Der letzte Grieche
in den Komposthaufen schoss. »Gamó tin …« Er ging über den Rasen und machte sich erneut auf die Suche. Als er die Kugel nicht fand, stöhnte er und kehrte mit dem Schläger auf der Schulter zum Tisch zurück. Kostas, der erst in die eine und dann in die andere Richtung gegangen war, begegnete ihm auf halbem Weg. Beide waren in Bewegung, weshalb es ihrem Händedruck an Kraft und vielleicht auch Überzeugung mangelte. »Nächstes Mal bist du der erste Grieche.« Kezdoglou versuchte freundlich zu klingen, aber Jannis hörte ihn nicht. Er war schon unterwegs zum Steg, streckte die Arme über den Kopf und tauchte in einem perfekten Bogen in das zwanzig Grad warme Wasser ein. In diesem Moment hatte er zum ersten Mal das Leben hinter sich und die Unsterblichkeit vor Augen. Alles, dachte er, während zwei Luftströme die Nasenlöcher verließen, wirklich alles war phantastisch.
REVOLUTION MAN KANN SAGEN . Es folgt ein weiteres Gespräch, das wir auf den Spulen gefunden haben, die uns Anton Florinos freundlicherweise geliehen hat. Der Zeitpunkt ist schwer zu bestimmen, den Geräuschen im Hintergrund nach zu urteilen befinden wir uns jedoch im Atelier neben dem Heizungskeller.
REPORTER: Nochmals Hallo, anderer Grieche. Du hast gesagt, es ist nicht das Kartenspiel gewesen, weshalb du Áno Potamiá verlassen musstest. Vielleicht kannst du … (Verstummt.) Nicht? Du willst über die Gründe nicht sprechen? Okay. Kannst du denn wenigstens die Folgen beschreiben?
EIN ANDERER GRIECHE: Katastrophe, Mars mou . (Pause.) Im November, bald ein Jahr her. (Neue Pause.) Wie üblich ich wache früh auf. Das Feuer, das ist tot, das Zimmer, das ist kalt. Ich ziehe eine Hose an die Beine, während ich liege weiter im Bett. Den dicken Pullover auch. Dann bin ich die Schuhe angezogen.
REPORTER: Hast du nichts gemerkt?
EIN ANDERER GRIECHE: Gar nichts.
REPORTER: Wirklich nicht?
EIN ANDERER GRIECHE: Gourgouras’ Traktor hört man, die Plastikfolie im Fenster vom Badehaus, es flattert, ein Esel, er schreit. Alles das ist, wie es immer ist. Warte, eine Sache, sie nicht ist, wie sie immer ist. Es riecht braun.
REPORTER: Du meinst, nach Scheiße?
EIN ANDERER GRIECHE: Mm. Ich merke, dass es braun riecht, obwohl ich schon es weiß. Also ich habe braun geträumt. Und jetzt ich denke: katastrofí .
REPORTER: Du hast etwas geahnt. Warum?
EIN ANDERER GRIECHE: Ich habe doch braun geträumt. Ich nicht weiß warum, aber ich träumte ein Loch im Himmel. Ich wache fast auf von Donnerplosion, obwohl ich beschließen, dass sie ist Teil von dem Traum. Als ich erwache, es stinkt. Nicht wie im Stall. Wie im Schlachthof. Du weißt schon, wenn der Schlachter, er den Tieren den Hals abnehmen will, die Tiere machen groß.
REPORTER: Und dann hast du verstanden?
EIN ANDERER GRIECHE: Ja, ich war ja nicht beim Türken im Traum. Ich gehe zum Eimer hinaus. Immer der Deckel, der liegt darauf. Das Futter, das darf nicht nass werden. Aber diesmal der Deckel, der liegt nicht darauf. Ich nehme die Schöpfkelle und ich will Körner werfen. Nur ein Problem. Voller Würmer. Dick wie Finger.
REPORTER: Igitt. Was hast du da gedacht?
EIN ANDERER GRIECHE: Gedacht? Das nicht ist wahr.
REPORTER: Du hast deinen Augen nicht getraut?
EIN ANDERER GRIECHE: Tss, Mars. Augen, sie sind mir, nur im Traum sie erfinden. Aber mein Bauch, der tut weh, als ich sehe, dass die Tiere, die ihre Därme entleert haben. Braun innen, braun außen. Es spielt keine Rolle. Braun überall.
REPORTER: Und da hast du begriffen …
EIN ANDERER GRIECHE: Ja. Darmerbrechen.
REPORTER: Durchfall?
EIN ANDERER GRIECHE: Revolution man kann sagen.
DER TOD IST SO IDIOTISCH . Jetzt fehlt nicht mehr viel vom Sommer 1967. Fast nur ein Abend, an dem Lily die Tür öffnete und rief, es sei jemand für Jannis am Telefon. Als der Kellergast hochgekommen war, hob er im Flur den Hörer ab. Man hörte Flüstern. Für einen Moment dachte er, dass sich Zikaden zwischen den Leitungen drängelten, dann begriff er, es waren seine Freunde in Bromölla, die miteinander sprachen. Efi schaffte es kaum, ihn zu fragen, wie es ihm ging, als ihre Stimme auch schon brach. Zwischen Rotz und Schluchzen erzählte sie, dass ihre Großmutter gestorben war. »Aber das haben wir erst vorgestern erfahren.«
Als die Eltern der Geschwister eine Woche zuvor nach der Siesta aufgewacht waren, ging der Vater in die Küche. Während Evangelos die Auberginen, die sie abends essen wollten, drückte und an ihnen roch, rief er nach seiner
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