Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
natürlich schon mit anderen Frauen zusammen gewesen, hatte sogar eine oder zwei ernsthafte Beziehungen gehabt. Aber nie hatte er unausgesetzt an sie denken müssen. Anscheinend war er vollständig von Alexia besessen. Er war nur damit beschäftigt, wie er sie zum Lachen bringen und sie glücklich machen könnte. Die Erkenntnis entsetzte und erregte ihn zugleich. Damals, als er sich zum ersten Mal aus den Armen seiner Mutter abgestoßen hatte und ganz allein am Himmel gekreist war, war es genauso gewesen.
„Entschuldige, dass ich vorhin einfach so verschwunden bin“, sagte sie, als sie seine Gemächer betraten. „Ich bin so vielAufregung einfach nicht gewohnt.“
Einen Augenblick lang überlegte Declan, was sie gemeint haben könnte, bis er begriff, was sie da gesagt hatte. Er lachte auf. „Wirklich. Aber eure Horde ist doch auch riesig.“
„Das sind nur lauter Soldaten“, erwiderte sie, nahm sich den schweren Pelz von den Schultern und warf ihn aufs Bett. Der graue Sweater, den sie darunter trug, fiel ihr fast bis auf die Knie. Er beobachtete ihren Hüftschwung, als sie sich vor den Kamin stellte. Im Schein der Flammen schimmerte ihr blondes Haar wie der erste Honig des Frühlings.
„Ich durfte mich nicht mehr unter sie mischen, seit ich ein kleines Mädchen war.“
Bei diesen Worten wurde ihm klar, dass er eigentlich gar nichts über sie wusste. Er zog sich den weißen Pullover über den Kopf, warf ihn auf den Boden und stellte sich hinter sie.
„Warum das?“, fragte er. Da sie nicht antwortete, strich er sanft mit beiden Händen an ihren Armen hoch und runter. Selbst bei dieser leichten Berührung schlug sein Herz schneller, und sein Magen zog sich zusammen.
Sie seufzte, drehte sich um und ließ sich in seine Arme fallen. Declan sagte nichts, aber sein Blick forderte sie auf, weiterzusprechen.
„Lotharus.“ Sie schloss die Augen, als ob es sie schon quälen würde, nur seinen Namen auszusprechen. „Er gab meiner Mutter den Rat, uns von ihnen fernzuhalten. Er sagte, das läge nur in unserem Interesse. Wir wären weniger Gefahren ausgesetzt, meinte er, und es würde uns auch in den Augen der Soldaten erheben, uns zu etwas Besonderem machen, eine spezielle Würde verleihen.“
„Bist du der Ansicht, dass man so herrschen sollte?“
„Nein. Das war ich nie. Ich glaube, er wollte uns nur von den anderen isolieren. Damit er uns ganz für sich hat.“
Ja, das glaube ich aufs Wort. Wieder stieg eine rasende Wut in ihm auf, die er kaum unterdrücken konnte. Er musste jetzt für sie da sein. In der Gegenwart. Nicht gefangen in seinem Hassauf einen Vampir, der ihr so viele Narben zugefügt hatte. Auch wenn er das Schwein umbrachte, würde sie noch diese Narben tragen, für alle Ewigkeit. Er konnte nichts weiter tun, als mit ihr diese Last zu tragen.
„Unsere Horde hat sich gewaltig verändert, seit ich klein war. Als ob wir jetzt ein völlig anderes Ziel hätten.“
Declan zog die Brauen zusammen. „Erzähl weiter.“
„Meine Großmutter wollte immer nur Frieden, eine bessere Welt. Aber in jenen Zeiten war meine Mutter irgendwie nicht ganz richtig im Kopf. Sie zerstörte alles, was zivil und friedlich an unserer Gemeinschaft war, und schuf die ersten unserer Soldaten gemeinsam mit Lotharus und ihrem genauso verrückten Bruder.“
„Uthen.“ Declan stieß den Namen dieses Vampirs hervor. Er war derjenige, der seine Mutter beinahe umgebracht hatte, in jener Nacht, als sein Vater sie rettete. Und verwandelte.
„Ja. Als sie Uthen aus der Horde verbannte, war sie Lotharus ganz ausgeliefert. Seitdem ist sie einfach nicht mehr sie selbst.“ Seufzend sah sie ihn an. „Er ist aus demselben Stoff gemacht wie Uthen, aber er kann seinen Wahnsinn besser verbergen. Ich glaube nicht, dass sie das überhaupt gemerkt hat, bis es zu spät war.“
Declan legte ihr das Kinn auf den Kopf und fuhr ihr sanft mit den Händen den Rücken hinauf und hinab. „Du musst nie wieder dorthin zurück.“
„Ich bin nicht begierig darauf, wieder dorthin zurückzumüssen.“
Sie hatten diese Sätze gleichzeitig ausgesprochen. Declan riss den Kopf hoch und sah ihr in die Augen, die genauso verwirrt und weit aufgerissen waren wie seine eigenen.
„Aber du kannst doch unmöglich wieder zurückgehen!“
„Ich habe keine Angst vor ihm.“ Alexias Blick war fest auf ihn gerichtet.
Declan hätte beinahe laut aufgelacht. Er strich ihr über die Wange. „Mir musst du doch nichts vormachen, Alexia.“
„Aber ich habe
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