Der letzte Liebesdienst
kennenlernte. Sie war einfach nicht der Typ.
Und eigentlich ist sie auch nicht mein Typ. Man konnte sich kaum einen größeren Gegensatz als Maja und Fiona vorstellen.
Wir haben uns zum Essen verabredet, nicht zu Sex! Wieso dachte sie überhaupt darüber nach? Selbst wenn Fiona sich mehr von dem Abend versprach, es musste nichts passieren. Nicht, wenn Lara es nicht wollte.
Dennoch musste sie leider zugeben, dass sie von Fiona geträumt hatte. Sie hatte es nicht gewollt, sie wollte von niemand anderem als Maja träumen, aber plötzlich waren Majas Gesichtszüge immer mehr verschwommen, und was dabei herauskam, als sie wieder klar wurden, war Fiona.
Lara hatte sich vor sich selbst geschämt. Das war doch nicht möglich! Zwar sah sie Fiona recht häufig, aber doch nur wegen Amor . . .
Und warum schlug ihr Herz dann schneller, wenn sie auf dem Weg in den Park war, wo Fiona mit Luna auf sie wartete?
Sie wusste, warum es das tat. Fiona gab ihr Kraft und Mut und Trost. Sie war liebevoll und besorgt und verständnisvoll. Sie musste eine zärtliche Liebhaberin sein.
Warum denke ich schon wieder an so was?
Ihr Körper führte offensichtlich ein Eigenleben. Es kitzelte in ihrem Bauch, als ob sie tatsächlich vorhätte, mit Fiona zu schlafen.
Aber das hatte sie nicht vor! Nein, ganz entschieden nicht !
»Wow!«, sagte Fiona, als Lara an den Tisch im Restaurant trat, an dem Fiona schon eine Weile saß. Lara hatte es abgelehnt, sich von Fiona abholen zu lassen. »Du siehst toll aus.«
Seit ewigen Zeiten hatte Lara sich einmal wieder geschminkt. In letzter Zeit hatte sie das nicht für nötig gehalten. Auch das Kleid, das sie trug, war bislang im hintersten Teil des Schranks versauert. Seit Majas Tod trug sie lieber dunkle Farben.
»Das Restaurant ist mir zu fein für Jeans«, sagte sie und setzte sich.
»Dann bin ich wohl falsch angezogen«, bemerkte Fiona etwas verlegen.
»So fein ist es auch wieder nicht.« Lara musterte sie. »Schönes Hemd.«
Fiona lachte. »Tja, so ganz unfein wollte ich auch nicht gehen.« Zu dem eleganten Hemd trug sie ein Jackett in Leder, das sie nur zu besonderen Anlässen hervorholte. Sie empfand diesen Abend als einen sehr besonderen Anlass. »Der Kellner hat die Karten schon gebracht«, fuhr sie fort und wies vor sich auf den Tisch. »Du hättest wirklich nicht ein so teures Restaurant aussuchen sollen.«
»Dass Amor mir nicht mehr den Arm ausreißt, ist es mir wert«, erwiderte Lara. Sie schlug die Karte auf und studierte sie.
Fiona beobachtete sie über den Rand ihrer eigenen Karte hinweg. Lara sah berauschend aus. Noch nie hatte Fiona sie so schön gesehen, so strahlend. Es war, als ob ein Schatten von ihr abgefallen wäre. Wie ein Schmetterling, der gerade aus dem Kokon geschlüpft war und zum ersten Mal seine bunt gemusterten Flügel entfaltete. »Ich wusste nicht, dass du Kleider trägst.«
Lara schaute kurz über den Rand ihrer Karte auf Fiona. »Nicht, wenn ich mit dem Hund spazieren gehe«, erwiderte sie. »Aber in der Kanzlei wird sogar ein klassisches Kostüm verlangt, dunkel, weiße Bluse. Damit die Mandanten uns für seriös halten.«
Fiona schmunzelte. »Seid ihr das nicht?«
Lara legte die Karte hin. »Meine Chefin schon. Die anderen – na ja.« Sie betrachtete Fiona kurz, dann suchte sie mit ihrem Blick nach dem Kellner. »Müsst ihr euch auf der Arbeit nicht auf eine bestimmte Art anziehen?«
»Nein.« Fiona schüttelte den Kopf. »Wir kommen alle ganz normal. Eine Zeitung ist da nicht so pingelig.«
»Das wünschte ich mir auch manchmal.« Laras Blick hatte den Kellner gefunden, und er eilte zu ihnen. »Ich hasse diese Kostüme.«
»Ach, ich weiß nicht . . .« Fiona kämpfte um einen ernsten Gesichtsausdruck. »Manche Frauen sehen wirklich knackig darin aus. Du bestimmt auch.«
»Das will ich aber gar nicht.«
Da der Kellner nun erwartungsvoll neben ihnen stand, gaben sie ihre Bestellung auf.
»Warum willst du das nicht?«, fragte Fiona, als er wieder weg war. »Du bist«, sie räusperte sich, »sehr attraktiv.«
»Das ist Geschmackssache«, entgegnete Lara ziemlich brüsk. »Und auf jeden Fall ist es meine Sache. Ich will nicht, dass irgendwelche Kerle mir an den Po fassen, nur weil sie meinen, dass ich knackig bin.«
»Ist dir das passiert?« Fiona hob fragend die Augenbrauen.
»Ein Mal«, sagte Lara, »aber meine Chefin hat dem schnell ein Ende gemacht. Seither bin ich tabu, und meine Kolleginnen dürfen sich dieser fragwürdigen
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