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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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Karte verfügte, war das erstaunlich.
    »Öffentliche Fernsprecher sterben sowieso irgendwann aus«, bemerkte Jean-Marc. »Heutzutage hat ja fast jeder ein Handy. Dieser Typ sicher auch. Aber er wird sich hüten, es zu benutzen.«
    Eine Telefonzelle mit Münzapparat gab es auch an der Haltestelle Hôtel de Ville, Ausgang Rue de Rivoli. An der Endhaltestelle Châtelet, Ecke Boulevard Sébastopol, befanden sich zwei weitere Telefonzellen, jede jedoch mit Kartenzahlung. Die Fahrt war hier zu Ende.
    »Macht insgesamt vier öffentliche Fernsprecher mit Münzzahlung an den Haltepunkten der Métrolinie 11«, resumierte LaBréa. »Um sie alle heute Nacht zu überwachen, bräuchten wir noch zwei Leute.«
    »Hab mir schon gedacht, dass ein Zweimannteam nicht ausreicht und vorsichtshalber im Büro mit Claudine und Franck gesprochen«, sagte Jean-Marc. »Beide wären bereit, heute Nacht dazuzustoßen, Chef.«
    LaBréa blickte auf die Uhr. Es war kurz nach elf. Noch eine knappe Stunde bis zum Anruf des Geiselnehmers. Er zögerte kurz, dann sagte er: »Danke, Jean-Marc. Das vergesse ich Ihnen nicht. Ihnen und den anderen! Sind die zwei noch im Präsidium?«
    »Ja. Ich hab ihnen gesagt, dass sie sich auf alle Fälle bereithalten sollen.«
    »Okay, wenn sie sich beeilen, können wir in der Umgebung der vier infrage kommenden Telefonzellen unauffällig Stellung beziehen. Ich übernehme das Terrain am Ausgang Haltestelle Goncourt, Sie fahren zur Métrostation Pyrénées. Franck checkt die Place de la République und Claudine das Hôtel de Ville.« Dorthin konnte man vom Präsidium aus zu Fuß gelangen.
    Jean-Marc nickte und zog sein Handy aus der Tasche. Drei Minuten später trennten sie sich. Während Jean-Marc mit dem Wagen zurück zur Haltestelle Pyrénées fuhr, steuerte LaBréa auf den Métroeingang zu. Er würde erneut in die Linie 11 steigen und bis zur Station Goncourt fahren.
    Bevor er die Treppen zum Métroschacht erreichte, klingelte sein Handy. Sofort begann sein Herz heftig zu klopfen. Keine Nummer auf dem Display. Dann die Stimme des Geiselnehmers.
    »Beweg deinen Bullenarsch und pack dich irgendwo in die Métro. Nimm die Linie 11 und steig an der Haltestelle Belleville aus. Auf dem Bahnsteig Richtung Châtelet gibt es einen Abfallkorb, gleich vorm Ausgang Rue Louis Bonnet. Dort findest du was für dich.« Ein Klicken, der Mann hatte das Gespräch weggedrückt, ohne dass LaBréa etwas fragen oder erwidern konnte.
    Haltestelle Belleville! LaBréas Herz schlug wie rasend. Die Métrolinie 11 … Schon wieder kam sie ins Spiel. Immer mehr war LaBréa davon überzeugt, dass sich irgendwo im Umfeld dieser Strecke das Versteck befand, wo Céline gefangen gehalten wurde.
    Der Geiselnehmer konnte nicht wissen, dass LaBréa nur fünf Haltestellen entfernt in eben gerade diese Métrolinie steigen wollte, um an der Haltestelle Goncourt den Münzapparat zu überwachen. LaBréa wählte die Nummer des Technikers Achmed Kadir.
    »Öffentlicher Fernsprecher an der Place Jean Rostand, Commissaire«, sagte dieser wie aus der Pistole geschossen. »Liegt gleich neben der Métrostation Belleville.«
    »Na, wer sagt’s denn! Danke, Achmed.«
    Ein Gefühl des Triumphes durchzuckte LaBréa. Die Place Rostand hatten Jean-Marc und er vorhin nicht ins Visier genommen. Doch offenkundig befand sich hier, einen Steinwurf von der Métrostation Belleville entfernt, ein Münzfernsprecher. Alle Wege führten immer wieder zur Linie 11. Er rief Jean-Marc an und erzählte ihm vom Anruf des Mannes.
    Als er den Bahnsteig erreichte, war der Zug bereits eingefahren, und das Signal zur Abfahrt ertönte. LaBréa sprang in den erstbesten Wagen, und schon schlossen sich die Türen hinter ihm. Ihr krachendes Geräusch war der Beweis dafür, dass LaBréa diesmal einen der alten Métrozüge erwischt hatte.

19. KAPITEL
    An der Place Rostand hatte er fünfzig Cent in den Münzfernsprecher geworfen und den Bullen auf seinem Handy angerufen. Danach schlenderte er zur Métrostation. Es war Zeit genug, vor dem Bullen dort anzukommen und das Paket für ihn zu deponieren. So schnell konnte der Typ gar nicht vor Ort sein, ganz gleich, von welchem Punkt der Stadt aus er sich auf den Weg machte.
    Der Autoverkehr hatte um diese Zeit etwas nachgelassen. Ein Raser bretterte mit überhöhter Geschwindigkeit über die Straße, vor der nächsten Kreuzung quietschten seine Bremsen. Einige Buslinien fuhren noch, auch Fußgänger waren unterwegs. Die Kneipe Chez Marion & Pierre , die

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