Der letzte Single fangt den Mann
bemerkt Robert.
» Wir sind süß und unschuldig!«, rufen Sophie und ich gleichzeitig, mit derselben Betonung.
Das tun wir manchmal. Ich glaube, das ist so ein Ding zwischen Schwestern.
» Ganz im Gegenteil«, widerspricht Henry. » Vor allem Sophie nicht.«
Sophie verpasst ihm einen leichten Schlag, und er grinst sie an. Ich glaube, Henry war vor ein paar Jahren verliebt in Sophie, ohne jemals aktiv zu werden.
» Was möchtet ihr essen, Kinder?«, fragt Luke.
» Steak mit Pommes frites«, antwortet Henry. » Mit extra viel Pommes frites.«
» Abigail möchte leichte Kost«, sage ich und überfliege die Speisekarte. » Oohhh! Risotto.«
» Sprichst du öfter von dir in der dritten Person?«, fragt Robert.
» Abigail gefällt das.« Ich nicke. » Sie findet das komisch.«
Luke muss lachen und verschluckt sich beinahe an seinem Drink.
» Ich hätte nie gedacht, dass eine Frau wie du solche Dinge sagt…«
» Was für Dinge?«, frage ich und sehe ihn stirnrunzelnd an.
» Nur… deine kleinen Kommentare. Früher warst du… äh… zurückhaltender«, stottert er und wechselt rasch einen Blick mit Sophie. » Auf eine angenehme Art. Richtig süß, weißt du?«
» Warum wechselt ihr ständig Blicke?«
» Ich versuche ihm zu sagen, dass er endlich die Klappe halten soll«, antwortet Sophie ruhig. » Er meint, dass du früher ein bisschen ruhiger warst.«
» Findest du auch, dass ich früher ruhiger war?«, frage ich Henry.
Er zuckt mit den Achseln. Ein toller Beobachter.
Ich starre einen Moment lang ins Leere und versuche mich zu erinnern. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass es unmöglich ist, zurückzuschauen und noch zu wissen, wie man früher war? Man erinnert sich nur noch daran, wie man sich gefühlt hat, mehr nicht. Ich weiß, dass ich Peter meistens das Reden überlassen habe, weil es mein Leben einfacher machte. Und ich weiß noch, dass ich mir manchmal ein wenig fehl am Platz vorkam. Dieses Gefühl habe ich nun nicht mehr. Ich bin zwar schlimm verkatert und voller Gewissensbisse, aber ich fühle mich trotzdem wie ich selbst.
Der Kellner kommt, um unsere Bestellung aufzunehmen. Sophie stimmt wie immer allem zu, was er empfiehlt, sodass wir schließlich keine Beilage auf der Speisekarte auslassen.
» Warum hast du Honigkarotten bestellt?«, fragt Luke.
» Ich kann eben nicht Nein sagen!«, erwidert sie. » Er hat sich so viel Mühe gegeben, uns die Extras zu erklären…«
» Ich esse die Karotten«, sagt Henry.
» Ich auch, natürlich«, sagt Luke rasch.
Nichts Besseres als ein Konkurrent, um einen Mann lieben zu lassen.
Robert wechselt das Thema.
» Abigail hat mir erzählt, du spielst für Richmond, Henry?«
Henry beginnt, eine flammende Rede über die Stärken und Schwächen seines Teams zu halten. Ich kenne sie bereits und lasse den Blick durch den Raum wandern. Ein paar After-Work-Trinker, ein verliebtes Paar, noch ein verliebtes Paar, drei Männer an der Theke… und einer von ihnen sieht mich direkt an.
Zip. (Das ist die Schallplatte in meinem Kopf.)
Mann. An der Theke. Sieht mich an. Und er ist attraktiv. Kurze dunkle Haare, Dreitagebart, breites Lächeln, das sich nun zu einem leicht frechen Grinsen verzieht… Was zum Teufel? Männer starren mich sonst nie so an. Bestimmt habe ich etwas im Gesicht.
Ich drehe mich wieder zum Tisch und überprüfe schnell und beiläufig mein Make-up und meine Frisur. Scheint alles in Ordnung zu sein… Ich schaue wieder zu dem Typen. Er unterhält sich gerade mit seinen Begleitern, aber im nächsten Moment kreuzen sich unsere Blicke wieder.
» An der Bar ist ein Typ, der mich ständig anstarrt«, raune ich Robert über den Tisch hinweg zu. » Was soll ich tun?«
» Dich in Gelassenheit üben«, antwortet er prompt. » Wir werden einen Schlachtplan ausarbeiten.«
» Mich in Gelassenheit üben?«, wiederhole ich. » Große Worte! Ich denke, man merkt sofort, wer von uns beiden in Cambridge studiert hat…«
Robert grinst dreckig. Ich lehne mich zurück und tue so lässig wie möglich, indem ich demonstrativ gähne und mich strecke. Ich mache das nur, um Robert zum Lachen zu bringen, und es funktioniert.
» Wir überlegen, ob wir im November übers Wochenende nach Frankreich fahren«, sagt Sophie und unterbricht uns. » Mum und Dad sind an diesem Wochenende zu Besuch bei Tantchen Peg und Tantchen Pat.«
» Super Idee, macht das«, sage ich nickend.
Ich war noch nicht oft in dem Haus in Frankreich. Peter und ich sind nie übers Wochenende
Weitere Kostenlose Bücher