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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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Bedeutung kann ein erpresstes Versprechen schon haben? dachte Lara. »Doch, sehr viel«, sagte sie. »Es ist nichts passiert, was dieses Versprechen berühren würde. Ich war bei ihr, aber ich habe nicht mit ihr geschlafen.«
    Elisabeth lachte hohl auf. »Hatte ich dich nicht gebeten, nicht zu lügen?«
    »Ich lüge nicht«, erwiderte Lara ruhig. »Ich könnte ja sagen: Frag Fiona. Aber was sie sagt, würdest du natürlich auch nicht glauben.«
    »Nein, würde ich nicht.«
    Lara betrachtete Elisabeths Gesicht, die mahlenden Kiefer, die zusammengezogenen Augenbrauen. Sie sah aus wie ein Stier, der im nächsten Moment losrasen und den Torero aufspießen würde. Was war nur aus der zärtlichen, mitfühlenden Elisabeth geworden, mit der Lara sich so wohlgefühlt hatte?
    »Brauchst du mich noch?«, fragte Lara kühl. »Oder kann ich jetzt an meine Arbeit gehen?«
    Elisabeths Kinn zuckte hoch. Sie starrte Lara an. Dann plötzlich schien eine Welle durch ihren Körper zu laufen. Sie nickte. »Ja, geh an deine Arbeit. Ich . . . brauche dich nicht mehr.«
    Lara drehte sich um und ging hinaus. Hätte sie einen Blick zurückgeworfen, hätte sie gesehen, wie gequält Elisabeth aussah.
    Im Gegensatz zu sonst hatte Elisabeth am Wochenende nicht viel diktiert. Es war nur ein einziger Schriftsatz. Lara fand es schwierig, ihn abzuschreiben und dabei ständig Elisabeths Stimme im Ohr zu haben. Die Stimme klang gepresst, und es war deutlich zu hören, dass Elisabeth das Diktat fast nach jedem Satz unterbrochen hatte. Normalerweise diktierte sie sehr flüssig, ohne große Unterbrechungen.
    Sie hat die ganze Zeit daran gedacht, dass Fiona und ich im Bett liegen, dachte Lara. Sie konnte sich auf nichts anderes konzentrieren.
    Sie hielt das Diktat an, um Elisabeths Stimme aus ihrem Ohr zu verbannen, und lehnte sich zurück. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Elisabeth hielt sie für eine Lügnerin und Betrügerin, und Lara konnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen.
    Ja, sie hatte es am Freitag nicht mehr ausgehalten mit Elisabeth. Lara war zur ersten Anprobe des Hochzeitskleides bei der Schneiderin gewesen, die Elisabeth ausgesucht hatte. Als sie sich selbst im Spiegel sah, mit diesem Kleid, war alles über ihr zusammengebrochen.
    Sie fühlte sich so fremd in diesem Kleid. Bei ihrer ersten Hochzeit mit Maja war das ganz anders gewesen. So selbstverständlich. Sie hatten beide Sommerkleider getragen, nicht solche teuren Maßanfertigungen. Das war nicht nötig, denn sie liebten sich ja und waren sich selbst genug.
    Lara legte die Hände vor die Augen. Auf einmal hörte sie wieder eines der Lieder aus Mamma Mia. Es war das Lied Our Last Summer. Ja, das war es gewesen: der erste und der letzte Sommer mit Maja. Der schönste Sommer ihres Lebens.
    Sie hatte die Anprobe abgebrochen, die Schneiderin verblüfft mit dem Kleid zurückgelassen und war ins Krankenhaus gefahren. Es war wie eine Flucht. Fiona war das einzige, das ihr noch real an ihrem Leben erschien. Alles andere war wie ein Horrorfilm, den sie nicht abschalten konnte.
    Im Krankenhaus sagte man ihr, dass Fiona bereits entlassen worden wäre. Erst in diesem Augenblick erinnerte sich Lara wieder daran, dass Fiona das gesagt hatte. Lara hatte hilflos dagestanden, vor Fionas ehemaligem Krankenzimmer, und am liebsten hätte sie geheult.
    Sie hatte ganz selbstverständlich Orangen gekauft und eine Zeitung, bevor sie ins Krankenhaus gegangen war, und es erschien ihr wie eine Ironie, dass sie nun nicht wusste, was sie damit tun sollte. Zuerst wollte sie die Sachen im Krankenhaus lassen, es gab genug Kranke, die sie sicherlich gebrauchen konnten, aber wie in Trance hatte sie das Krankenhaus dann so verlassen, wie sie gekommen war.
    Sie hatte sich in ihren Wagen gesetzt und war losgefahren. Nach Hause , dachte sie. Ich will nur noch nach Hause .
    Und dann war sie bei Fiona angekommen. Sie hatte selbst nicht gewusst, wie das geschehen war. Sie musste die ganze Zeit gefahren sein, ohne überhaupt zu merken, wohin sie fuhr. Ihr Unterbewusstsein hatte beschlossen, dass Fiona ihr Zuhause war, und hatte sie genau dort hingebracht. Wie sie es verlangt hatte.
    Als sie endlich wieder zu sich kam, starrte sie die Fassade an, schaute zu Fionas Wohnung hinauf.
    Sie hatte einige Zeit gebraucht, bis sie sich dazu überwunden hatte, Fiona anzurufen, und dann war es offensichtlich gewesen, dass Fiona den Anruf einer anderen Frau erwartet hatte.
    Lara hätte fast wieder aufgelegt, als sie den Namen

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