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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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auf dem Tisch. »Wollen Sie sie sehen?«
    Arkeley rutschte auf seinem Stuhl herum und räusperte sich, bevor er sprach. »Ich bin mir nicht sicher, worauf Sie eigentlich hinauswollen, aber ich weiß, was Sie dabei übersehen. Was Sie nicht verstehen, Colonel: Wir kämpfen hier nicht gegen Gangmitglieder oder Terroristen oder Drogenhändler. Wir kämpfen gegen Vampire.«
    Der Commissioner plusterte sich auf. »Ich glaube, ich weiß …«
    Arkeley unterbrach ihn. »Im Mittelalter konnte ein Vampir jahrzehntelang ungestört leben, trank jede Nacht das Blut von Leuten, deren einzige Verteidigung darin bestand, die Fenster und Türen zu verriegeln und immer – immer! – vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein. Vampire zu töten war nur auf eine einzige Art möglich. Damals gab es keine Feuerwaffen und ganz gewiss keine Presslufthämmer. Die Vampirjäger riefen alle kräftigen Männer der Gemeinde zusammen. Der Mob ging mit Fackeln und Speeren und falls nötig Knüppeln auf den Vampir los. Viele mussten beim ersten Angriff sterben, aber schließlich konnten sie den Vampir zu Boden ringen und festhalten.« Er hielt inne und hob einen Finger. »Damit das klar ist – sie stiegen auf den Vampir drauf, um ihn an der Flucht zu hindern, hielten ihn mit den eigenen Körpern fest, setzten sich notwendigerweise seinen Zähnen aus. Die, die es bis dahin geschafft hatten, starben für gewöhnlich, wenn sich der Vampir zu befreien versuchte. Oft genug konnten sich die Vampire losreißen, und alles begann von vorn. Schließlich konnten sich unsere Vorväter durchsetzen, aber nur durch ihre schiere Überzahl. Die Männer – und die Jungen – in diesem Mob schreckten nicht vor ihrer Pflicht zurück. Sie verstanden, dass ihre schrecklichen, schmerzlichen Verluste die einzige Möglichkeit waren, ihre Dörfer und Familien zu beschützen.«
    Der Commissioner stand schäumend auf und baute sich vor dem Schreibtisch auf, kam so nahe heran, dass Caxton die Knie zur Seite nehmen musste, um ihn vorbeizulassen. »Ich werde auf diese Geschichte zurückkommen, wenn ich nächste Woche bei der Beerdigung spreche. Ganz bestimmt wird das die Familien trösten. Ganz bestimmt verstehen sie dann, warum ihre Kinder eingeäschert werden mussten, bevor sie überhaupt Abschied nehmen durften. Ganz bestimmt verstehen sie dann, warum Sie es für nötig hielten, ihre Babys den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen.«
    Arkeley stand auf, als wollte er gehen.
    »Wir beenden das hier und jetzt«, sagte der Commissioner.
    Arkeley war größer. Darum konnte er auf ihn heruntersehen, als er sagte: »Sie haben nicht die geringste Befehlsgewalt über mich.« Er drehte sich um und ging tatsächlich.
    »Halt, Marshal«, sagte der Commissioner.
    Arkeley gehorchte, drehte sich allerdings nicht um. Sein Rücken bewegte sich kaum merklich, als er atmete. Er sah nicht aus wie ein Mann mit versteiften Wirbeln. Er sah aus wie jemand, der in der einen Hand ein Breitschwert und in der anderen eine Flagge hätten halten sollen. In dem heißen, engen Büro erschien sein Körper gewaltig und mächtig. Er sah aus wie ein Mann, der gegen Vampire kämpfen konnte. Unwillkürlich fragte sich Caxton, ob sie selbst jemals einer solchen Präsenz nahe kommen würde, dieser Art Selbstvertrauen.
    »Ich habe die Befehlsgewalt über sie !«, sagte der Commissioner. Nun wandte Arkeley sich um. »Ich ziehe Trooper Caxton mit sofortiger Wirkung von diesem Fall ab. Sie wollen gegen mich antreten? Ich suspendiere sie wegen Gebrauchs unautorisierter Munition. Ha! Ich glaube, jetzt habe ich Sie erwischt.«
    Arkeley stand stumm da, starrte auf den Commissioner herunter. Caxton verstand nicht, was hier vor sich ging. Sie war ein Nichts, ein Niemand, jemand, der kaum gut genug war, für den Fed ein paar Anrufe zu tätigen. Die beiden Männer benahmen sich, als wäre sie ein Pfand. Was wusste der Commissioner? Welchen Verdacht hegte er über Arkeleys Beweggründe, der ihr noch immer verborgen blieb?
    »Sie wollen sie unbedingt haben, oder? Mir ist das schon bei unserer letzten Begegnung aufgefallen, als Sie sie sich sofort geschnappt haben. Ich habe Ihnen Ex-Marines und Jungs von der Spezialabteilung angeboten, aber Sie wollten dieses kleine Mädchen von der Highway Patrol.« Das Lächeln des Commissioner war ein Schlitz in der Mitte seines puterroten Gesichts. »Sie ist etwas Besonderes. Aus irgendeinem Grund ist sie etwas Besonderes, und Sie brauchen sie.«
    Arkeley wartete, bis er fertig war. Dann

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