In der LCL-Bank am Boulevard Diderot, Ecke Rue Beccaria, hat es allem Anschein nach einen Banküberfall gegeben. Checken Sie sofort, ob deswegen schon Polizeialarm ausgelöst wurde. Falls nicht, erledigen Sie das umgehend.«
    »Ein Banküberfall? Woher wissen Sie …«
    »Meine Freundin befindet sich in der Bank. Sie hat irgendwie ihr Handy betätigen und meine Nummer wählen können. Ich kann alles mithören. Daher ist mein Handy blockiert. Ich sehe zu, dass ich, so schnell es geht, zu der Bank fahre. Sie und die anderen machen mit den Ermittlungen im Fall Chambon weiter.«
    »Wie kann ich Sie erreichen, Chef?«
    »Über ein anderes Handy.«
    »Und die Nummer?«
    Fragend blickte LaBréa den jungen Mann an.
    »Ihre Handynummer, Monsieur?«
    Der junge Mann, der LaBréas Gespräch atemlos verfolgt hatte, reagierte sofort.
    »0609546277.« LaBréa wiederholte die Nummer für Claudine. Dann drückte er das Gespräch weg und steckte das Handy des Mannes ein. »Sie bekommen es wieder«, sagte er rasch.
    Der junge Mann protestierte. »Moment mal, so geht das nicht!«
    »Ich muss mir sofort ein Taxi suchen, und ich brauche Ihr Telefon, weil meines gerade blockiert ist!«
    »Okay«, erwiderte der junge Mann schnell. »Ich bin selbst Taxifahrer. Mein Wagen steht direkt vor der Tür. Boulevard Diderot/Ecke Rue Beccaria, richtig?«
    LaBréa nickte erleichtert, froh über diesen Zufall. Kurz darauf warf er sich in den Fond des Taxis. Auf der Personalkarte neben dem Taxameter sah er das Foto des jungen Mannes und las dessen Namen: Thierry Delarque. Mit quietschenden Reifen fuhr der Wagen an.
    LaBréa lehnte sich im Sitz zurück. Fieberhaft lauschte er in sein Handy, um das Geschehen in der Bank über die Telefonverbindung zu verfolgen. Die Verkehrsgeräusche auf der Straße störten, dennoch hörte LaBréa erneut klackende Schritte, die näher kamen und sich wieder entfernten. Plötzlich vernahm er das Schrillen eines Handys. Nach viermaligem Klingeln brach der Ton ab.
    »Scheißtelefone!«, hörte LaBréa den fremden Mann brüllen. »Wer hat noch alles sein Handy dabei?«
    LaBréa hielt den Atem an. Vier verschiedene Stimmen, alle männlich, soweit LaBréa einschätzen konnte, antworteten mit »Ich«. Céline blieb stumm. Hatte der Täter sie misshandelt und verletzt? Oder riskierte sie, die Verbindung zu LaBréa so lange offen zu halten, wie es irgendwie ging? Obgleich sie gar nicht sicher sein konnte, dass ihr Plan überhaupt aufgegangen war. Das Handy steckte vermutlich in ihrer Jackentasche. Wenn der Täter die Leute in der Bank durchsuchte, würde er es unweigerlich finden.
    Ohnmächtig vor Zorn und Sorge um Céline ballte LaBréa seine Faust.
    »Los, Mann, fahren Sie schneller!«, rief er dem Taxichauffeur zu. Soeben raste der Wagen über den Boulevard Henri IV.
    Durch das Handy waren weitere Schritte und Raschelgeräusche zu hören. Dann einige Worte, ganz dicht an der Sprechmuschel von Célines Funktelefon.
    »Sieh mal an, das Scheißding läuft ja die ganze Zeit!«
    Dann war plötzlich Stille.
    »Verdammter Mist!«, rief LaBréa, nahm das Handy vom Ohr und starrte auf das Display. Das Gespräch war weg, und das Logo von LaBréas Provider erschien.
    »So eine verdammte Scheiße.« LaBréa konnte nur noch flüstern, seine Stimme zitterte. Im Rückspiegel bemerkte er den kurzen Blick des Taxifahrers. LaBréa legte die Hände auf die Kopflehne des Fahrersitzes und beugte sich nach vorn.
    »Damit eins klar ist, Monsieur Delarque: Kein Wort zu irgendjemandem von dem, was Sie hier mitbekommen haben. Weder zu Ihren Taxifahrerkollegen noch an die Presse. Haben wir uns verstanden?«
    Delarque nickte.
    »Klar doch, Monsieur. Hab längst kapiert, was da läuft. Auf mich können Sie sich verlassen.«
    Franck, Claudine und Jean-Marc befanden sich noch am Tatort in der Rue Massillon. Nachdem Claudine ihre Kollegen über das Gespräch mit dem Chef informiert hatte, rief Jean-Marc im Commissariat Central des 12. Arrondissements in der Avenue Daumesnil an. Dort sagte man ihm, dass vor wenigen Minuten Alarm in der LCL-Bank am Boulevard Diderot ausgelöst worden war. Uniformierte Kollegen

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