Der letzte Aufguss
vermutet hatte, und zog es heraus. Ein
Päckchen mit weiÃem Pulver, an einer Stelle eingerissen, weswegen der Inhalt
ausgetreten war. Pit wühlte tiefer im Teesack und beförderte drei weitere
Päckchen hervor.
Diana schwieg. Doch sie wurde noch blasser. Sie setzte sich auf den
Wannenrand und stützte sich an der kalten Wand ab.
»Es ist weiÃ, das heiÃt, es wurde in der Sonne getrocknet und nicht
unter starken Lampen, was den Stoff eher gelb werden lässt«, erklärte Pit. »Ãber
die Qualität und Reinheit sagt das aber nix aus.« Er schnupperte daran. »Das
meiste Koks ist gestreckt, dann gibt es Rückstände der Lösungsmittel, aber
dieses Zeug hier riecht ein bisschen nach Tee, klar, aber vor allem wie ein
frisch getünchter Keller. Wie bester Stoff also.«
Pit nahm eine kleine Menge und zerrieb sie zwischen den
Fingerspitzen. Die Kristalle schmolzen durch seine Körperwärme, und es fühlte
sich ölig an.
»Ja, das ist gutes Kokain, extrem rein.«
Er ging in die Küche und kam mit einem Stück Aluminiumfolie zurück,
auf welches er das Kokain gab, um es dann mit seinem Feuerzeug zu erhitzen. Es
schmolz und verdampfte, doch es brannte nicht. Zurück blieb ein kleiner Fleck
mit der Konsistenz eines trockenen Lacktupfers. Pit wischte mit dem Finger
darüber. Nichts blieb haften.
»Hochwertigst. Will gar nicht wissen, was das auf der StraÃe wert
ist. Wir müssen es entsorgen und den ganzen Sack Tee gleich dazu. Daran, dass
sie im Körper deines Vaters Koksreste finden, können wir nichts ändern. Aber
wir können dafür sorgen, dass keiner denkt, er hätte das Zeug geschmuggelt.«
»Das hätte er nie, und er hat auch nie Drogen genommen â¦Â«
»Es tut mir leid, aber so wie es aussieht, wollte er sich das Koks
extern verabreichen, nämlich über das Badewasser, was übrigens gar nichts
bringt. AuÃerdem hat er vermutlich Tee getrunken, in dem hochdosiertes Koks
war. Vielleicht ist er an einer Ãberdosis gestorben.«
Diana flossen die Tränen über die Wangen, aber kein Schluchzer drang
aus ihrer Kehle. Das schnürte Pit den Hals zu. Er stellte sich neben sie und
legte seine schweren Arme um Diana.
Dann erst begann sie laut zu heulen.
KAPITEL
8
Steintee
Bietigheim hatte erst kurz vor seiner Abfahrt von Kevin Shieldsʼ Tod
erfahren. Aufgefunden im Tee â genau wie die beiden toten Professoren. Aber
eben nicht wie diese in White Darjeeling, sondern in Grüntee. Und nicht in
einem Punting-Boot, sondern in der heimischen Badewanne. Was wollte der Täter
damit sagen? Und dann das Koks. Hatten etwa auch seine Vorgänger eine
Verbindung zu der Droge?
Er stand nun schon einige Minuten am Cam und beobachtete aufmerksam
das Loch im Gebäude auf der anderen Seite des Ufers. Am unteren Ende schwappte
träge das Flusswasser hinein, ansonsten war es schwarz. Es war das Loch, dessen
Existenz Pit ihm bescheinigt hatte, das Loch, das er, wie der Master des St
Johnʼs College ihm nun mitgeteilt hatte, niemals nutzen durfte.
Das Schwanenloch.
Dessen einziger Zweck war, die biestigen Vögel einzufangen, um sie
dann zubereiten und verzehren zu können.
Der Professor hatte die Geschichte dieses unscheinbaren Lochs genau
studiert. Alle unmarkierten Schwäne Englands gehörten per Gesetz dem
Königshaus, und markierte Schwäne entweder der Hochehrwürdigen Gesellschaft der
Färber oder der Hochehrwürdigen Gesellschaft der Winzer. Wer also einen unmarkierten
Schwan fing â und das war der GroÃteil dieser Vögel, stahl ihn dem Königshaus.
Dafür bekam man nicht nur Ãrger mit dem Königlichen Schwanenmeister.
Es sei denn, man gehörte dem St Johnʼs College in Cambridge an.
Dieses hatte die offizielle Erlaubnis, die garstigen Viecher zu fangen, um sie
beim alljährlichen Festessen am 25. Juni zu verspeisen. Allerdings wurde heute
nur noch ein ausgestopfter Schwan hereingetragen, und auf den Tellern landete
profaner Truthahn, welcher den Schwan aus den Küchen des Königreichs verdrängt
hatte. Der Hauptgrund mochte sein, dass Schwanenfleisch zäh war, zumeist wie
Schlick schmeckte, nämlich moderig und muffig und dazu noch fischig. Kein
Wunder, wenn man berücksichtigte, was Schwäne so aÃen. Anderes Geflügel bekam
Mais gefüttert â das schmeckte man auf dem Teller auch. In der Fachliteratur
hatte Bietigheim
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