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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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Bruder dabei.«
    Lieber nicht, dachte Lara, und sie hoffte, dass Katinka diese Idee im Eifer des Gefechts, wenn sie sich auf ihre eigenen Eroberungen konzentrierte, schnell vergessen würde.
    Lara wollte nicht um die Häuser ziehen, sie wollte nur ein wenig Abwechslung vom heimischen Fernsehabend, aber das war nicht Katinkas Idee. Sie kannte jedes Lokal, wie sie gesagt hatte, ebenso kannte sie dort alle Leute, und alle kannten sie. Lara kam sich vor wie auf einem Viehmarkt.
    Katinka blühte richtig auf. Sie war auch sonst kein Kind von Traurigkeit, aber bei der Arbeit musste sie sich notgedrungen zurückhalten. Am Samstagabend, in ihrer Freizeit, konnte sie endlich alle Zurückhaltung fallen lassen und das tun, was ihr am meisten Spaß machte: Flirten ohne Rücksicht auf Verluste.
    Lara gönnte es ihr, aber nach einer Weile war sie doch etwas erschöpft davon, dass Laras Freunde und Bekannte dasselbe von Lara erwarteten, was sie von Katinka gewöhnt waren.
    »Ich setz mich mal dahinten an einen Tisch!«, rief Lara Katinka über den Lärm in der Disco zu. »Kümmer dich einfach nicht um mich!«
    Nicht dass Katinka das vorgehabt hätte. Lara war sich noch nicht einmal sicher, ob sie überhaupt verstanden hatte, was Lara versucht hatte ihr klarzumachen.
    Aber das hatte keinerlei Bedeutung. Lara hoffte nur, dass Katinka nicht in ein paar Minuten mit ihrem ganzen Anhang nachkommen würde.
    Ziemlich kraftlos ließ sie sich auf einen Stuhl in der Ecke fallen. Auf dem Tisch standen Gläser von verschiedenen Leuten, die entweder zurückkommen würden oder auch nicht, das konnte man nie sagen, im Moment jedenfalls schienen sie alle auf der Tanzfläche zu sein.
    Lara erholte sich im Halbdunkel von der Anspannung, die Katinkas Lebensstil in ihr erzeugt hatte. Nein, das war nichts für sie, Lara. Sie hatte früher gern getanzt, aber dafür brauchte man die richtige Partnerin, und die würde sie hier wohl kaum finden. Was dieses ganze Herumgeflirte anging, das war sowieso nicht ihr Ding. Und schon gar nicht mit Männern.
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich nur auf die Musik zu konzentrieren, die sie in eine leichte Trance versetzte. Das Lachen und die Freude der Menschen um sie herum, der an- und abschwellende Geräuschteppich, Stimmen, die nicht zu unterscheiden waren – das alles bildete eine angenehme Kulisse für ihren ersten Ausflug aus ihrer einsamen Welt nach langer Zeit.
    Endlich atmete sie durch und öffnete die Augen wieder. Gerade hatte ein Song geendet, und der nächste begann. Ein paar Leute kamen auf ihren Tisch zu. Da sie ihn sehr gezielt ansteuerten, waren sie wohl die Besitzer der Gläser, die vor Lara standen.
    Die Gruppe bestand aus vier Personen, zwei Männern und zwei Frauen. Eine der Frauen wirkte ziemlich aufgetakelt, hochtoupierte Haare, grelles Make-up, ein Kleid, das kein Geheimnis unenthüllt ließ. Sie hing am Arm des einen Mannes und lachte unangenehm schrill.
    Das andere Paar war unauffälliger, sie waren im schummrigen Licht kaum zu erkennen. Zuerst erreichte die Frau mit den vollen Lippen, die aussahen, als wären sie aufgespritzt worden, mit ihrem Begleiter den Tisch. Sie stutzte, dann sagte sie mit einer merkwürdig hohen Stimme: »Du sitzt auf meinem Platz, Schätzchen.«
    »Entschuldigung.« Lara stand auf. »Ich wollte mich nur ein wenig ausruhen.« Sie trat zur Seite und wies auf den Stuhl, den sie gerade freigemacht hatte. »Bitte.«
    Der Mann, an dessen Arm die Diva hing, lächelte Lara freundlich zu. »Danke.« Die Dame selbst hatte das offenbar nicht nötig.
    Lara lächelte unbestimmt zurück und wollte an dem zweiten Paar vorbeigehen. Der große Mann verdeckte die Frau, die hinter ihm stand, fast völlig. Nun trat er vor.
    »Frau Stanitz!« Lara blieb überrascht stehen.
    »Guten Abend, Frau Maur«, erwiderte die angenehm tiefe Stimme ihrer Chefin. Ihre Augen musterten Lara, aber es war kein Ausdruck in ihnen zu erkennen, dazu war das Licht zu schwach.
    »Guten Abend.« Lara zögerte, weil Frau Stanitz keine Anstalten machte, ihrem Begleiter zu folgen. Sie räusperte sich. »Ich wollte Ihnen nicht Ihre Plätze streitig machen«, erklärte sie mit einem verlegenen Lachen. »Bitte entschuldigen Sie.«
    »Da ist nichts zu entschuldigen«, sagte Frau Stanitz. »Wenn überhaupt, wäre es sowieso nur ein Platz gewesen.« Das war die messerscharfe juristische Logik, die Lara aus dem Büro so gut kannte. »Sind Sie allein hier?«
    »Nein, ich . . .« Lara wies vage in Richtung von

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