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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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Katinkas Gruppe. »Katinka – ich meine, Frau Locher – hat mich mitgeschleift. Ich gehe sonst nicht . . .« Ihre Stimme versickerte. Ihre Chefin unterhielt sich nie über Privatangelegenheiten, es würde sie kaum interessieren, wie Lara hierher geraten war.
    »Na dann . . .« Die Anwältin nickte ihr zu und machte einen Schritt in Richtung Tisch. »Viel Spaß noch.« Sie setzte sich neben den großen Mann, mit dem sie von der Tanzfläche gekommen war.
    Lara fühlte sich etwas durcheinander. »Ja . . . äh . . . Ihnen auch«, stammelte sie unzusammenhängend, drehte sich um und lief einfach los, ohne die Richtung genau wahrzunehmen.
    Sie stieß gegen Tanzende und bemerkte da erst, dass sie mitten über die Tanzfläche lief. Schnell wich sie zum Rand aus. Dort blieb sie stehen und warf einen Blick zurück.
    Frau Stanitz und die drei anderen saßen am Tisch und unterhielten sich. Lara war erstaunt. Ihre Chefin hatte tatsächlich ein Privatleben. Sie ging mit Freunden aus. Und mit ihrem Mann? Freund? Lebensgefährten? Wann sah sie den denn bei ihren Arbeitszeiten? fragte Lara sich. Sie sahen nicht so aus, als hätten sie sich erst heute Abend kennengelernt, sondern schienen recht vertraut. Er strich einmal über ihre Hand, und sie lächelte ihn an, als ob das eine Geste war, die sie schon seit Jahren verband.
    Sogar sie hat jemanden, obwohl sie überhaupt keine Zeit dafür hat, dachte Lara. Das hätte ich nicht gedacht. Sie hatte ihre Chefin immer für die geborene Junggesellin gehalten, die typische Karrierefrau, die alles Private hintenan stellte. Sie erschien alterslos in ihren strengen Kostümen, aber sie war gar nicht so viel älter als Lara. In einem Formular für eine Versicherung, das Lara für ihre Chefin hatte ausfüllen müssen, war ihr Geburtstag angegeben. Sie hatte vor kurzem ihren fünfunddreißigsten gefeiert. Vielleicht war sogar das jetzt die nachgeschobene Feier mit ihren Freunden, denn an dem Tag war sie auf Dienstreise gewesen.
    Was Lara jedoch verwunderte: Elisabeth Stanitz sah nicht wirklich entspannt aus. Sie saß etwas steif da, fast wie im Büro, als ob sie gar nicht hier sein wollte, sondern woanders.
    Vermutlich vermisst sie ihre Arbeit, dachte Lara. Sie ist wirklich verrückt. Freizeit ist für sie mehr Stress als ein Achtzehn-Stunden-Tag.
    Sie wandte sich ab und ging zur Bar, um sich etwas zu trinken zu holen.

19
    D er nächste Montag führte Lara wie üblich mit ihrer Chefin zusammen, bei der Arbeit. Lara kam pünktlich um acht, Frau Stanitz war schon da und sah aus, als hätte sie das Büro seit Freitag überhaupt nicht verlassen.
    Aber das stimmte nicht, wie Lara diesmal wusste. Vielleicht war es auch an anderen Tagen ein Irrtum gewesen, und Lara hatte es einfach nicht bemerkt.
    »Guten Morgen, Frau Stanitz«, sagte sie, nachdem sie ihren Mantel aufgehängt und ihren Computer gestartet hatte. Sie beugte sich für die Begrüßung nur kurz durch die Tür.
    Wie üblich reagierte ihre Chefin mit Verzögerung. »Guten Morgen«, sagte sie dann. »Ich habe Ihnen einige Diktate hingelegt. Könnten Sie die Schriftsätze bitte gleich fertigmachen?«
    Lara nickte. »Natürlich.« Kein Wort über Samstag, keine Nachfrage, das war typisch. Manche Chefs ließen sich ja dazu herab, wenigstens eine Bemerkung zu machen wie: »Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende.« Frau Stanitz nie.
    Lara ging zu ihrem Schreibtisch, nahm das Diktiergerät in die Hand, das die Anwältin ihr hingelegt hatte, und schloss es mit dem griffbereiten Kabel an den PC an. Sie rief das Programm auf, mit dem sie die Daten auf ihren PC übertrug, damit sie sie für das Niederschreiben des Diktats abhören konnte.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie mit den Schriftsätzen fertig war. Sie überprüfte immer noch alles mehrfach, bevor sie es ihrer Chefin zur Unterschrift vorlegte. Gebranntes Kind scheut das Feuer.
    Als sie sicher war, keinen Fehler mehr finden zu können, druckte sie die Schriftsätze aus und legte sie nach Aktenzeichen geordnet in die Unterschriftenmappe. Sie brachte die Mappe zu Frau Stanitz ins Büro. »Die Schriftsätze«, sagte sie, als sie die Mappe neben die Akten, die bereits den Schreibtisch bedeckten, hinlegte. »Herr Morgner hat angerufen. Er kann den Termin heute nicht einhalten. Ich habe ihm einen neuen Termin gegeben.«
    Kurz blitzte der Blick ihrer Chefin zu ihr hoch.
    »Ich habe die neue Terminplanung schon erstellt«, sagte Lara schnell. »Sie ist im Onlinekalender.«
    »Gut.«

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