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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Geheimnis preiszugeben.
    Marta wartete noch einige Sekunden und lehnte sich dann mit einem enttäuschten Seufzen zurück.
    »Nach draußen.« Xavius stand auf. »Bringen Sie mich nach draußen. Dann sage ich Ihnen alles.«
    Er schaute auf Marta hinab, und es war eine neue Perspektive, ein neuer Blickwinkel. Sie erschien ihm noch etwas blasser als sonst, und die dunklen Augen wirkten fast normal. Dort saß eine Frau, die ihm helfen wollte, die es gut mit ihm meinte, und gleichzeitig empfand er sie als Bedrohung, als jemand, vor dem er sich in Acht nehmen musste.
    Sie stand ebenfalls auf, etwas langsamer. »Geht es Ihnen gut, Xavius? Sie sind so … aufgeregt.«
    Es lag an der Idee, die ihm plötzlich gekommen war. Vielleicht gab es eine Möglichkeit herauszufinden, ob dies die Wirklichkeit war oder nicht.
    »Ich möchte die Bäume sehen, aus der Nähe«, sagte er. »Ich möchte das Rauschen des Windes in ihren Wipfeln hören.«
    Marta nickte und wandte sich halb ab, wie um einen prüfenden Blick aus dem Fenster zu werfen. Xavius beobachtete, wie sich ihre Lippen bewegten, aber er hörte nichts, keinen Ton, keine einzige Silbe. Soll sie Bericht erstatten, dachte er. Soll sie warnen. Es spielt keine Rolle.
    Die Perspektive verschob sich erneut, als sie das Hospital verließen. Dies war eine Welt ohne Wände und ohne Decke, scheinbar grenzenlos; man konnte die Arme ausstrecken, ohne zu befürchten, gegen etwas zu stoßen. Xavius streckte sie aus, atmete die frische, würzige Luft tief ein und genoss es, bei jedem Schritt das Knirschen von Kies zu hören.
    »Nun?«, fragte Marta, als sie die ersten Bäume erreichten, nicht weit vom roten See entfernt. »Gefällt es Ihnen hier?«
    »Ja«, sagte Xavius, lauschte der Stimme des Windes und hielt nach einem der Geschöpfe Ausschau, die ihn an Springhörnchen erinnerten und es schafften, sich während des Sprungs von einem Baum zum anderen in gelbe Vögel zu verwandeln.
    »Hier sind wir«, sagte Marta. »Erinnern Sie sich jetzt an alles? Was möchten Sie mir erzählen?«
    Xavius bückte sich, hob einen Zweig auf und betrachtete ihn nachdenklich, bevor er ihn in beide Hände nahm. »Sehen Sie diesen Zweig?«, fragte er.
    »Was ist damit?«
    Es war ihm immer leicht gefallen, die richtigen Worte zu finden. Daran erinnerte sich Xavius, und es fühlte sich nach einer richtigen Erinnerung an. Der Zweig in seinen Händen schien ihm nun Worte zuzuflüstern.
    Langsam bog er ihn, bis er schließlich mit einem Knacken brach.
    »Ein einzelner Zweig lässt sich leicht zerbrechen«, sagte Xavius. »Vielleicht haben Sie mich für einen solchen Zweig gehalten, Marta, oder wie auch immer Sie heißen. Aber ich zerbreche nicht so leicht.«
    Er lief los, und seine Beine trugen ihn schnell an den Bäumen vorbei und über einen Bach hinweg, dessen rotes Wasser in den See floss. Als er den letzten Baum hinter sich zurückgelassen hatte, breitete er erneut die Arme aus, wie zuvor, aber diesmal waren es Flügel. Lange, dichte Federn hatten sich daran gebildet, fest mit seinen Armen verwachsen und tief in seinem Willen verwurzelt. Sie ließen ihn so leicht aufsteigen, als hätte er plötzlich sein Gewicht verloren. Xavius frohlockte aus zwei Gründen. Weil er dem Hospital entkam, weil er so frei flog wie einer der gelben Vögel, die er vom Fenster aus gesehen hatte. Und weil sein Flug bewies, dass dies nicht die Realität war. In der realen Wirklichkeit konnte kein Mensch wie ein Vogel fliegen, nur weil er es wollte.
    Er flog in einem Bogen, sah zu Marta zurück, die winzig zwischen geschrumpften Bäumen stand …
    Etwas Weißes stieg von ihr auf und kam schnell näher.
    Xavius wusste nicht, was es war, und er wollte es auch nicht herausfinden. Er schlug mit den Flügeln und flog schneller, aber das weiße Strahlen – ein Schimmern wie von Perlmutt – holte ihn innerhalb weniger Sekunden ein und überstrahlte alles.
    Er fühlte, wie er fiel, trotz der langen Federn an den Armen, und trotz seines geringen Gewichts, und ein Schrei hallte durchs leuchtende Weiß, vielleicht sein eigener.
    Dann sagte jemand: »Endlich! Wir haben sie. Ein klares Signal.«
    »Holen Sie sie herein, schnell! Und kappen Sie anschließend sofort die Verbindung. Legen Sie alles still.«
    Die zweite Stimme, dachte Xavius, als er noch immer fiel. Er hatte sie zuvor gehört, durch den Komm-Lautsprecher eines Helms, und an einem anderen Ort.
    Das weiße Strahlen wich einem Nebeneinander aus Lampenschein und Dunkelheit, und Gestalten

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