Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
wie deinVater da hockte und nichts tun konnte, während ich deine Mutter geschändet habe.“
Dieser Satz, so leichthin ausgesprochen, traf Declan wie ein Ziegelstein. Alle Luft entwich aus seinen Lungen. Er klammerte sich an die Gitterstäbe, um nicht zu Boden zu gehen, kniff die Augen zusammen und verjagte die fürchterlichen Bilder, die durch Lotharus’ Worte in seinem Innern aufsteigen wollen. „Halt’s Maul“, murmelte er.
„Als ich mit ihr fertig war, hat dein Vater mich regelrecht angefleht, endlich sein armseliges Leben zu beenden.“
„Schnauze!“ Declan bedachte ihn mit einem mörderischen Blick.
Der Vampir grinste hämisch. „Du wirst schon sehen.“ Er schnippte mit einem Finger an den Gitterstäben entlang, während er vor der Zelle auf und ab ging. „Ich bin ein Experte darin, den Gefangenen die schrecklichsten Qualen zuzufügen. Das ist ein ganz besonderes Talent. Und ich genieße jede Sekunde.“
Lotharus wandte seine Aufmerksamkeit wieder Alexia zu. Declan konnte nur noch daran denken, was dieses Monster seinen Eltern angetan hatte. Und was er auch ihr antun würde.
In den nächsten Minuten überschlugen sich die Ereignisse. Alexias Blick raste von Declan zur Tür und dann zurück zu Lotharus. Plötzlich sprang sie auf, zog eine Faustfeuerwaffe und hielt den Lauf auf Lotharus’ Brust gerichtet. Eine Sekunde zögerte sie, dann schwenkte der Lauf herum. Mit einem Feuerstoß erledigte sie den Soldaten, der am nächsten bei der Tür stand, und rannte los.
Ein winziger Funken Hoffnung machte sich in Declan breit.
Lauf.
Mit seiner ganzen Willenskraft und all seinen Gedanken versuchte er ihr Kraft einzuflößen, stellte sich vor, wie sie es durch diese Tür schaffte und dann für immer von diesem gottverlassenen Ort verschwand. Doch mit einer blitzartigen, eine Staubwolke aufwirbelnden Bewegung kam Lotharus ihr zuvor und verstellte ihr den Weg.
„Und was glaubst du, wo es von hier aus hingeht?“, fauchte er. Alexia schlug einen Bogen um ihn herum, aber er war einfach zu schnell. Er schlug ihr so fest mit dem Handrücken ins Gesicht, dass sie zu Boden stürzte. Die Waffe schlitterte von ihr weg, ausgerechnet einem der Soldaten vor die Füße, der sie sofort aufhob. Ein anderer Soldat packte Alexia an den Haaren und riss sie hoch.
Schon breitete sich ein dunkler Bluterguss über ihre Wange aus. Trotz der schlimmen Schmerzen wehrte sie sich heftig. Ohne den geringsten Erfolg.
In der Zwischenzeit war Lotharus zu dem Soldaten gegangen, den Alexia angeschossen hatte. Er starrte auf den Mann herab, berührte ihn ein bisschen mit der Stiefelspitze. Der Soldat war tot, er regte sich nicht mehr.
„Du warst ja immer schon eine recht gute Schützin, Alexia.“ Lotharus ging in die Hocke, nahm dem Soldaten die um den Gürtel gewickelte Peitsche ab und breitete sie langsam auseinander. „Ich persönlich habe mir nie viel aus Schusswaffen gemacht. Einfach nur zielen und schießen braucht ja nun wirklich keine besonderen Fähigkeiten. Da ist mir diese gewisse Intimität eines richtigen Zweikampfes doch viel lieber. Es gibt nichts Besseres, als seinem Gegner in einem Duell gegenüberzutreten, meinst du nicht auch, Herr der Drachen? Sei es nun mit einem Schwert, einer Peitsche oder den bloßen Fäusten.“
Bevor Declan etwas erwidern oder auch nur begreifen konnte, was vor sich ging, schnitt das Knallen des Leders durch die reglose Luft. Alexia wimmerte nur noch. Declans Herzschlag überschlug sich fast, das Blut rauschte in seinen Ohren. Lotharus schien etwas zu sagen, denn seine Lippen bewegten sich, und die niedersausende Peitsche riss wieder und wieder Alexias Haut auf, aber Declan hörte nichts davon, seine ganz Welt war stumm geworden, und er nahm alles nur noch durch einen Schleier wie in Zeitlupe wahr.
Bis endlich wieder undeutliche Worte in sein Bewusstsein vordrangen.
„Ich sagte, was ist denn los, Derkein?“ Lotharus lachtehöhnisch. „Möchtest du ihr nicht helfen, so wie sie dir geholfen hat?“
Diese letzten Worte rüttelten ihn wach. Sie waren kaltschnäuzig und doch präzise und wahr. Furcht und Selbstverachtung überwältigten ihn, und Declan sank vor seiner eigenen grenzenlosen Unfähigkeit, ihr auch nur im Geringsten helfen zu können, in die Knie.
Lotharus lächelte. „So hab ich mir das gedacht.“
11. KAPITEL
„A lexia!“
Immer wieder schrie Declan ihren Namen, bis seine Stimmbänder brannten. Aber sie bewegte sich nicht.
Rasend vor Sorge griff er durch das
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