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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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bei der Polizei«, grinste Bastian.
    »Es gibt auch Kollegen, die für ein Kalbsschnitzel ihre Mutter an den Galgen bringen würden.«
    »Anwesende natürlich ausgenommen.«
    Liebisch lehnte sich zurück. »Für mich kann ich das sagen. Und Sie sind vom meinem Schlag. Ich vermute, dass Sie hin und wieder gern ein Mettbrötchen essen, aber Sie würden dafür keine Kameraden verraten. Was ich jetzt sage, bleibt unter uns.« Er schaute Bastian fragend an.
    »Das müssen Sie mir überlassen. Erzählen Sie es oder lassen Sie es bleiben.«
    Der Kriminalrat überlegte einen Augenblick, dann drückte er mit einer langsamen Handbewegung die Waffe aus seinem Bauch.
    Bastian ließ es geschehen.
    »Wir sind eine kleine, aber feine Truppe in der Polizei...«
    Bastian unterbrach. »Den Satz habe ich erfunden.«
    Liebisch verstand nicht Bastians Anspielung auf seine Lüge vor Wollweber und schaute ihn irritiert an. Bastian forderte ihn auf, fortzufahren.
    »Wir wollen nicht weiter tatenlos Zusehen, wie das Unrecht über das Recht triumphiert.« Liebisch sah Bastian in die Augen. »Wir haben uns das Ziel gesetzt, aufzuräumen. Auch in unseren eigenen Reihen. Wir spüren Verräter auf und wir werden sie den Verrat büßen lassen, zu gegebener Zeit, in geeigneter Form. Auf unserer Liste befinden sich bereits sechzehn Namen, quer durch alle Abteilungen. Wenn Sie wollen, können Sie bei uns mitmachen.«
    Bastian schüttelte entschieden den Kopf. »Keine Doppelrnitgliedschaft. Man hat mich bereits für eine andere Eingreiftruppe rekrutiert.«
    »Ich weiß, dass Sie und Frau Kutah für Eberwein arbeiten. Der Mann verfolgt seine eigenen Ziele. Andere Ziele, als er Ihnen weisgemacht hat.«
    Liebisch hatte es geschafft, Bastians Neugierde zu wecken. Er kam sich mit der Waffe in der Hand langsam ein wenig blöd vor. Konnte er Liebisch trauen oder war das ein Trick des alten Hasen, ihn einzulullen?
    Bastian nahm die Pistole etwas zurück, hielt sie jedoch weiter auf Liebisch gerichtet.
    »Er will an Wollweber heran, dafür ist ihm jedes Mittel recht. Und wenn Sie und Frau Kutah dabei auf der Strecke bleiben, wird er Ihnen keine Träne nachweinen. Wollen Sie wissen, warum er Wollweber will?«
    Bastian nickte.
    »Wollweber erpresst die Regierung und hat ein Ultimatum gestellt, das übermorgen abläuft. Er muss etwas in der Hand haben, das die da oben in Angst und Schrecken versetzt. Ich habe leider keine Ahnung, was es ist. Wenn Eberwein die Sache gemanagt bekommt, wird er mit Sicherheit der nächste Innenminister.« Liebisch musterte Bastian. »Lassen Sie mich raten. Er hat Ihnen kein Wort von der Erpressung gesagt.«
    So schwer es Bastian fiel, er musste nicken.
    »Ich kann Ihnen nur raten, sich vor dem Mann in Acht zu nehmen.«
    Bastian war mehr als geneigt, dem Kriminalrat zu glauben. Politiker wie Eberwein waren ihm schon immer suspekt gewesen. »Politik ist ein schmutziges Geschäft«, hatte ihm sein Vater als ultimative Lebensweisheit mit auf den Weg gegeben. Bastian hatte Politik nie sonderlich interessiert. Seine gesellschaftskritische Sturm-und-Drang-Zeit hatte er in den Achtzigern gehabt, als die meisten Schlachten geschlagen waren. Er hatte den pseudorevolutionären Kommilitonen misstraut, die »Amis raus aus Vietnam« riefen, obwohl die schon lange weg waren, dem Latzhosengeschwader, das voller Betroffenheit dem einarmigen Gitarrenspieler aus Nicaragua zwei Mark spendete und sich danach wieder richtig gut fühlte. Natürlich verabscheute er die Schnürstiefel tragenden Glatzköpfe, die Hitlers Betriebskantine entsprungen waren, und er verachtete die schnieken Yuppies, für die der Klassenkampf auf der Autobahn stattfand.
    Für Bastian war Eberwein einer von den Politikern, die mit einhundertachtzig Sachen nach Hause düsten, um die erschütternde Fernsehreportage über das Waldsterben nicht zu verpassen.
    Er gab sich einen Ruck und Liebisch die Pistole zurück. »Tut mir leid.« Er zog seine Handschuhe aus.
    Im nächsten Augenblick richtete Liebisch die Waffe auf ihn. »Nette Geschichte, was?« Der Kriminalrat grinste.
    Bastian rutschte das Herz in die Hose, er verfluchte seine Naivität. Doch dann steckte der Kriminalrat die Waffe in sein Schulterholster.
    »Leider wahr!« Liebisch erhob sich. »Passen Sie auf sich auf, Bennecke. Es ist besser für uns beide, wenn diese Unterhaltung nicht stattgefunden hat.«
    Bastian verstaute die Handschuhe in seiner Jackentasche. »Eine Frage noch. Steht auf Ihrer Liste mit den sechzehn Namen

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