Der letzte Krieger: Roman
ein kompliziertes Geflecht natürlicher Höhlen, die vor sehr langer Zeit durch Gänge verbunden worden waren. In jenen frühen Tagen ihres Volkes hatten die Ahnen weite Vorstöße unter die Elfenlande unternommen, die damals noch bis an die Berge des Nordens herangereicht hatten. Doch die Stollen unter den Flussebenen waren gefährlich, und in den wenigen Aufzeichnungen der Hauer des Zweiten Zeitalters hieß es, dass die Erträge den großen Aufwand an Stützpfeilern und Entwässerung nicht gerechtfertigt hatten.
»Genau«, stimmte ein anderer Wächter zu. »Die Elfen haben den Fluch wieder geweckt, und wir müssen es jetzt ausbaden.«
Es ist doch immer dasselbe , seufzte Hrodomar. Sobald sich die Leute langweilten, begannen sie zu maulen und gaben dummes Zeug von sich. »Waren wir uns nach unserem vergeblichen Marsch unter den Gorgoron nicht einig, dass es keine Verbindung mit dem Fluch gibt?«, rief er ihnen ins Gedächtnis.
»Das heißt nicht, dass die Elfen nicht daran schuld sind«, beharrte der Alte. »Wer weiß, was sie noch angestellt haben. Die eine soll wie ein Vogel überall in unseren Stollen herumgeflogen sein.«
»Nein, sie hat sich in eine Fledermaus verwandelt«, warf ein Dritter ein.
»Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun«, mischte sich Gunthigis ein. »Tatsache ist, dass wir nicht wissen, wo sie war und was sie …«
»Hauptmann, die hulrat wittern etwas«, rief Brun, der sich um die Packtiere kümmerte. Sofort drehten sich alle zu ihm um.
Hrodomar bedeutete Brun, die Tiere zu ihm an die Spitze der Truppe zu bringen. »Futter oder Feind?«, wollte er wissen, ohne die hulrat aus den Augen zu lassen. Sie folgten ihrem Führer willig, drängelten aber auch nicht, was sie beim Anblick von Fressbarem vehement taten. Stattdessen reckten sie die Schnauzen und schnüffelten so hektisch, dass Nasen und Tasthaare zuckten.
»Die sind nicht sicher«, brummelte Brun in seinen dunklen Bart. Er redete kaum mehr als die Tiere, weshalb seine Stimme immer eine Überraschung war.
»Also etwas, das beides sein kann?« Hrodomar kratzte sich unter dem Helm. Für die hulrat stellte fast alles Futter dar, tote Feinde inbegriffen. Wovor fürchteten sie sich so sehr, dass sie nicht sofort losrannten, um nachzusehen, ob es tot war? »Könnte unser Ghulwurm sein.«
»Oder Trollspinnen«, wandte Vindur ein.
»Noch ein verdammter Höhlentroll«, schätzte Gunthigis, der schon seinen Kriegshammer bereit hielt.
»Nein. Trolle sind zu langsam, um fliehende hulrat zu fangen.«
Die Tiere witterten noch immer und traten aufgeregt auf der Stelle.
»Hier ist es zu eng für einen Wurm«, wehrte der Hauptmann ab.
Der Pfad, der sich zwischen den Tropfsteinsäulen hindurchschlängelte, bot in der Tat nicht genug Platz für ein Ungetüm, das nah an einen Drachen herankam. »Mag sein, aber wir wissen nicht, was uns dahinter erwartet. Denk an die Halle, wo wir den See durchwaten mussten.« Die mit funkelnden Kristallen durchsetzte Decke war so hoch gewesen, dass der Schein der Laternen oft nicht bis hinauf gereicht hatte.
»Hm«, brummte Gunthigis. »Hast recht. Männer, die Drachenspieße heraus!«
Hastig wickelten die Wächter die langen Lanzen aus den Hüllen. Für die Jagd auf einen Ghulwurm hatten sie zwei der legendären Waffen aus dem Arsenal des Königs bekommen. Jeder Drachenspieß wurde von fünf Zwergen geführt, die perfekt aufeinander eingespielt sein mussten, obwohl dem Mann am Ende des Schafts die wichtigste Aufgabe zukam. Er musste mit beiden Händen zupacken, während die anderen Schilde führten, und sein Geschick entschied darüber, ob der Stoß im richtigen Winkel die richtige Stelle traf.
Neugierig sah Hrodomar zu, wie sich die Wächter zu zwei Angriffsspitzen formierten. Noch mussten sie hintereinander vorrücken, doch sobald sie mehr Raum bekamen, würden sie sich nach alter Tradition aufteilen, damit wenigstens eine Mannschaft der Drachenflamme entging. Ein Ghulwurm spie zwar kein Feuer, aber ein Gift, das ebenso tödlich war.
»Hast du noch nie Drachenspieße gesehen?«, zog Vindur ihn auf. Beim Drachentöterfest gab es alljährlich Wettbewerbe, bei denen die geschickteste Mannschaft viel Ehre und eine Truhe voll Gold gewann. Hrodomar und Vindur hatten nie teilgenommen, aber gebannt verfolgten sie Jahr für Jahr die Wettkämpfe und setzten etliche Goldringe auf ihre Favoriten.
»Als ob du das nicht wüsstest, Scherzbold. Aber das hier ist ernst.«
»Jetzt können wir mal zeigen, wofür
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