Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
kannst du ja noch mal versuchen, dich mit seinem Herzen davonzustehlen, Vampir.“
„Tallon, was machst du da?“
Sie stand auf und wirbelte herum, als sie seine Stimme hörte. „Ich wollte mit dir reden.“
Declan sah nicht aus, als würde er ihr glauben, ging aber weiter zu seinem Arbeitstisch. Er hatte ein Handtuch um die Hüften geschlungen, das nasse Haar hing ihm auf die Schultern herab und tropfte auf seine bloße Brust. Auf dieser Brust waren nicht mehr Narben zu sehen als vor vier Tagen.
„Worüber denn?“, fragte er beiläufig und hob eine dampfende Kaffeetasse an die Lippen.
Tallon deutete mit dem Kinn auf die schlafende Alexia. „Als ob ich das auch noch aussprechen müsste.“
„Falcon hat mir deshalb schon ein Ohr abgekaut. Willst du jetzt das andere haben?“
„Wie kannst du über so etwas nur Witze reißen?“
Schuldbewusst senkte er den Blick. Das war wirklich nicht angebracht, wurde es ihm bewusst.
„Du bringst uns alle in Gefahr. In tödliche Gefahr.“
Er setzte die Tasse ab. „Ich weiß.“
„Offenkundig weißt du das nicht, sonst hättest du sie nicht mit hierher gebracht.“
„Sie war verletzt.“
Tallon warf die Schultern zurück. „Na und? Lass sie halt abkratzen. Sie ist die Tochter der Königin, die Nächste in der Thronfolge. Während wir hier reden, berät unsere Ratsversammlung darüber, ob wir noch einmal da runtergehen sollen, um diese Vampire endgültig zu vernichten. Und ob wir sie nicht hinrichten sollen.“
Entsetzt starrte er seine Schwester an. Die flammende Wut in seinen Augen überraschte Tallon. „Ihr werdet verdammt noch mal gar nichts tun.“
Tallon verzog das Gesicht. „Was ist nur mit dir? Wieso begreifst du das nicht? Sie ist die Thronfolgerin. Sie gehört nicht nur zu denen, Declan, sie ist …“
„Tallon, ich weiß genau, was du sagen willst …“
„Wie alle von denen will sie nichts anderes als uns ausrotten.“ „Nein, das stimmt nicht. Sie hat nur Befehle befolgt, sonst nichts.“
„Aber klar“, höhnte Tallon. „Die Befehle ihrer Mutter.“
Er biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln sich erkennbar anspannten. Mit bebenden Nüstern strich er sich über das nasse Haar. Tallon musterte seine Körpersprache mit Interesse. Er war nervös, gereizt, ärgerlich. Sie blickte zum Bett, und instinktiv trat er zwischen sie und die Vampirin, um ihr den Blick zu versperren. Beschützend. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals.
„Der Bund, den unsere Vorfahren schlossen, Declan. Woran du denkst, falls du es nicht schon getan hast – es ist verboten. Du kannst dich nicht mit ihr paaren.“
„Das weiß ich.“
„Sie ist ein Vampir.“
„Auch das weiß ich.“
„Und warum gibst du dich dann so einer Verblendung hin? Ich meine, mir ist schon klar, dass du der Schlampe was vormachen musstest, solange du dort gefangen warst, du musstest so tun, als hättest du sie gern, aber das ist doch jetzt nicht mehr nötig. Du bist wieder zu Hause …“
„Das war nicht nur so getan!“, schrie er und schnitt ihr das Wort ab. Er schloss die Augen und legte den Kopf zurück, als würde er um neue Kraft von oben flehen. „Also gut, ich liebe sie. Ist es das, was du hören wolltest?“ Jetzt funkelte er sie wieder an. „Bist du nun zufrieden?“
Schockiert blieb Tallon die Luft weg. Alle ihre Wertvorstellungen brachen auf einen Schlag zusammen. Ihr Bruder, ihr König, gab den Romeo und war dem Feind verfallen. Sie starrte ihn völlig ausdruckslos und wortlos an. Doch als sie den Ausdruck unsagbaren Schmerzes in seinen Augen erkannte, übernahm die mitfühlende Schwester in ihr die Kontrolle. „Declan, das kann nicht dein Ernst sein. Der Auftrag muss dir den Verstand geraubt haben, der Stress, dass sie dich gefangen genommen und gefoltert haben. Dieselben Typen, die unsere Mutter und unseren Vater ermordet haben. Du kannst dieses Monster doch unmöglich lieben.“
„Sie ist genauso wenig ein Monster wie du oder ich.“ Seine Stimme war jetzt ganz gefasst. „Wir sind alle Mörder. Das ist es, was dieser Krieg aus uns gemacht hat.“
Tallon legte sich die Hand an die Stirn und zermarterte sich das Hirn, wie sie diesem Wahnsinn ein Ende bereiten und ihren Bruder zurückbekommen konnte. Egal, mit welchen Mitteln. „Dann schick sie meinetwegen nach Hause und ruh dich aus. Lass dir ein bisschen Zeit, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen.“
Er stemmte die Hände in die Hüften, atmete tief durch und sah sie entschlossen
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