Der Letzte Tag Der Schoepfung
heißt«, fuhr der Commander fort, und eine Spur von Zynismus schlich sich in seine Stimme. »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.« Er hob den Blick von seinen Papieren und grinste triumphierend. »Und genau das wollen wir tun. Wir werden zur Selbsthilfe greifen, meine Damen und Herren. Und Sie werden die Kerntruppe der geplanten Operation bilden. Ihnen fällt es zu, die logistischen und technischen Aufgaben zu überwachen und natürlich Sicherungsaufgaben zu übernehmen.«
»Sicherung vor was?«, wollte jemand wissen.
»Ah … natürlich allgemein. Sie werden die Bautrupps vor wilden Tieren und unseren Urahnen, den Affenmenschen, schützen; Sie und das technische Personal werden die ersten Menschen in jener Epoche sein. Mit Ihnen werden Geologen, Geophysiker, Pipeline-Spezialisten und Driller dorthin gebracht werden. Ihre Aufgabe wird Folgendes sein.« Der Commander nahm einen langen Zeigestock zur Hand und deutete auf die Karte.
Quer durch die Westsenke zog sich eine rote Linie, die sich südwestlich von Tripolis in zwei Arme gabelte, von denen einer nach Ostsüdost, der andere nach Südsüdwest verlief.
»Wir haben vor, den Scheichs das Öl wegzupumpen, bevor sie sich draufsetzen können.«
Die Kühnheit der Idee verschlug den Anwesenden einen Moment lang die Sprache. Dann erhob sich erregtes Stimmengewirr.
»Unglaublich«, murmelte Jerome.
»Das ist doch heller Wahnsinn«, sagte Steve.
»Aber so hirnverbrannt das scheinen mag, irgendwie finde ich den Plan genial«, sagte Jerome und schüttelte lachend den Kopf.
»Das ist eine durch und durch gerechte Sache. Wir korrigieren lediglich einen Webfehler in der Schöpfung«, fuhr Walton fort und lächelte selbstgefällig. »Man könnte das Unternehmen weniger euphorisch auch als geophysikalische Schönheitsoperation bezeichnen.« Er wandte sich wieder der Karte zu. »Das Unternehmen Westsenke wird sich mit den Erdölvorkommen in Nordafrika befassen, dem heutigen Libyen und Algerien. Die Hauptfördergebiete liegen hier …« - er folgte mit dem Stock der östlich verlaufenden Abzweigung der Linie - »zwischen der Großen Syrte und dem Al-Harûj al-Aswad um Beda, Waha und der Jalo-Oase im südlichen Bengasi. Die anderen Quellen liegen hier …« - der Stock umkreiste das Gebiet, in dem die südliche Abzweigung endete - »östlich des Plateaus von Tinrhert im Erg Bourarhet an der heutigen algerisch-libyschen Grenze. Die Pipelines aus diesen beiden Fördergebieten vereinigen sich hier bei Bi’ral Ghanam. Die Trasse wird von dort aus nordnordwestlich weitergeführt, erreicht in der Nähe von Zuwarah die Küste, wie sie heute verläuft, dann auf dem flachen Schelf zwischen Malta und der tunesischen Küste, bis hier nordöstlich vom Cap Bône. Dort wendet sie sich mit einem Knick nach Westnordwest, zieht sich hier südlich der heutigen Insel San Antioco um den Steilabfall des Gebirgsstocks, der die Insel Sardinien bildet, und wendet sich am Rand der Balearensenke nach Norden, folgt ein Stück dem Verlauf der Westküste von Sardinien und schwenkt in der Höhe der kleinen Insel von Mal die Ventre nach Nordwesten, durchmisst den Norden der Senke und führt ins Mündungsgebiet der Rhône, das zu jener Zeit mehr als zweihundert Kilometer weiter südlich etwa auf der Höhe von Barcelona liegt. Die Trasse wird durch den Rhône-Canyon nach Norden geführt und folgt dem Fluss bis zur Einmündung der Saône, dann weiter dem Tal der Saône folgend durch die Burgundische Pforte, dem Lauf der Maas durch Nordfrankreich und Belgien, hinein in die Niederlande. Dort wird sie voraussichtlich in der Gegend von Maastricht die Küste erreichen, denn der Wasserspiegel des Atlantik dürfte um jene Zeit erheblich höher gewesen sein als heute. Über den genauen Küstenverlauf sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Einerseits war das Klima wesentlich wärmer, also weniger Eis in Gletschern und Polkappen gebunden und die Meereshöhe deshalb überdurchschnittlich; andererseits dürften die tektonischen Platten, die das Mittelmeer umrahmen, die eurasische, die adriatische, die ägäische, die türkische, die arabische und die afrikanische, um jene Zeit höher gelegen haben. Sie wurden später durch das ungeheure Gewicht der Wassermassen, die das Mittelmeer darstellen, nach unten gedrückt, was zu starken tektonischen Unruhen in den angrenzenden Bereichen geführt haben muss. Im Küstengebiet um Lüttich, Maastricht, Aachen, Bonn, Koblenz wird unsere Pipeline auf eine zweite stoßen, die
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