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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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auf die Deckplanken. Die Passagiere ließen sich von ihnen anstecken, ohne recht zu wissen, was dieser Wind für das Schiff bedeutete.
    Der Kapitän war aus der Kajüte getreten, stand am Schanzwerk des Achterdecks und breitete weit die Arme aus, als wollte er die Luft auffangen. Jonas trat von hinten an ihn heran und fragte leise: »Rum für die Mannschaft, Sir?«
    Der Kapitän drehte sich um und sagte feierlich: »Wir haben es geschafft, Mann. Wir haben den Passat erwischt. Ja, das ist eine Tasse Rum für jeden Kerl in der Mannschaft wert.«
    Doch Jonas eilte mit dieser Botschaft nicht davon, sondern blieb stehen und drehte unschlüssig seine Mütze in den Händen.
    »Was ist, Jonas? Hast du mich nicht verstanden? Ich sagte: ›Rum für die ganze Mannschaft.‹«
    »Aye, aye, Sir. Aber wie steht es mit den Zimmerleuten? Gehören die auch dazu?«
    Der Kapitän lachte, schaute auf das frische Holz, mit dem die Kolonne das Schanzwerk auf dem Achterschiff sorgfältig erneuert hatte, sah in der Nähe des Großmastes die groben Umrisse der Galionsfigur in der Dämmerung und entschied: »Wenn der Wettergott nicht kleinlich mit uns verfährt, warum sollten wir ihm nachstehen? Wer an Bord mit uns arbeitet, der soll auch mit uns trinken. Also auch eine Portion von unserem guten Zeug für Meister Bienmann und seine Leute.«
    Der Rum plätscherte in den Blechtassen. Je nach dem Temperament der Männer wurde er nicht alt und rann in einer einzigen feurigen Spur durch die Kehle oder aber er wurde in winzigen, genießerischen Schlucken den ganzen Abend über geschlürft. Lieder klangen auf. Zwischen Großmast und Besanmast stellten sich die Matrosen in einen Kreis, Schulter an Schulter, sangen das Lied von den Islandfischern und tanzten mit bedächtigen, kraftvollen Schritten dazu, schwenkten ihre Arme, als holten sie ein übervolles Netz vom Meeresgrund, stampften, wiegten sich, drehten sich im Kreise.
    Die Zimmerleute wollten ihnen nicht nachstehen. Die Musikinstrumente wurden herausgeholt. Warisch fidelte wild und der dicke Grumbach ahmte mit aufgeplusterten Backen den Klang einer Klarinette nach. Bald klangen fröhliche Melodien weit über das Meer. Das Holz des Decks bebte unter den wilden Schritten der tanzenden Männer. Alle Passagiere standen bald im Kreis und klatschten und schauten zu, wie Hugo Labus, obwohl er doch schon über vierzig war, in der Hocke tanzte und die Beine wie ein Russe abwechselnd nach vorn schleuderte und sich dabei noch schnell zu drehen versuchte.
    Allmählich wurden die Menschen ruhiger. Kleine Gruppen saßen im warmen Abendwind. Einige Paare tanzten ruhig nach den Klängen einer Mundharmonika, andere summten vor sich hin, sangen, redeten miteinander, Kinder saßen still und mit weit geöffneten Augen auf den Schößen ihrer Mütter, Männer hatten den Arm um die Schultern ihrer Frauen gelegt, Pfeifen wurden entzündet.
    Das Deck war an diesem Abend eine Insel des Friedens, die, von einer Reling umschlossen, unaufhaltsam einem noch fernen Kontinent im Westen zutrieb.
    Der Junge hatte Mathilde den Rum abgeluchst, als er sah, wie sie beim ersten kleinen Schlückchen eine krause Nase zog und husten musste. Auch der alte Mann hatte ihm mehr als die Hälfte seiner Portion geschenkt. Vorsichtig füllte der Junge den Rum in eine klare Flasche und drückte den Korken fest ein. »Flüssige Geschichten«, lachte er, »Geschichten über Charly.«
    »Wer ist eigentlich dieser Charly, der dich so interessiert?«, fragte ihn der alte Mann.
    »Der Segelmacher ist nicht sehr gesprächig, wenn ich nach Charly frage«, wich der Junge aus. »Kann sein, ich kenne diesen Mann, aber ich bin nicht sicher. Bei den Geschichten des Segelmachers weiß ich nie ganz genau, was wirklich geschehen ist und was er dazugesponnen hat.«
    »Seemannsgarn eben«, sagte der alte Mann.
    »Hoffentlich mehr, viel mehr als nur Seemannsgarn«, murmelte der Junge vor sich hin.
    Mathilde und der Lehrer hatten sich vorn zu dem Segelmacher unter das Klüversegel gesetzt. Der Junge, der sich lange über den Bug gebeugt hatte, um zuzusehen, wie der Kiel des Schiffes das Meer zerschnitt und weiße Gischtfurchen aufpflügte, war schließlich müde geworden. Als er sah, dass der Kapitän das Achterdeck verließ, zu dem Segelmacher hinüberging und sich mit dem Rücken gegen die weit geöffnete Vorderluke lehnte, trat er auch zu der Gruppe.
    »Na«, redete der Kapitän den Segelmacher an, »wie macht sich die neue Hilfe, Hendrik?«
    »Sie hält sich

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