Der letzte Single fangt den Mann
da.
Das Haus ist süß: ziemlich schmal, mit grünen Fensterläden, von denen die Farbe abblättert, und einem großen Hof, in dem meine Eltern ihre Mahlzeiten zu sich nehmen, außer es regnet. Die Renovierung hat eine Ewigkeit gedauert, obwohl das Haus eher klein ist. Jetzt gibt es eine große Wohnküche und ein geräumiges Wohnzimmer mit einer gemütlichen Couchgarnitur. Von dort gelangt man auf den Hof, in dem ein langer Esstisch aus Holz steht. Eine Treppe in der Eingangsdiele führt hoch zu zwei weiteren Stockwerken mit mehreren Schlafzimmern und einem Arbeitszimmer. Es ist immer noch seltsam, die vertrauten Möbel aus unserem alten Haus in Surrey zu sehen, vertraut und seltsam zugleich.
Auf dem Küchentisch liegt eine Nachricht.
Hallo, ihr Süßen! Milch ist im Kühlschrank. Bedient euch von dem Schinken, Käse, den Oliven und Chips etc. Ruft an, wenn es ein Problem gibt. LOL Maman et Papa
» Ich muss Mum sagen, dass LOL nicht für lots of love steht«, sage ich nachdenklich.
» Ich haue mich ein paar Stunden aufs Ohr«, sagt Luke. » Sophie, ich brauche dich zum Einschlafen.«
Sophie sieht ihn mit großen Augen an und folgt ihm mit einem Grinsen im Gesicht aus der Küche.
Ich drehe mich zu Robert.
» Iih.«
» Ich weiß«, sagt er.
» Nicht mehr lange, und Dave ist da«, singe ich und hüpfe fröhlich durch die Küche.
» Warum hopst du so herum?«
» Das ist mein leichtfüßiger Bergziegensprung!«, rufe ich. » Ich habe neulich abends eine Dokumentation von David Attenborough gesehen, in der kleine Ziegen herumhüpften, und ich fand, das sah ganz spaßig aus.«
» Tut es auch«, stimmt er mir zu.
Er setzt an zu einem männlichen Sprung und knallt gegen die Wand.
» Du bist keine leichtfüßige Bergziege«, sage ich traurig. » Du bist eher ein Bär… groß und brummig. Jetzt, wo wir unter uns sind, verrätst du mir, was mit Antonia war?«
» Nein.«
Er grinst mich an.
» Gut«, sage ich verärgert. Warum macht er so dicht? Was macht es für einen Sinn, einen besten Freund zu haben, wenn dieser nicht mit blutigen Details über seine Exfreundin herausrücken will oder womit er seinen Lebensunterhalt verdient? » Okay, hilfst du mir dann wenigstens bei meinem teuflischen Plan, Dave zu meinem Liebhaber zu machen?«
» Ich glaube nicht, dass du auf meine Hilfe angewiesen bist, Abby«, sagt Robert knapp.
Gott, er hat schlechte Laune. Vorher war er noch gut drauf. Wir haben uns den Kaffee geteilt und die Zeitungen, bevor wir im Flieger geschlafen haben. Robert war wieder so zuvorkommend, mir die Zeitung zu falten, wie er das neuerdings immer macht, weil er weiß, dass ich Wert darauf lege. Ich hätte nicht von Antonia anfangen sollen.
» Du hast recht. Ich werde das Wochenende rocken und Dave auch.« Robert zeigt keine Reaktion. » Meine Fresse, Tiger, du bist heute aber in toller Form. Willst du dein Zimmer sehen?«
» Meine Fresse?«, wiederholt er ungläubig.
Als wir die Treppe hochgehen, kommen wir an Kinderfotos von Sophie und mir vorbei. Robert bleibt stehen und betrachtet eines davon genauer.
» Du hattest eine schwierige Kindheit, nicht?«, bemerkt er. » Sagen wir, im Alter zwischen zwei und vierzehn.«
» Charmant«, erwidere ich und betrachte die Fotos von mir. » Ich war eine Spätzünderin.«
» Du hast gezündet?«, entgegnet er in gespielter Überraschung, und ich verpasse ihm einen Schlag auf den Arm. » Sieh dir mal das an!« Er zeigt auf ein Foto von meinem siebten Geburtstag. » Du siehst aus wie Grayson Perry. Du weißt schon, der Künstler, der sich als Mädchen verkleidet…«
» Ich weiß, wer Grayson Perry ist, danke«, sage ich und beuge mich vor. » Ich erinnere mich an das Kleid. Das war mein Festkleid. Ist viel einfacher, wenn man nur eins hat.«
Robert geht weiter. » Oh! Ein Nacktbild. Am Strand. Nichts an außer… einer Elton-John-Sonnenbrille?«
» Ich war zwei. Meine Eltern fanden das saukomisch«, sage ich. » Die Schweine.«
» Schau mal, was für einen Speckbauch du hattest«, stichelt er grinsend weiter. » Und die dicken Beine! Ernsthaft.«
» Okay, das reicht vorerst an Familiengeschichte«, sage ich und schiebe ihn hoch zum Treppenabsatz. » Das ist mein Zimmer. Deins ist gegenüber.«
Robert macht sich nicht einmal die Mühe, einen Blick in sein Zimmer zu werfen, sondern geht direkt in meins. Es ist sehr kahl, nur ausgestattet mit einem großen Bett, einer Schubladenkommode und einem Regal mit meinen Lieblingskinderbüchern. Meine Eltern
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