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Der letzte Aufguss

Der letzte Aufguss

Titel: Der letzte Aufguss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Leuten erscheinen? Und wie um alles in der Welt sollen wir Kokushi
einladen? Der ist doch verschwunden.«
    Â»Er wird davon erfahren. Und die anderen werden kommen, weil dem
Gewinner nicht nur die geheimen Forschungsergebnisse von Cleesewood winken,
sondern auch ein extrem seltener Pu-Erh-Tee. Von mir aus setzen Sie die
Studenten von der Port Wine Society ein, um alles zu organisieren, schließlich
ist das Pickerel Inn ihr Stammlokal.«
    Â»Sie wissen, dass morgen Schwanenessen ist, oder? Ich mein, geht
mich ja nix an, aber sollten Sie nicht langsam mal Sachen einkaufen,
probekochen, so was in der Art?«
    Bietigheim blickte ihn an und zuckte mit den Ohren. Bei ihm ein
Zeichen höchster Erregung. »Das Wichtigste im Leben, in der Liebe und auch beim
Kochen findet hier oben statt!« Er zeigte auf seinen Kopf. »Und dort ist das
Festessen schon Dutzende Male durchgelaufen. Jede nur denkbare Eventualität
habe ich einkalkuliert, wie beim Schachspiel gegen einen Großmeister. Glauben
Sie ernsthaft, ich würde es riskieren, Hildegard zu Trömmsen zu enttäuschen?«
    Pit erkannte eine rhetorische Frage, wenn sie ihm gestellt wurde. Ȁh,
nein?«
    Â»Nein, genau! Und wenn Sie endlich verschwunden sind, um die Ihnen
übertragene Aufgabe zu erledigen, werde ich die Einkäufe tätigen, oder besser:
die Waren abholen, welche ich bereits geordert habe, und dann alles zum
Midsummer House schaffen, das praktischerweise direkt um die Ecke liegt. Sie
sind ja immer noch hier!«
    Â»Und was ist mit …« Pit hasste Sentimentalitäten, aber manchmal, ganz
selten, durften auch Männer Gefühle zeigen. Bei verlorenen Pokalspielen, wenn
ein Steak zu sehr durchgebraten war, bei einem zu früh geleerten Bierfass. Oder
bei einem gemeingefährlichen Schwan, der einem un„erklärlicherweise ans Herz
gewachsen war. Er schluckte und setzte erneut an: »Was ist mit Charles? Wollen
Sie ihm wirklich den Hals umdrehen? Er ist doch so ein …« Weiter kam er vorerst
nicht. »Netter« passte nicht. »Süßer« auch nicht. »Kleiner Räuber« nur, wenn
dies den Bösartigsten unter allen kleinen Räubern bezeichnete. »… Cooler. Ein
wütender, fauchender, männlicher Schwan, quasi der Rocker unter den
Höckerschwänen.«
    Â»Ich werde ihn liebevoll behandeln – im Bräter. Und jetzt fort mit
Ihnen! Wenn Sie sich von Charles verabschieden wollen, erledigen Sie es
schnell. Sein Fleisch muss nämlich noch etwas abhängen, weswegen ich mich
seiner gleich annehmen werde.« Er demonstrierte mit den Händen, wie er ihm den
Hals umdrehen würde. »Knacks!«
    Â»Was Professoren doch für Barbaren sein können.«
    Â»Gerade Professoren«, erwiderte Bietigheim. »Glauben Sie mir.« Und
damit widmete er sich einem anderen Zettel, der immer voller und voller wurde.
Es schien, als würde der Professor den Mörder mit seinen Buchstaben umzingeln
wollen.
    Pit schaffte es noch, die neuesten Erkenntnisse zu den rätselhaften
Todesfällen aus dem Professor herauszukitzeln, dann informierte er die Port
Wine Society, die den Auftrag annahm.
    Eine der Einladungen wollte Pit aber selber zustellen.
    Die an Diana.
    Er hatte Mist gebaut, großen Mist, ein Strauß Blumen würde nicht
reichen, um das auszubügeln. Nur Worte halfen jetzt noch, die richtigen Worte,
im richtigen Moment aus aufrichtigem Herzen gesprochen. Pit hoffte, dass er sie
finden würde.
    Diana war weder im Haus ihres Vaters noch in Auntieʼs Tea House,
sondern im Tea Shop ihres verstorbenen Vaters. Zwar verkündete das Schild im
Schaufenster, dass geschlossen war, doch die Tür ließ sich trotzdem öffnen.
    Pit hatte erwartet, Diana irgendwo auf dem Boden sitzend
anzutreffen, wie sie in die Luft starrte. Stattdessen stand sie vornübergebeugt
am Schreibtisch des kleinen fensterlosen Büros, einer ehemaligen Abstellkammer,
und klickte sich durch die Dateien des Computers. Sie bemerkte ihn, noch bevor
er die ersten seiner bereitgelegten richtigen Worte sagen konnte.
    Â»Was willst du denn hier? Der Laden ist geschlossen. Kannst du etwa
nicht lesen?«
    Jetzt war es höchste Zeit für richtige Worte. »Ich will mich bei dir
entschuldigen.«
    Sie ließ sich auf den durchgesessenen Drehstuhl fallen und
verschränkte die Arme vor der Brust. »Wofür? Dass du mich völlig verzweifelt im
Haus meines Vaters

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