Der letzte Bissen
hast mich angefleht, zurückzukommen. Das mit Petra sei nur ein Ausrutscher, da liefe nichts Ernstes! Deine Worte.« Sie schloss den Schrank und nahm die kürzeste Strecke zum Ausgang.
Kurz vor der Tür hörte sie Petras inquisitorische Stimme: »Was hast du gesagt?«
Das Zimmer im Kempinski kostete ein Vermögen, aber das war Sarah egal. Sie bestellte sich eine Gemüsesuppe und eine Flasche Wein aufs Zimmer und schaltete den Fernseher ein. Gerade liefen die Nachrichten. Die Spieler des FC Bayern München entschuldigten sich auf einer Pressekonferenz für ihren >Ausrutscher< und versprachen den Fans, durch gute Leistung Sühne zu tun. Darüber hinaus hatten sie einer Therapieeinrichtung für Fleischsüchtige eine siebenstellige Summe gespendet.
Argentinien hatte einen deutschen Exschauspieler ausgewiesen, der als Fleischkonsument ins lateinamerikanische Exil geflüchtet war. Der Pressesprecher der Bundesregierung dementierte, dass es einen Zusammenhang mit der Aufstockung der Entwicklungshilfe gab.
Im Nordwesten hatte es die ersten Regenschauer gegeben, aber die Nachricht drang nicht mehr an Sarahs Ohr. Sie war eingeschlafen.
57.
Bastian wusste nicht, wie lange er regungslos in der Küche gesessen hatte, aber irgendwann registrierte er, dass die Türklingel ging.
Alles wird gut, dachte er. Sie wird sich entschuldigen und ich werde die Entschuldigung annehmen.
Mit einem Ruck öffnete er die Tür. Vor ihm stand der Kellner aus der Artischocke.
»Günther Wollweber möchte Sie sprechen. Sofort.«
Der Kellner erweckte nicht den Eindruck, als würde er ein Nein akzeptieren.
Bastian schnappte sich seine Jacke. »Wir können!«
Samtlebe dirigierte Bastian zu einem VW Polo. Widerspruchslos setzte sich Bastian auf den Beifahrersitz. Vor dem Sitz lag eine Puppe.
»Haben Sie Kinder?«, fragte Bastian, während Samtlebe den Wagen in den fließenden Verkehr einfädelte.
Der Kellner ignorierte diese Frage wie auch alle weiteren, die Bastian auf dem Weg zum Potsdamer Platz stellte.
Mehrfach kam es Bastian in den Sinn, in das Lenkrad zu greifen und einen Unfall herbeizuführen. Vielleicht hätte er den Mann überwältigen können, der Kellner schien unbewaffnet zu sein.
Eine innere Stimme sagte ihm jedoch, dass er die Einladung annehmen sollte. Wollweber musste gute Gründe haben, ihn auf diese Art und Weise vorzuladen.
Samtlebe parkte den Polo in der Tiefgarage, die zur Artischocke gehörte, und begleitete Bastian zum Aufzug. Schweigend fuhren sie in die 22. Etage.
Oben öffnete der Kellner eine Tür und ließ Bastian eintreten. Bastian blickte in angespannte, von Sorgen geplagte Gesichter. Günther Wollweber hatte eine Hand voll Männer um sich versammelt, es herrschte keine Partystimmung.
»Lasst mich mit ihm allein«, befahl Wollweber.
Der Raum leerte sich in Windeseile. Auch Samtlebe verschwand.
»Kompliment.« Wollweber fuhr nahe an Bastian heran. »Es gibt nicht viele Menschen, denen es gelingt, mich zu täuschen.«
Bastian hielt es für sinnvoll, diese Bemerkung nicht zu kommentieren.
Der Alte schnäuzte sich in ein Taschentuch. »Sie haben sich die Sache viel kosten lassen. Das Fleisch war von bester Qualität.«
Bastian schwieg weiter.
»Ich habe mir Ihre Personalakte besorgt, Herr Bennecke. Sie scheinen ein guter Polizist zu sein. Manchmal ein bisschen antriebsarm, manchmal ein bisschen eigenbrötlerisch, aber Sie beherrschen Ihr Handwerk. Dass Sie eine Schwäche für gute Leberwurst haben, macht Sie mir fast sympathisch. Deshalb möchte ich Ihr Urteil hören.«
Er goss Orangensaft in ein Glas und schob es in Bastians Richtung. Der zögerte, danach zu greifen. Wollweber verstand, schüttete sein eigenes Glas voll und trank es halb leer.
Nun nahm auch Bastian einen kleinen Schluck. »Ich glaube nicht, dass Sie sich auf mein Urteil verlassen sollten, Herr Wollweber. Unsere Interessen sind ziemlich gegensätzlich.«
»Das weiß ich, ich will Ihre Meinung trotzdem hören.«
Der Alte legte seine Hand auf Bastians Arm. Bastian ließ es geschehen.
»Vor wenigen Stunden ist mein Sohn entführt worden. Er wird getötet, wenn ich die Forderungen nicht erfülle. Können Sie sich vorstellen, dass Polizisten so etwas tun?« Er blickte seinen Gast fragend an.
Bastian suchte nach einer diplomatischen Antwort. »So etwas ist gegen das Gesetz.«
Wollweber wiederholte seine Frage: »Können Sie sich vorstellen, dass Polizisten so etwas tun?«
»Polizisten ja, aber nicht die
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