Der letzte Liebesdienst
Katinkas Vorschlag. »Ich möchte nicht in irgendeiner Kaschemme landen.«
»Oh, da kann ich behilflich sein.« Katinka grinste. »Ich kenne jedes geeignete Lokal, das es gibt.«
Lara musste lachen. »Warum überrascht mich das jetzt nicht?«
»Weil du weißt, dass ich gut bin?« Katinka lächelte geschmeichelt.
»Richtig«, sagte Lara. »Du hast mir von mindestens drei verschiedenen Männern im letzten Jahr erzählt. Du bist bestimmt gut.«
»Die Beste«, erklärte Katinka selbstbewusst. »Und obwohl ich mir nicht gern von jemand, der so aussieht wie du, das Wasser abgraben lasse, würde ich dich das nächste Mal zum Tanzen mitnehmen.«
»Wie großzügig von dir.« Lara schmunzelte. Das war es wirklich, das wusste sie. Katinka hatte sonst mit Absicht nur ihrer Ansicht nach hässliche Freundinnen mitgenommen, wenn sie auf Männerjagd war. Von denen sie glaubte, dass sie ihr nicht gefährlich werden konnten.
Dass Lara ihr aufgrund anderer Tatsachen nicht gefährlich werden konnte, wusste Katinka nicht. Also hatte sie sich entschlossen, ihre gute Tat für dieses Jahr an Lara zu verschwenden. Zwar würde sie ihr ganz sicher nicht den Mann abgeben, den sie sich selbst aussuchte, aber offenbar war sie bereit, auf einen Teil der Jagdbeute zu verzichten.
»Freitag oder Samstag?«, fragte Katinka. »Was ist dir lieber? Ich gehe am Wochenende sowieso jeden Abend aus, mir ist es egal.«
Lara bekam erst jetzt mit, dass sie sich da anscheinend in eine Ecke manövriert hatte, aus der sie nicht mehr so leicht herauskam. Sie konnte natürlich trotzdem nein sagen, aber sie merkte, dass sie das gar nicht wollte. Seit sie in Koblenz war, hatte sie sich noch mehr verkrochen als vorher, und irgendwann musste das ja ein Ende haben.
Sie dachte an Fiona. Die Gefahr, sie irgendwo zu treffen, bestand nicht. Also konnte sie sich frei entscheiden. »Samstag«, sagte sie. »Frau Stanitz kommt am Freitag zurück, da werde ich abends zu erschossen sein, um auszugehen.«
Der Samstag nahte, und Lara fragte sich, was sie geritten hatte, Katinka zu versprechen, mit ihr zu gehen.
Wie erwartet war Frau Stanitz am Freitag von ihrer Dienstreise zurückgekehrt und hatte einen Haufen Arbeit für Lara mitgebracht. Für sich selbst natürlich auch. Lara war bis zehn Uhr abends im Büro gewesen. Dann war sie nach Hause gegangen, und ihr letzter Blick hatte Elisabeth Stanitz gegolten, die im Lampenschein über ihren Akten saß. Als ob es zehn Uhr morgens und nicht abends wäre.
»Auf Wiedersehen, Frau Stanitz. Schönes Wochenende«, hatte Lara zum Abschied gesagt, aber Frau Stanitz hatte nicht einmal aufgeschaut.
Das passierte öfter. Lara hatte nur geseufzt und war gegangen. Sicherlich würde ihre Chefin bis in die Puppen arbeiten, vielleicht sogar gleich im Büro schlafen. Sie hatte wirklich kein Privatleben.
Ausnahmsweise war das bei Lara am Samstag einmal anders, und sie freute sich so halbwegs darauf, als sie am Morgen erwachte. Natürlich würde Katinka nur in Lokale gehen, um Männer abzuschleppen, für Lara wäre da nichts Interessantes zu holen, aber einfach nur dasitzen, Musik hören, Leute tanzen sehen, das erschien Lara wie eine angenehme Abwechslung zu ihren Selbstgesprächen mit Amor und Cassiopeia. Sie hatte sich so daran gewöhnt, alles mit ihnen zu besprechen, dass es ihr schon fast normal vorkam. Es war langsam an der Zeit, doch mal wieder mit Menschen zu sprechen statt nur mit einem Hund und einer Katze.
Sie überlegte sich, was sie abends tragen sollte, und da sie nicht darauf aus war, besonders attraktiv zu erscheinen, um die Belästigungen der Männer im Rahmen zu halten, entschied sie sich für eine schwarze Jeans. Dazu ein unauffälliges Top, nicht zu farbenfroh und nicht zu ausgeschnitten, das musste das Interesse zumindest bei den meisten Männern dämpfen. Wenn daneben eine Frau wie Katinka saß, die ganz sicher nicht mit ihren Reizen geizen würde, umso mehr.
Wenn Lara zur Arbeit ging, legte sie immer ihr Büro-Make-up auf, sie war schon dabei, das jetzt auch zu tun, aber dann ließ sie es. Die ungeschminkte Wahrheit war am besten. Bloß keine Motten ans Licht ziehen. Sie wollte so unauffällig wie möglich erscheinen.
Als sie sich mit Katinka traf, war Katinka entsetzt. »So willst du gehen?« Aber Lara sah ihr auch an, dass sie erleichtert war, dass Lara sie nicht ausstechen wollte. Deshalb war sie ausgesprochen freundlich zu Lara und hakte sie unter: »Na, mal sehen, vielleicht hat ja einer seinen Freund oder
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