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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Lausitz und zu Landsberg, Markgrafen, unserm lieben Oheim, gänzlich verbunden haben, also: daß wir und unsere Erben ihm und seinen Erben mit aller Macht, wenn er uns bittet und heischet, in all seinen Nöten stets beholfen sein wollen …
    Der neue Waldemar war nun eine Macht, anerkannt von einer nicht geringen Zahl der wichtigsten Fürsten und Herren des Reiches und im vertrauten Bunde mit ihnen.
    »Er ist wirklich unaufhaltsam«, stellte Henning von Nienkerken hochzufrieden fest.

 

    KAPITEL 14
    1348 – Gransee
    J ohann Purucker fuhr mit der Zunge den rauhen Granitblock auf und ab und leckte das Wasser von der Wand. Damit ließ sich der Durst unbedenklicher stillen als mit dem fauligen Grabenwasser, das ihm der Knecht am Morgen hingestellt hatte. Sein Fenster war ein runder Schacht, schräg nach oben durchs Mauerwerk gebrochen, und er wußte, daß die Sonne in wenigen Minuten vor dieser Öffnung stehen würde. Es sei denn, es zogen wieder Wolken über die endlosen Wiesen und Wälder zwischen Lindow und Gransee. Vor fünf Monaten war er von den Ruppiner Grafen gekommen, die in Lindow residierten, um über Gransee nach Pommern zu ziehen, als ihn Hans Lüddeckes Leute abgefangen hatten. Nun lag er hier auf faulem Stroh und hatte in der Gesellschaft von Spinnen und Kröten zu warten, bis sein Lösegeld aus München kam. Vielleicht aber waren die Seinen auch froh, ihn losgeworden zu sein. Seine Frau hatte ja schon lange ein Auge auf den Kämmerer des Kaisers geworfen, und seine Söhne wollten ganz sicher nichts anderes, als möglichst schnell an ihr Erbe zu gelangen. Wo blieb die Sonne heute nur, versagte auch sie ihm die Treue?
    Statt der Sonne erschien der runde Kopf des grimmigen Ritters Hans Lüddecke in der Fensteröffnung. »So sollten dich die Granseer mal zu sehen kriegen«, brüllte er höhnend in den Schacht hinein.
    »Ich bin keiner aus Gransee, ich komme aus München.«
    »Wer Geschäfte mit diesem Pack macht, gehört zur selben Sorte«, beschied ihn der Ritter.
    Johann Purucker versuchte es nach echter Kaufmannsart. »Seht mich an: Mein Haar ist weiß geworden, die Lumpen schlottern mir am Leibe, ich bin nur noch ein Gespenst aus Haut und Knochen. Für einen Toten gibt es niemals Lösegeld.«
    Da aber legte Hans Lüddecke los. »Sag das den Granseer hohen Herren und sag ihnen auch, daß es mir nicht besser geht als dir. Das letzte Hemd ziehn sie mir aus. Bis ich mich für einen Hungerlohn als Türmer bei ihnen verdinge oder eine andere Drecksarbeit verrichte für sie. Was bleibt uns Adligen vom Lande denn? Ihr Kaufleute, ihr Ratsherren, ihr seid doch unser Untergang. Was zahlt ihr mir denn fürs Getreide, das meine Bauern ernten? Ein paar lumpige Münzen doch nur, von denen ich nicht leben kann, wie sich's gehört. Und wenn ich zu meinem Fürsten gehe und Krieg für ihn führe, dann hör ich hinterher auch nur, daß er kein Geld hat, mir's zu lohnen. Also verkaufe ich noch ein Stückchen Land und noch ein Stückchen, an dich zum Beispiel, bis mir dann nur noch bleibt, mich in meiner Rüstung aufzuhängen – und zwar an meinem letzten Baum. Nur darum bist du hier, nur darum liege ich in Fehde mit Gransee: Ihr oder ich!«
    Für Meinhard von Attenweiler gab es zwei Gründe, nach Gransee zu reiten. Einmal war nach dem Johann Purucker zu forschen, das war er dessen Weibe schuldig, wie ja auch Ludwigs Auftrag in diese Richtung ging, und zum anderen hatte er in Berlin gehört, der Altbürgermeister der Stadt, Andreas Grote mit Namen, wäre dem Markgrafen Waldemar noch vor dessen Tode begegnet, und zwar im Jahre 1316 während der Schlacht im Roten Luch, das seinen Namen dem vergossenen Blut der mecklenburgisch-dänischen wie der brandenburgischen Soldaten zu verdanken hatte. Erstere übrigens waren als Sieger davongezogen, was Waldemar das nördlich gelegene Land Stargard gekostet hatte. Meinhard hatte sich darüber im Zisterzienserkloster zu Zehdenick kundig gemacht.
    Von Zehdenick kam er auch geritten, von Osten her durch endlose Wiesen und Sümpfe, passierte, ohne zu säumen, das Dörfchen Badingen mit seiner schmucken Feldsteinkirche und sah die Mauern und Türme von Gransee schon aus vielen Kilometern Entfernung vor sich liegen.
    Ein paar hundert Schritte vor der Stadt erblickte er auf einer kleinen Anhöhe einen der beiden Warttürme, die die Granseer Bürger unter vielen Mühen aus gebrannten Ziegeln hochgemauert hatten, einen gen Abend, den anderen gen Morgen. Lustig wehte die Fahne im frischen

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