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Der langsame Tanz

Der langsame Tanz

Titel: Der langsame Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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wie er.«
    »Er ?«
    »Ich.«
    Eine Zeitlang saß sie zusammengesunken da, so daß er schon glaubte, sie füge sich ins Scheitern des Unternehmens, da sagte sie, plötzlich wieder zum Leben erwacht, »schau her« und zog ihr Sweatshirt über den Kopf, faßte sich über kreuz an den Saum ihres Hemdchens und warf es dem Sweatshirt hinterher. Wie eine Stripperin bewegte sie die Schultern, so daß ihre Brüste träge hin und her schwangen.
    »Na ?« fragte sie, und in ihrer Stimme lag ein sieges-sicherer Ton.
    »Das reicht nicht«, sagte er schnell und hoffte, sie würde den Bluff nicht bemerken, denn diese Chance wollte er nicht verschwenden.
    Sie stand auf und streifte ihre restlichen Kleider ab, dann schob sie die Staffelei ein wenig zur Seite, so daß sein Blick auf ihren Körper nicht verstellt war, hob die Schultern, öffnete die Beine und begann seitlich zum Papier gewandt zu zeichnen.

38.
     
    Immer beiläufiger wirft Rudi nun die Geldbündel auf den Tisch, der warme Regen will einfach nicht versiegen.
    Für Martin ist nichts Besonderes mehr daran, seine Freude an Geld nur noch ein niedergebranntes Stroh-feuer. Er legt die Päckchen nebens Bett und bringt sie gelegentlich zur Bank.
    Drei Bilder hat die Agnelli-Nichte gekauft. Sie denken nicht mehr über eine Legende für den unbekannten Arne Boro nach. Rudi wird sich einfach in geheimnisvollen Andeutungen ergehen. Spekulationen seien das beste und brauchten wenig Futter. Laß die Leute sich ihr Gerücht selber basteln, sagte er, das tun sie nachher sowieso.
    Tatsächlich tauchen nur wenige Tage später zwei weitere Käufer auf, und Rudi beginnt schon, die Preise anzuheben. Irgend etwas ist an diesen Bildern, das sie verkäuflich macht, irgend etwas haben sie, von dem sogar kunstgewohnte Leute angezogen werden, die doch sonst immer nur auf Sicherheit kaufen. Hoffentlich erfährt Anne noch recht lange nichts von ihren Chancen und der Achtung, die man ihrer Arbeit hier entgegenbringt.

11.
     
    Die Erektion hielt lange an, und Martin fand sich in einem nie gekannten Zustand gleichzeitiger Versunkenheit bei höchster Wachheit seiner Sinne. Er starrte Löcher in Annes Haut, registrierte jede winzige Bewegung, die, vom Zentrum der zeichnenden Hand aus, irgendwo auf ihrem Körper als Echo reflektiert und weitergetragen wurde. Auch andere Bewegungen als die vom Zeichnen verursachten entdeckte er beim millimeterweisen Betasten ihrer Oberfläche mit den Augen. Bis hinunter in die Zehen, die sie manchmal zitternd hochbog, sah er Spannung durch sie gehen, sah in ihren Schenkeln und Hüften kleine Muskelstränge zucken und die Schultern sich bewegen wie von selbst. Ihre Augen, die zu treffen er die meiste Zeit vermied, hatten denselben Ausdruck von Konzentration wie immer, aber konnten nicht so wach sein wie sonst, wenn sie ihn studierte. Ihr Körper sandte seine eigenen Zeichen aus. Zeichen, die Martin erfaßte, ohne sie zu verstehen, denn sein Denken nahm nicht teil an diesem Spiel. Und ein Spiel war es, das die beiden Körper miteinander spielten, nur verbunden durch die Augen, seiner statuarisch und ruhig, ihrer nervös und auf dem Sprung. Das Spiel mit der Möglichkeit zueinanderzukommen, sich aneinander zu entzünden, um endlich, Rauch und Asche, zu verschwinden. Für immer oder kurze Zeit. Es dauerte nicht lange, da sah er ein Glitzern in ihrem Schoß und wußte, auch auf ihm war eine Perle solcher Art.
    Als bekäme sie von irgendwoher kleine elektrische Schläge, zuckte nun ihr Körper immer öfter und stärker, und sie rutschte hin und her auf ihrem Stuhl, da stand sie abrupt mit einer Drehbewegung auf und sagte, sich räuspernd und als kehre sie zurück aus einer anderen Welt : »Wir müssen … ich … ahm, jetzt ist erst mal Pause.«
    Aus ihm wich langsam die Spannung, beschränkte sich für eine Weile noch auf den schwächer werdenden Puls zwischen seinen Beinen und verlor sich dann ganz.
    Er sah, schon wieder gelassen, zu, wie Anne ihre Kleider überstreifte. Heftig, schamhaft, denn jetzt war das Spiel unterbrochen, und die Regeln wurden wieder von woandersher diktiert.
     
    *
     
    Sie tranken Kaffee und schwiegen, sahen aneinander vorbei, und keine Normalität wollte sich wieder einstellen, so sehr waren sie beschäftigt mit den Nachbildern der Erregung in ihren Körpern. Das Klappern der Tassen und ein gelegentliches Schniefen von Anne waren für lange Zeit die einzigen Geräusche, bis Martin sich eine Zigarette anzündete und sagte : »Auge um Auge.«
    Ihre

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