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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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wollte sich verstecken. Er hatte sich bestimmt irgendwo in ein dunkles Loch geflüchtet und mied die allzu naheliegenden Zufluchtsorte. Eins wusste Paddy mit Sicherheit: Sie wollte nicht diejenige sein, die ihn fand. Er war schon bei Tageslicht angsteinflößend genug.
    Sie erzählte Dub von ihrer Unterhaltung mit Burns und dass er Pete nichts Anständiges zu essen gab.
    »Ist doch nur ein einziger Abend, man sollte meinen, dass er ihm wenigstens einmal etwas Ordentliches kochen könnte.«
    »Ja«, sagte Dub. »Vielleicht rufe ich ihn an.«
    »Der soll dich anrufen.«
    Sie fuhren an Seans Straße vorbei, hielten an und sahen die Horden, die vor seinem Haus parkten. Gruppen von Fotografen standen dort mit Taschen zu ihren Füßen, fingerten an ihren Kameras herum und wirkten gelangweilt. Die Journalisten hielten sich leicht abseits von ihnen. Sie kannte die Gruppierungsmethoden mehr als genug: Die Geselligen standen beieinander und erzählten sich gegenseitig Lügenmärchen über ihre Honorare, Spesenkonten und Coups, die sie fast gelandet hätten, die Einzelgänger lungerten am Rande herum, tischten sich selbst Lügenmärchen auf und heckten Kniffe aus, wie sie die anderen um eine Geschichte bringen könnten. Ein großer Übertragungswagen parkte auf Seans Straßenseite, eine riesige Antenne ragte oben heraus. Sie wusste jetzt schon, dass sich die Journalisten von der Presse beklagen würden, der Transporter hätte ihnen die Sicht versperrt und die Bilder verdorben. Aber genau deshalb stand er dort, damit das Logo auf allen Bildern erschien, die zu dem Fall veröffentlicht wurden und jedermann sehen konnte, dass das schottische Fernsehen ebenfalls vor Ort gewesen war.
    Dub schlug vor, Fish ’n’ Chips zu holen und zum Essen irgendwo zu parken, und sie merkte, wie hungrig sie war. Sie hatte nichts zu Mittag gegessen, nur einen Keks bei der Verlegerin. Kein Wunder, dass sie sich elend fühlte.
    Rutherglen war ihr altes Revier. Sie war früher oft mit Sean zum Burnside Café gegangen und hatte für seine Mum und seine Brüder Fish ’n’ Chips geholt. Gegenüber war ein dunkler, hügeliger Park mit alten Bäumen und sie hatten immer ihre Bestellung abgegeben und waren dann zehn Minuten auf der anderen Straßenseite hinter einem Baum zum Knutschen verschwunden, während der Mann im Imbiss ihr Essen zubereitete.
    Sie parkte und Dub meinte, er würde das Essen holen, wenn sie im Wagen blieb. Sie bestellte frittierten Haggis mit Pommes und viel Essig, dazu eine Limo. Er verzog das Gesicht zu einer traurigen Fratze. »Kein Gemüse?«
    »Frittierteig wird aus Gemüse gemacht.«
    Das Café war leer. Paddy beobachtete durch das Autofenster, wie der gelangweilte Imbissbetreiber Fritten in weiße Plastikschälchen schaufelte, sie geübt in weißes und braunes Papier einwickelte und aus einer Glasvitrine über den Fritteusen den Haggis holte. Das bedeutete, er war schon früher am Abend frittiert worden, was wiederum bedeutete, dass er trocken sein würde. Sie fluchte und dachte an die gummiartige Hülle ums Fleisch, als sie zum Park hinübersah, wo sich etwas hinter einem Baum bewegte. Ein Kopf, ein großer Kopf, etwa Callums Größe.
    Paddy blickte zu Dub, ein langer, cool aussehender Schlaks, der ihr am Ende eines schweren Tages voller Kummer und Unbill leckere Fritten kaufte, um sie gemeinsam mit ihr zu verzehren. Sie biss sich fest auf die Zunge und sah wieder zum Park. Es würde bald kalt werden. Die Hitze des Tages wich und die Wolkendecke war verschwunden. Scheiß auf ihn, dachte sie, scheiß auf ihn. Er ist ein unheimlicher Drecksack, und ich hatte einen harten Tag, aber ihre Hand fasste nach dem Türgriff und plötzlich stand sie auf der Straße in der Hoffnung, er würde sie sehen und die Beine in die Hand nehmen. Sie trat aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne in den Schatten der Bäume und räusperte sich.
    »Bist du das?«
    Wer auch immer es war, glitt hinter einen Baum.
    »Falls du das bist: Sean macht sich große Sorgen und wir suchen dich.« Sie sah zu Dub zurück, der gerade einen Fünf-Pfund-Schein über den Tresen schob. An seinem Handgelenk baumelten Päckchen in einer hauchdünnen blauen Plastiktüte.
    »Wir haben gerade Fritten geholt.«
    Das Herz rutschte ihr in die Hose, als Callum scheu um den Baumstamm herum linste. Er musste hungrig sein. Sean zuliebe winkte sie ihn zu sich. »Komm schon.«
    »Ich kann nicht zurück. Die sind überall.«
    »Okay, steig in den Wagen, wir essen und überlegen uns

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