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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hatte Cabrini im Buggy festgeschnallt. Sie stand bei einer anderen Mutter, die ähnlich schwer beladen war. Elaine war ausgebildete Friseurin und schaffte es immer, gut auszusehen. Zurzeit trug sie einen kurzen braunen Bob, mal etwas anderes als ihr ansonsten blondes Haar. Paddy war neidisch auf ihre gute Figur, auch noch nach vier Schwangerschaften, und sie war so anständig und geradeheraus, dass sie jeder leiden mochte, der sie kannte. Elaine erwiderte Paddys Winken, ihre Kiefermuskeln spannten sich an und zeichneten sich auf ihren Wangen ab.
    »Sean, du musst das nicht machen.«
    Er sah Paddy aufs Kinn, hielt sich die Hand vor den Mund. Um ein ruhiges Gewissen zu haben, hatte er Callum angeboten, ihn aufzunehmen, und nun sollte es tatsächlich so kommen. Callum Ogilvy, der bekannte Kindermörder, würde in seinem kleinen Haus bei ihm, seiner Frau und ihren vier Kindern leben.
    »Doch ich muss«, sagte er bestimmt. »Das ist es ja, ich muss. Sonst kommt er nicht raus. Aber wir sitzen beide mächtig in der Tinte, wenn die Geschäftsführung der Daily News davon Wind bekommt und wir ihnen die Story nicht zuschanzen. Du musst das nicht machen.«
    »Doch. Dann kann ich eines Tages wenigstens mit einer guten Tat vor meinem Sohn angeben. Die Chance lasse ich mir nicht entgehen.«
    Sean lächelte sie an. Er war schon lange nicht mehr ihr Fahrer und sie vermissten es beide.
    »Elaine weiß, dass es morgen so weit ist, oder?«
    »Natürlich weiß sie das.«
    Zusammen sahen sie zu Elaine, die das Baby auf ihrer Hüfte schaukelte und mit den Zähnen knirschte. Sie spürte die auf sie gerichteten Blicke und erwiderte sie, schob plötzlich nervös den Buggy vor und zurück. Cabrinis Arme schossen vor Schreck in die Höhe.
    Paddy spürte, dass sich Elaine selbst zu beruhigen versuchte, nicht Cabrini.
    »Und für Elaine ist das in Ordnung?«
    »Ja, alles gut.« Er klang nicht sehr überzeugend.
    »Verdammt nochmal, Sean, du hast echt Glück gehabt, als du diese Frau geheiratet hast. Ich wäre nicht einverstanden gewesen.«
    Sean warf erneut einen Blick auf seine Frau und nickte. »Das weiß ich«, sagte er, »ich weiß.« Und wieder klang er nicht sehr überzeugend.
    »Terry Hewitt wurde ermordet«, platzte es aus Paddy heraus, die erneut den Tränen nah war. »Ich musste die Leiche identifizieren. Die glauben, es waren die Provos.«
    »Hewitt? Der Fettsack, wegen dem du mich verlassen hast?«
    »Das hab ich nicht … Heilige Scheiße, lass uns bloß nicht so anfangen.«
    Sie verstummte und Sean wiegelte ab. »Tut mir leid.« Er zog sie aus der Menge heraus zur Seite und in den Schatten. »Hat er in Nordirland recherchiert? Ich dachte, er wäre in Afrika gewesen.«
    »Nein, er wurde in Schottland getötet. Auf der Straße nach Stranraer.«
    Er wich einen Schritt vor ihr zurück. »Das würden die Provos nie machen. Keinen Journalisten. Doch nicht hier.«
    »Ich sag dir nur, was die Polizei gesagt hat.«
    »Puh, was wissen die schon? Das würden unsere Jungs niemals machen.«
    »Ach komm, Sean, sei nicht so naiv, die verpassen Teenagern Knieschüsse, nur weil sie Hasch verkauft haben.«
    »Sie sorgen für Ordnung.« Sean glaubte, der Osteraufstand sei noch keine Woche her, bei den nordirischen Unruhen ließe sich zwischen Gut und Böse unterscheiden und ein irischer Katholik mit Schusswaffe habe grundsätzlich nichts außer Gott und dem Wohl der Menschheit im Sinn. Sean besaß eine Dauerkarte für Celtic und besuchte sonntagnachmittags die Tower Bar, um mit den anderen Freizeitrevolutionären Rebellenlieder zu singen. »Die RUC kriegt das ja nicht hin …«
    »Halt verdammt nochmal die Klappe. Es ist nur so – das ist einfach das Letzte, was mir noch gefehlt hat, jetzt wo Callum rauskommt. Du kannst dir nicht vorstellen, unter welchem Druck ich stehe.« Sie spürte den Zettel in ihrer Tasche. »Der Express hat mir fünfzigtausend Pfund für ein Exklusivinterview geboten. Vielleicht sollte Callum ja wirklich ein Interview geben. Dann wäre er sie vielleicht los. Und er hätte ein bisschen Geld, um sich was aufzubauen.«
    »Er will nicht«, sagte Sean. »Ich denke auch, er sollte, aber er will nicht.«
    Elaine winkte Sean zu sich. Er setzte den Fuß eine Treppenstufe tiefer und drehte sich dann noch einmal um. »Um sechs Uhr hole ich dich ab.«
    »Sechs Uhr früh?«
    Er zog die Nase kraus. »Ich weiß. Tut mir leid wegen Terry. Ich weiß, dass du ihn gerngehabt hast.«
    »Das ist leider ein bisschen komplizierter, aber

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