Der letzte Single fangt den Mann
lässig.
» Mensch, du? Hallo«, äfft Dave mich nach. » Kann ich bitte mit Abigail Wood sprechen?«
Er hört sich betrunken an.
» Eine Sekunde bitte«, erwidere ich und singe eine Warteschleifenmelodie mit sehr hoher Stimme ( Are you going to Scarborough Fair ), bevor ich ein Räuspern ausstoße. » Hallo, hier spricht Abigail.«
» Ah, Abigail! Deine Sekretärin braucht sehr lange, bis sie ans Telefon geht. Du solltest sie feuern.«
» Ja, das sollte ich«, sage ich. » Aber vorher hat sie natürlich eine gründliche Tracht Prügel verdient.« Mein Blick wandert kurz zu Robert, der anscheinend seine SMS checkt. Ich frage mich, ob er zuhört. » Wie kann ich Ihnen heute Abend zu Diensten sein?«
» Ich bin es, der dir zu Diensten sein möchte, mein Mädchen. Sehr langsam und gründlich.«
» Jeder hat einen Traum«, sage ich.
» Freches Luder. Okay, bei mir. In zwanzig Minuten.«
Ich schaue aus dem Fenster. » Es regnet. Kannst du nicht herkommen?«
» Geh nicht«, sagt Robert leise im Hintergrund. » Lass dich nicht von ihm herumkommandieren.«
» Ist das Opa Robbie?«, fragt Dave. » Also schön, ich komme zu dir.«
» Nein, tu das nicht«, sage ich rasch. Ich habe plötzlich nicht den geringsten Wunsch, Robert und Dave bei ihrem Konkurrenzkampf zuzusehen, geschweige denn, Dave mit auf mein Zimmer zu nehmen, wenn Robert im Haus ist. Ich weiß nicht, warum, aber das fände ich schräg. » Ich bin in einer halben Stunde da.«
» Beeil dich«, sagt Dave und legt auf.
Die Weihnachtsmusik ist zu Ende, und ich setze mich wieder auf die Couch neben Robert und schenke ihm ein Lächeln. Er grinst zurück, sieht mich aber nicht richtig an. Es ist plötzlich unglaublich still im Zimmer. Ich hole tief Luft.
» Hör zu, ich begreife allmählich. Du siehst es nicht gern, dass ich mit Dave zusammen bin«, sage ich, und die Worte purzeln nervös aus meinem Mund. » Aber das ist nichts Ernstes, weißt du, und ich verspreche dir, dass ich ihn dir nicht wegnehme. Ich weiß ja, ihr mischt euch nicht gegenseitig in euer… Liebesleben ein, aber ich war deine Freundin, bevor ich Dave überhaupt kannte, und ich möchte deine Freundin bleiben. Ich weiß auch, dass eure Freundschaft ein wenig kompliziert ist, und ich möchte keine Schachfigur in eurem dummen Machospiel sein.« Robert grinst, was ich als ein positives Zeichen auffasse. » Sei also bitte nicht sauer, wenn ich mich mit ihm treffe. Ich habe Spaß mit ihm. Und das ist doch der Sinn der Sache, schon vergessen?«
Robert nickt langsam, leert seinen Whisky und steht von der Couch auf.
» Allerdings. Sollen wir uns ein Taxi teilen? Lady Caroline braucht mich.«
Kapitel 26
Am darauffolgenden Sonntagabend, als ich mit Dave im Bett liege, geschieht etwas Unerwartetes.
» Es ist nett mit dir«, sagt er, während er sich in der Dunkelheit an mich schmiegt.
» Nett?«, sage ich. » Was Besseres fällt dir nicht ein?«
» Es ist wunderschön«, murmelt er und zieht mich noch enger an sich. » Du bist wunderschön. Ich hatte ein wunderschönes Wochenende.«
Die letzten beiden Tage haben wir ausschließlich in Kneipen oder im Bett verbracht. Und die ganze Zeit musste ich die freche Widerspenstige spielen, was ich mittlerweile leicht ermüdend finde. Aber Momente wie dieser, wenn Dave seine Schranken fallen lässt und wir allein in der Dunkelheit flüstern, wiegen das alles auf.
Ich stoße ein glückliches Seufzen aus und kämpfe gegen das Bedürfnis, seine Schulter zu küssen.
» Ich finde übrigens, wir sollten uns nichts zu Weihnachten schenken«, sage ich. Ich wollte dieses Thema unbedingt zur Sprache bringen, hauptsächlich weil ich nicht glaube, dass er die Absicht hat, mir etwas zu schenken, und ich nicht möchte, dass er oder sonst wer auf die Idee kommt, dass ich enttäuscht sein könnte. Vielmehr sehe ich das total locker. » Ich meine, uns gegenseitig.«
» Ist das ein Trick? Ich habe nämlich fast den Eindruck…«, sagt er.
» Nein«, widerspreche ich lachend. » Ich meine, ich weiß, du hast ein großes Weihnachtsspektakel für mich geplant, aber ich denke, es wäre einfacher so.« Ich unterbreche mich kurz und füge dann mit meiner falschen Gute-Laune-Stimme hinzu: » Egal, im Grunde geht es darum, dass ich kein Geschenk für dich habe und außerdem weder Zeit noch Lust, mich ins Weihnachtsgetümmel zu stürzen.«
» Du bist so süß«, sagt er, und wir küssen uns wieder. » Du und ich«, sagt er nach ein paar Minuten. » Wir sollten es tun. Lass
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