Der Letzte Tag Der Schoepfung
Vergangenheit verschwinden.
Gemeinsam hatten sie aus den Ergebnissen die theoretischen Grundlagen des Chronotrons erarbeitet, eines hypothetischen Geräts, mit dessen Hilfe man unter großem Energieaufwand derartige Schwerefelder künstlich herstellen könnte. Diese Untersuchungen lagen inzwischen mehr als acht Jahre zurück.
Professor Kafu, dem trotz der beinahe unangenehmen Kühle im Raum Schweißtropfen auf der breiten Nase und über der Oberlippe standen, blinzelte, als hätte man ihn aus einem wohlverdienten Schlummer gerissen, erst seinen langjährigen Freund und Kollegen und dann die anderen Herren der Reihe nach an, bevor er mit seiner überraschend hohen und etwas näselnden Stimme sagte: »Ich glaube, wir sollten zunächst die Probleme des technisch Machbaren besprechen, und die theoretischen Erwägungen hintansetzen, damit die Herren von der NASA nicht ungeduldig werden.«
Berger warf ihm einen dankbaren Blick zu.
»Der Meinung bin ich ganz und gar nicht«, meinte Fleissiger. »Alle hier Anwesenden sollten sich über die Konsequenzen des Projekts voll und ganz im Klaren sein, bevor man die technische Erprobung forciert und noch mehr Milliarden in das Chronotron-Projekt hineingepumpt werden.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, fiel ihm Admiral Francis ins Wort.
»Oh, ich weiß, ihr Militärs seid alles andere als geizig, wenn es darum geht, die Rüstungsausgaben wieder eine Runde hinauf zu schrauben, um eurem Berechtigungsnachweis eine noch breitere Grundlage zu verschaffen; aber es sind auch meine Steuergelder, Admiral, die da verschleudert werden«, sagte Fleissiger hitzig.
»Bestehen Sie auf diesem Punkt, der eigentlich nicht zur Tagesordnung gehört, Professor?«, fragte der Admiral geduldig. Dr. Hollister kicherte unterdrückt, Fleissiger warf ihm einen giftigen Blick zu und vertiefte sich in seine Unterlagen, ohne den Admiral einer Antwort zu würdigen.
»Tatsache ist«, fuhr Francis fort, »dass wir seit Jahren andere Projekte beschneiden, um die Gelder ins Chronotron fließen zu lassen. Wir sind dabei, unter dem Deckmantel der NASA eine ganz große Sache in die Wege zu leiten, halten die bemannte Raumfahrt seit zehn Jahren auf Sparflamme und lassen das Marsprojekt in der Schublade, obwohl uns die Sowjets bei jedem Startfenster, das aufgeht, die Show stehlen könnten. Und sie plädieren dafür, dass wir das Projekt auf die lange Bank schieben und Zeit vertrödeln.«
»Vielleicht stehen die Sowjets vor dem gleichen Problem wie wir und knobeln ebenfalls etwas in der Richtung aus«, wagte Berger einzuwerfen.
Dem Admiral verschlug es sichtlich einen Moment lang die Sprache, dann schüttelte er entschieden den Kopf. »Dafür, dass derzeit noch jemand auf diesem speziellen Gebiet forscht, gibt es nicht den geringsten Hinweis.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie die gesamte Forschung überwachen und steuern können?«, wollte Fleissiger wissen.
Der Admiral lehnte sich nachsichtig lächelnd zurück. Sein schmaler weißer Schnurrbart bildete eine korrekte Waagrechte. »Professor, das sollten Sie eigentlich wissen. Seit mehr als fünfzehn Jahren weiß ich sehr genau, wer sich mit Dingen dieser Art befasst und wer an Material herankommt, das ihn zur Lösung führen könnte, zu der Sie und Professor Kafu gekommen sind.«
»Auch im Ostblock?«
»Auch im Ostblock. Weitgehend zumindest.«
»Aber Sie können doch nicht verhindern, dass sich immer wieder Leute mit dieser Art von Problemen auseinander setzen.«
»Und warum nicht, Professor?« Der Admiral lächelte triumphierend, und als er den erschrockenen Gesichtsausdruck Fleissigers bemerkte, fuhr er rasch fort: »Sie brauchen deshalb nicht gleich das Schlimmste zu befürchten. Wir brauchen ja schließlich Nachwuchs. Entweder ist der Betreffende unser Mann - und wir tun, weiß Gott, alles, damit ihm sein Entschluss leicht fällt - oder …« Francis schnippte mit dem Finger. »… er ist es nicht. So einfach ist das.«
»Hm«, brummte Kafu. »Was mich nur stutzig macht, ist das Verhalten der Sowjets. Sie bauen ihre große Raumstation nicht, sie starten nicht zum Mars, sie sind plötzlich wieder brennend an der Wiederaufnahme der SALT-Gespräche interessiert. Ich frage mich: Was zum Teufel machen die mit ihrem Geld?«
»Sie brauchen es, um alljährlich unseren Weizen zu kaufen«, warf Hollister ein.
»So ist es«, nickte Francis erleichtert. »Sie haben eine Missernte nach der anderen. Aber sollte an den Vermutungen wider Erwarten doch etwas
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