Der letzte Liebesdienst
schüttelte den Kopf. »Außerdem hatte Fiona wenig mit dem Aussuchen zu tun. Da war Marianne ja wohl die treibende Kraft.«
»Aber Fiona hat sich nicht gewehrt.« Maja beharrte auf ihrer Meinung. »Sie hat sich einfach verführen lassen.«
»Ja, richtig«, entgegnete Anke spöttisch. »Lara war da viel besser. Sie hat die Sache gleich selbst in die Hand genommen.«
»Das stimmt nicht, sie –«
Anke unterbrach Majas Protest. »Lass uns nicht wieder davon anfangen, wer wie verführt wurde oder auch nicht. Was denkt Lara jetzt?«
»Was soll sie schon denken?« Maja zuckte die Achseln. »Was jeder denken würde: dass Marianne Fionas neue Freundin ist und sie Lara keine Träne nachweint.«
Anke atmete tief durch. »Und dabei tut sie genau das. Sie ist völlig erschüttert. Sie würde Lara ihr Herz am liebsten auf einem silbernen Tablett servieren. Wenn sie es haben wollte.«
Maja stand eine Weile da, ohne etwas zu sagen.
»Worüber denkst du nach?«, fragte Anke.
»Hörst du das nicht?«
»Ich versuche, mich zurückzuhalten, wie du es von mir verlangt hast«, erwiderte Anke. »Ich will nicht lauschen.«
»Nicht zu glauben, dass du so diskret sein kannst«, erwiderte Maja sarkastisch. Dann fügte sie hinzu: »Lara ist . . . auch etwas erschüttert von der Begegnung, das gebe ich zu. Sie fühlt sich hin und her gerissen. Sie mag diese Elisabeth wirklich, sie fühlt sich ihr sehr verbunden. Aber sie liebt sie nicht. Das hat sich nicht geändert. Lara ist mit dem derzeitigen Arrangement durchaus zufrieden – oder war es, bis sie Fiona traf. Nun stürzen wieder die alten Sachen auf sie ein. Sie denkt an die Zeit, als Fiona Amor ausgebildet hat, als sie sich so oft gesehen haben und alles so harmonisch war. Und sie ist –« Maja sah aus, als würde sie angestrengt versuchen, ein Wort zu finden, das ihr nicht einfiel.
»Was? Was ist sie?«, fragte Anke ungeduldig.
»Sie ist . . . eifersüchtig«, sagte Maja widerstrebend. »Sie wünscht sich, an Mariannes Stelle zu sein, und fragt sich, was Fiona mit so einer Frau will.«
»Dann hat sie noch immer etwas übrig für Fiona!«, schloss Anke daraus mit strahlenden Augen.
»Ja, hat sie.« Maja atmete aus, als ob sie die Luft angehalten hätte. »Aber sie würde Elisabeth nie betrügen. Auch wenn sie sie nicht liebt.«
Lara saß in ihrem Theatersessel und schaute auf die Bühne. Sie schaute nicht wirklich hin, es sah nur so aus, denn innerlich fühlte sie sich aufgewühlt wie das Meer bei Windstärke zehn.
Sie hatte das Gefühl, eine Welle brach über ihr zusammen, immer und immer wieder. Seit sie Fiona wiedergesehen hatte, dort in der Schlange, drehte sich alles in ihrem Kopf. Sie war wie ein Roboter zu Elisabeth zurückgegangen, hatte ganz automatisch mit ihr gesprochen, aber all ihre Gedanken waren bei Fiona gewesen.
Und dann, als sie hineingingen, hatte sie Fionas neue Freundin gesehen. Sie war offensichtlich betrunken, Fiona stützte sie, um sie zurück an ihren Platz zu bringen.
Am liebsten hätte Lara Elisabeth zurückgehalten, hätte Kopfschmerzen vorgeschützt und wäre nach Hause gegangen, aber Elisabeth war zielgerichtet wie immer den Gang zu den vorderen Plätzen hinuntergelaufen, direkt an Fiona und dieser Frau vorbei. Lara hatte Liebhaberin gehört und geilste und Ich freue mich schon auf nachher . Sie war drauf und dran gewesen, die Hände auf ihre Ohren – und Augen – zu pressen, sie wollte nichts mehr hören oder sehen und einfach nur weglaufen.
Aber sie hatte Elisabeth versprochen, mit zu diesem Empfang zu gehen. Elisabeth hatte gegen Laras Protest das Kleid für Lara gekauft, das sie heute trug, und Lara hatte sich zum Schluss geschlagen gegeben, weil es ohnehin wenig Sinn hatte, gegen Elisabeths Wünsche anzugehen. Sie bekam immer, was sie wollte.
Und sie wollte mit Lara und sich auf diesem Empfang offensichtlich ein Zeichen setzen. So zurückhaltend sie sonst in privaten Dingen war, in den letzten Wochen hatte sie beschlossen, gewisse Dinge anders zu handhaben als früher. Sie hatte Lara gebeten, ihre Frau zu werden.
Niemals hätte Lara mit so etwas gerechnet. Sie hatte sich Bedenkzeit ausgebeten und damit Elisabeth verletzt, das hatte sie gemerkt. Elisabeth hatte ihr einen wunderschönen, teuren Verlobungsring gekauft und darauf bestanden, dass Lara ihn annahm, auch wenn sie ihre Entscheidung noch nicht gefällt hatte. Sie sollte ihn behalten, egal, wie ihre Entscheidung ausfiel.
Lara drehte diesen Ring jetzt an ihrem
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