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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Oder wollen Sie Ihr Leben damit verbringen, Cops hochgehen zu lassen, die Tauschgeschäfte mit Nutten machen?«
    »Ich möchte im Parker Center arbeiten und wollte nicht wie alle anderen zehn Jahre darauf warten. Wenn man weiß ist, ist das der schnellste und leichteste Weg.«
    »Es lohnt sich nicht. Glauben Sie mir. Wenn man mehr als zwei, drei Jahre im DIE bleibt, bedeutet das lebenslänglich, weil einen niemand mehr will, weil einem niemand traut. Man ist ein Aussätziger. Sie sollten sich das überlegen. Das Parker Center ist nicht der einzige Platz, wo man arbeiten kann.«
    Ein paar Momente vergingen schweigend, während Toliver versuchte, Argumente zu seiner Verteidigung zu finden.
    »Jemand muß die Polizei kontrollieren. Viele Leute scheinen das nicht zu begreifen.«
    »Das ist richtig. Aber in diesem Polizeiapparat kontrolliert niemand die Leute, die die Polizisten kontrollieren. Denken Sie mal darüber nach.«
    Das Gespräch wurde von einem schrillen Geräusch unterbrochen. Es war sein Handy. Auf dem Rücksitz lagen die Sachen, die man aus seinem Haus mitgenommen hatte. Irving hatte angeordnet, ihm alles zurückzugeben. Das Telefon befand sich in seiner Aktentasche. Er griff nach hinten, öffnete die Tasche und nahm das Telefon in die Hand.
    »Ja, hier Bosch.«
    »Bosch, hier ist Russel.«
    »He, ich kann Ihnen noch nichts erzählen, Keisha. Ich arbeite noch daran.«
    »Ich will Ihnen etwas erzählen. Wo sind Sie?«
    »Im Stau. Auf der 101, Nähe Barham, meine Ausfahrt.«
    »Ich muß mit Ihnen sprechen, Bosch. Ich schreibe einen Artikel für morgen. Sie werden sicher einen Kommentar dazu abgeben wollen – schon allein zu Ihrer Verteidigung.«
    »Meiner Verteidigung?«
    Ein dumpfer Schlag traf ihn. Am liebsten hätte er gefragt: »Was noch?« Aber er verkniff es sich.
    »Wovon reden Sie?«
    »Haben Sie meinen Artikel heute gelesen?«
    »Nein, ich hatte keine Zeit. Was …«
    »Über den Tod von Harvey Pounds. Gerade schreibe ich an einem zweiten. Er betrifft Sie, Bosch.«
    O Gott, dachte er. Aber er versuchte die Ruhe zu bewahren. Wenn sie Panik aus seiner Stimme heraushören würde, würde es sie nur noch mehr bestärken, den Artikel zu schreiben. Er mußte sie überzeugen, daß ihre Information nichts taugte. Er mußte ihre Selbstsicherheit untergraben. Dann wurde ihm bewußt, daß Toliver neben ihm saß und alles mithören würde.
    »Ich kann jetzt nicht mit Ihnen sprechen. Wann müssen Sie den Artikel fertig haben?«
    »Jetzt. Wir müssen jetzt sprechen.«
    Bosch sah auf die Uhr. Es war fünf nach halb sechs.
    »Sie haben bis sechs Zeit, nicht wahr?«
    Er hatte schon häufig mit Reportern zusammengearbeitet und wußte, daß das der Redaktionsschluß für die Frühausgabe der Times war.
    »Nein, ich kann nicht bis sechs warten. Wenn Sie etwas sagen wollen, sagen Sie es jetzt.«
    »Ich kann nicht. Geben Sie mir fünfzehn Minuten, ich rufe Sie zurück. Ich kann jetzt nicht sprechen.«
    Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Bosch, ich kann es nicht viel länger hinausziehen. Ich hoffe, daß Sie gleich anrufen.«
    Sie waren jetzt an der Ausfahrt Barham Avenue und würden in zehn Minuten bei ihm zu Hause sein.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. In der Zwischenzeit warnen Sie den Chefredakteur, daß Sie den Artikel eventuell zurückziehen.«
    »Das werde ich nicht.«
    »Hören Sie zu, Keisha, ich weiß, wonach Sie mich fragen wollen. Aber die Information ist falsch und manipuliert. Glauben Sie mir. Ich erkläre ihnen gleich alles.«
    »Woher wissen Sie, daß Sie falsch ist?«
    »Ich weiß es. Es kommt von Angel Brockman.«
    Er klappte das Handy zu und schaute Toliver an.
    »Haben Sie das mitgekriegt? Ist es das, was Sie in Ihrem Beruf tun wollen, was Sie mit Ihrem Leben anfangen wollen?«
    Toliver sagte nichts.
    »Wenn Sie wieder im Parker Center sind, sagen Sie Ihrem Boß, daß er sich die Times in den Arsch stecken kann. Es wird keinen Artikel geben. Wie Sie sehen, trauen noch nicht mal Reporter dem DIE. Ich mußte nur Brockmans Namen erwähnen. Wenn ich ihr sage, was gespielt wird, wird sie die Finger von der Sache lassen. Niemand traut dem DIE, Jerry. Lassen Sie sich versetzen.«
    »Ach, und jeder vertraut Ihnen, Bosch?«
    »Nicht jeder. Aber ich kann nachts schlafen, und ich bin schon zwanzig Jahre im Dienst. Glauben Sie, Sie werden das auch können? Wie lange sind Sie schon dabei? Fünf, sechs Jahre? Nach zehn Jahren sind Sie draußen, Jerry. Mehr gebe ich Ihnen nicht. Sie werden dann aussehen, als hätten

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